Christian Mistress - Children Of The Earth

Review

Die späten Nuller und frühen 2010er-Jahre haben im klassischen Heavy Metal eine gewaltige Welle an hochwertigen Bands hervorgespült. Nicht alle waren originell, nicht allen standen steile Erfolgskurven bevor. Dass sich CHRISTIAN MISTRESS aus Olympia, Washington nach drei hervorragenden Alben vor etwa zehn Jahren auflösten, war besonders schade. Die Band hatte definitiv eine eigene Nische. Ihre Produktionen hatten immer etwas Proberaum-Charme, ihre Songs eine schrullige Nerdiness und live war diese Band eine einzige energische Wucht. Mit diesem kauzigen, stellenweise etwas um die Ecke gedachten Ansatz passte die Band weder zur spiegelglatten SKULL-FIST-/WHITE-WIZZARD-Ausrichtung, noch zur gerade beginnenden Hommage an den Epic-Metal-Underground, noch zum okkulten Brimborium, das seinerzeit viele zelebrierten. Christine Davis und ihre Jungs waren durch und durch hemdsärmeliger Underground. So kam es dass sie nicht ganz in der vordersten Reihe mitspielten, dafür aber von einer kleinen, loyalen Menge an Fans geliebten wurden.

CHRISTIAN MISTRESS – Eine lang erwartete Rückkehr

Egal, es ist einfach zu schön, dass CHRISTIAN MISTRESS wieder da sind und exakt das abliefern, was sie sollen. Für ihre “Children Of The Earth” getaufte Rückkehr haben sie acht wunderbar rohe, aber nicht stumpfe Heavy-Metal-Hymnen zusammengeschmiedet, die bei Fans der bisherigen drei Alben keine Wünsche offen lassen sollten. Dabei begehen sie aber nicht den Fehler, ihr bisheriges Werk lediglich aufzuwärmen. Vielmehr schaffen sie es, sich in einem nachvollziehbaren Rahmen weiterentwickelt zu haben.

Zunächst klingt die Produktion von “Children Of The Earth” ein gutes Stück aufgeräumter und nicht mehr so punkig wie auf den früheren Platten. Zudem haben CHRISTIAN MISTRESS noch nie übertrieben geradlinige Stücke geschrieben, aber immerhin gibt es auf dem aktuellen Album bemerkenswert viele offenkundige Hooklines. “City Of Gold”, “Voiceless”, “Mythmaker”, “Lake of Memory” – das sind eine Menge memorable ‘Hits’ auf dem Album. Streng genommen hängt nur “Love Of The World” mit seiner Standard-Bluesrock-Gesangsmelodie ein bisschen als ‘Lückenfüller’ durch. Einen ernstlich schwachen Song hat sich das Quartett allerdings zum Glück nicht erlaubt.

“Children Of The Earth” ist ein gelungenes Comeback

Apropos: Obwohl Gitarrist und früherer Hauptsongwriter Oscar Sparbel 2022 noch kurzzeitig bei CHRISTIAN MISTRESS mitspielte, ist die Band aktuell nur noch mit einer Gitarre unterwegs. Dadurch hat die Gitarrenarbeit minimal (!) an Extravaganz eingebüßt, da die Twin-Leads nunmehr in den Hintergrund getreten sind. Dem Niveau der Stücke schadet das jedoch ebenso wenig wie der Identität der Band. Dafür ist allein Christine Davis’ Gesangsleistung viel zu gut – unglaublich, wie sich ihre Stimme in den vergangenen Jahren überhaupt nicht geändert hat. Wer jedenfalls auf “Children Of The Earth” mit wachsender Sehnsucht gewartet hat, wird nicht enttäuscht werden. Die aktuellen Releases vergleichbarer Bands wie CASTLE oder SANHEDRIN sind jedenfalls aus dem Stand übertroffen.

P.S.: Es muss wahrscheinlich nicht erwähnt werden, aber der Rezensent hätte “Possession” seinerzeit mit mindestens drei Punkten mehr bewertet. Geschmäcker sind ja bekanntermaßen verschieden.

21.02.2025

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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