Oh man, wenn das so weiter geht, dann werden wir auf ein neues SAVATAGE Album noch sehr, sehr lange warten müssen. Denn Jon Oliva ist bekanntlich mit seinem „Schmerz“ unterwegs und auch Chris Caffery nutzt die Schaffenspause, um sein Solomaterial unter die hungrige Meute zu werfen.
Doch ob die damit richtig satt wird? Ich glaube nicht. Zwar ist Chris Caffery ein ausgezeichneter Gitarrist und Musiker, keine Frage, doch halten sich seine songwriterischen Fähigkeiten etwas in Grenzen – zumindest, wenn es sein Solo-Projekt bzw. aktuelles Werk betrifft. „Pins And Needles“ ist eine musikalische Achterbahnfahrt zwischen Melodie, Progressivität, Wahnsinn und zu viel Gitarrengefummel. Nein, ich meine nicht, dass die Klampfe zu oft eingesetzt wird. Vielmehr wird sie chaotisch, unstrukturiert und ungebändigt eingesetzt. Teilweise nervt das schon arg.
Dabei hat sich Mr. Caffery eine Menge erstklassiger Musiker ins Studio geholt. Namen wie Ferdy Doernberg (u.a. AXEL RUDI PELL, ROUGH SILK) oder Alex Skolnick (TESTAMENT, SAVATAGE) können sich doch sehen lassen. Doch auch die besten Musiker können aus trockenen, gammeligen Teilchen keine saftige Sahnetorte machen.
Demnach bieten die Songs im einzelnen leider keine wirklichen Hits oder Nummern, die man sich öfters anhören möchte. Schon der Opener und Titeltrack „Pins And Needles“ macht ungefähr klar, wohin die Reise führen wird. Nicht vor dem Intro erschrecken, Chris will nur spielen. An für sich macht der Track schon was her, wenn man auf progressiven Metal steht. Schlau von dem Musiker, eins der besseren Stücke an den Anfang zu packen. Denn so vergrault man schon mal nicht die Käufer, die sich durch die ersten Töne bereits zum Kauf bewegen lassen. Doch schon „Sixty-Six“ bringt den Hörer zurück auf den Boden der Tatsachen. Die Gitarren sind zwar ziemlich fett, doch gestaltet sich der Song im gesamten ziemlich langweilig. „Torment“ macht anfänglich wieder Hoffnung auf eine bessere Nummer. Hmm, nicht wirklich. Die Struktur erinnert zwar hier und da an SAVATAGE, aber die Keyboards bzw. Effekte nerven und zwingen mich, schnell weiter zu skippen. Das folgende „Walls“ ist eine ziemlich wuchtige Nummer, zumindest von Sound her. Der Track wirkt ziemlich düster und verheißt bestimmt nichts gutes. Meine Ohren gehen wieder auf, „YGBFKM“ ertönt und kann schon eher überzeugen. Das Stück plätschert zwar auch wieder etwas unspektakulär durch die Walachei, aber dafür mit verdammt fetten Gitarren und einem schönen, rohen Sound. Bei „Sad“ hätte der Mountain King Oliva persönlich Pate stehen können. Nicht von schlechten Eltern, bis die Synthie-Passagen einsetzen. Die hätte man sich echt schenken können. Ansonsten jedoch eine coole Nummer und ein Highlight der Scheibe. Wer jetzt denkt, dass alles wieder gut wird, der hat falsch gedacht. Denn „Chained“ ist eine verdammte, langweilige und von Millionen anderer Melodic-Metal-Bands inspirierte Nummer. Braucht sich keiner zu geben.
Wenn es einen Track gibt, der sich wie der Titel anhört, dann ist es sicherlich „Worms“. Ich denke mal, dass dieses Stück eher als eine Comedynummer mit ernstem, nachdenklichen Hintergrund vorgesehen war. Denn anders kann ich mir diesen Ausbruch nicht erklären. Fürchterlich. „Crossed“ hat da schon wieder mehr Profil und Eier. Der Track geht ziemlich gut ab, Respekt für dieses Stück. Geile Sleaze-Einlagen, klasse Melodylines, nette Struktur. Anhören! Was ich von „Now It´s Time“ halten soll, kann ich gar nicht sagen. Das Stück bietet ein paar interessante Elemente, ist jedoch als Gesamtpaket gesehen dermaßen Wirr…vielleicht was für absolute Proggies… aber nur vielleicht. Und der Herr ist noch lange nicht am Ende. Was hat er sich da im Studio ausgetobt. „Metal East“ erinnert an einen türkischen Basar, auf dem gerade QUEEN die letzten Reste verwerten. Wären da nicht die genialen Solo-Einlagen von Chris, ich würde den Song von dem Silberling kratzen. Tut mir leid, da stellen sich mir die Nackenhaare auf.
Aaaah, Venedig. Doch nicht, habe mich schon gewundert. Ist eher Gitarrengefrickel gelangweilter Gitarristen auf dem Weg zur Pommesbude. Nee, so schlimm ist es vielleicht doch nicht. Aber „Qualdio“ passt auch so gar nicht ins Konzept. Könnt ihr weiterskippen, ist ein Lückenfüller. Besser ist da schon das knapp zweiminütige „The Temple“. Das Stückchen zeigt zumindest, dass Chris gesanglich einiges drauf hat. Ob der Bonustrack „Once Upon A Time“ das Ruder noch mal rumreißen kann? Mal sehen. Die ersten Töne sind schon mal vielversprechend. Hält sich vom Level dann auch, obwohl ich mir den Track auch nur beim Kartoffelreiben anhören würde, um Aggressionen zu verarbeiten.
Ich frage mich, warum die meisten Solo-Scheiben vieler Musiker nie die Güte der Hauptband erreichen. Liegt es daran, dass die Solisten einfach mal ihre kranken Ideen austoben möchten? Ist es verletztes Ego, dass eine Idee vielleicht nicht umgesetzt wurde? Man weiß es nicht. Fakt ist, dass diese Scheibe nur absoluten SAVATAGE oder CHRIS CAFFERY Fans zu empfehlen ist, die eh jeden Cent für ihre Helden ausgeben. Der „normale“ Metaller an sich braucht dieses Werk ganz sicher nicht. Höchstens, um die Redakteure diverser Metalzines zu beschäftigen.
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