Von der Ernüchterung und eventuellen Enttäuschung, die die scheinbare Monotonie bei den ersten Durchgängen des neuen CHIMAIRA-Albums „The Infection“ hervorruft, sollte man sich nicht täuschen und einschüchtern lassen. Die Tiefe und Qualität des Albums steigt proportional mit der Zahl der Umdrehungen, und auch ich habe das musikalische Konzept des Werkes mit fortlaufender Beschäftigung begriffen.
CHIMAIRA vermeiden bei „The Infection“ energisches Uptempo. Tempowechsel gibt es zwar, die meisten davon bewegen sich jedoch innerhalb einer gewissen mittleren Geschwindigkeit. Die neuen Songs bauen in erster Linie auf zwei Dinge: Auf Groove und ganz besonders auf Atmosphäre. „The Infection“ hat weniger potenzielles Hitmaterial zu bieten, es ist die Gesamtheit, die hier den Ausschlag gibt. CHIMARIA haben eine dunkle, beängstigende Bedrohung vertont, mit einem leichten Anflug von zunehmender Stärke, die man aus der Gefahr zu ziehen vermag. Die eröffnenden Songs „The Venom Inside“ und „Frozen In Time“ bieten außer der gewohnten eigenständigen Gitarrenrabeit, die auf schwere Riffs und stellenweise psychopatisch angehauchten Leads setzt, vor allem gehaltvolle, mitunter recht kalte Düsternis.
„Impending Doom“ zieht mit seinen cleanen, diese Grundstimmung nur unterstreichenden, beinahe angehauchten Vocals noch ein paar andere Register. „On Broken Glass“ und „“Try To Survive“ drücken das Aggressionslevel noch ein wenig nach oben, die als breit und mächtig zu beschreibenden Strukturen bilden einen angenehmen Kontrast zum derzeit vorherrschenden Geschwindigkeitswahn, den man nach einer Weile, nachdem man sich über die erwähnte vermeintliche Gleichschaltung der Songs noch gewundert hat, erst in Gänze zu schätzen weiß.
Das abschließende Instrumental „The Heart Of It All“ ist progressiv, ohne verschachtelt zu sein, hier arbeitet die Band mit Melodien, Stimmungswechseln und kompositorischer Weitsicht, die den Albumkontext jedoch nicht verwässern. CHIMAIRA nutzen, wie auf den Vorgängern, ihre Vorliebe für Death-, langsamen Thrash-, ein paar Black- und sogar Doom-Elementen, die Gitarrenarbeit und der stählerne Sound rechtfertigen nach wie vor eine Einordnung in die modernen Genres. Aber Vorsicht: Metalcore? Fehlanzeige.
Von Mark Hunter’s immer noch etwas eindimensionalen und stellenweise etwas drucklos wirkenden Vocals abgesehen, ist „The Infection“ eine Scheibe, bei der man Geduld mitbringen sollte, die ich letzten Endes auszahlt. Wo man die Scheibe in der Gesamtdiskogaphie der Band einordnen kann, vermag ich zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht zu beantworten.
Derbe und nicht leicht verdaubare Schlachtplatte!
Nahezu jeder Song hat einen haufen Breaks und Tempowechsel… Aber eine beinahe gleichbleibende, sehr düstere Grundstimmung.
Das ganze hat mit Core gar nichts mehr am Hut, ich sehe darin Death Metal lastigen Thrash irgendwo im Downtempo + Midtemo Bereich. UNd glaubt mir, die geschwindigkeit der Songs ist das, was einem am meißten hier zu schaffen macht. Es drückt ohne Ende und scheint dich nach und nach mehr zu infizieren. Frozen In Time und Impending Doom sind für mich heute schon Klasssiker
Wirklich eine schwierige Platte! Mochte ich damals nicht so gerne hören, gefällt mir mittlerweile aber etwas besser. Trotzdem war „Resurrection“ das bessere, weil deutlich abwechslungsreichere, Album für mich. „The Infection“ hat wieder etwas mehr mit der Eintönigkeit zu kämpfen, wobei für Variation eigentlich trotzdem gesorgt ist und selbst wenn Hunter die clean Vocals überwiegend wieder gestrichen hat, so bemüht er sich dennoch ein wenig Abwechslung ins Gekeife zu bringen. Trotzdem sind die Songs vom Aufbau her alle relativ ähnlich geraten und nichts bleibt sofort hängen. Allerdings ist das Album als Gesamtwerk betrachtet schon sehr stimmig und besitzt eine wunderbare, eiskalte Atmosphäre. Nach ein paar Hördurchgängen mehr reicht es dann doch für sieben Punkte, aber die Band kann das auch besser!
Ach und noch ein Nachtrag:
Das instrumentale Monsterstück „The Heart Of It All“ ist zwar wirklich großartig und bietet geniale, ausschweifende Gitarrensoli, aber ich finde, dass es überhaupt nicht zum Gesamtkontext des Albums passt. Hier geht es nämlich doch schon ziemlich melodisch zur Sache und würde man es nicht wissen, käme man nicht darauf, dass immer noch dieselbe Band spielt!