Die Liste seiner bisherigen Engagements gibt zugleich die Richtung auf seinem neuen Soloalbum vor. CHRIS CONELLY war Gründungsmitglied von MINISTRY und REVOLTING COCKS, und andere illustre Namen wie KILLING JOKE oder PIGFACE finden sich ebenfalls in seiner Biografie. „Artificial Madness“ ist ein Album exakt für diese Zielgruppe, sein häufig arg unterkühlter und minimalistisch wirkender Sound bezieht seine Einflüsse zu etwa gleichen Teilen aus Industrial und Post-Punk der ganz frühen 80er. Bei Songs wie „Wait For Amateur“ oder „Compatability“ scheint die vernichtend-kahle Romantik des Kalten Kriegs durch, so wie sie Jaz Coleman und seine Begleitmusiker auf ihren Frühwerken schon zelebriert haben. CHRIS‘ Stimme erinnert jedich eher an David Bowie und lässt die aggressive Metal-Schlagseite vermissen, die bei KJ die meiste Zeit vorherrschte.
Melodischer wird es unter anderem bei „Imperfect Star“. Nicht wirklich hymnenhaft, aber mit einer unbestreitbaren poppigen Note. „Artificial Madness“ ist alles, aber nicht einseitig. Die besonders von der obligatorisch minimalistischen Rhythmus-Sektion verbreitete Monotonie ist stets songbezogen und legt sich nicht ermüdend über das gesamte Album. Bei den Sprechparts von „Paraffin Hearts“ und „The Subjects“ fühle ich mich stimmlich ein wenig an Fish von MARILLION erinnert. Ich schiebe das mal auf die gemeinsame schottische Herkunft. Ein bisschen THE CURE gibt es auch, die Gitarrenparts von „The Subjects“ erinnern daran. Insgesamt liefert gerade die zweite Hälfte des Albums durch die Kombination von beschwörendem und melodischem Gesang und melodischer, rockiger Gitarrenarbeit fast ausschließlich Highlights. Die Kürze und Spontanität der Songs trägt seinen Teil dazu bei.
Inwieweit CONELLYs Musik für Metal-Fans interessant ist, lässt sich abschließend nicht beantworten. Seine Musik jedenfalls dürfte jeden ansprechen, der in der Rockmusik heute noch nach verneinendem und zweifelndem Pessimissmus sucht. Vielleicht liefert „Artificial Madness“ dafür die richtigen Impulse. Das Album ist mutig, ehrlich und authentisch, aber nicht in die falsche Richtung ausufernd. Kein Klassiker, aber überaus hörenswert.
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