Nein, die hier sind weder aus Chicago noch spielen sie Jazz. Es handelt sich ’nur‘ um ein paar Typen aus der Ostzone Deutschlands, die uns mit „Hip-Gun-Rock“ ihre Version deutschsprachigen Crossovers auftischen. Was die Klischees angeht, kommen sie allerdings locker an amerikanische Standards heran. Im Cover lassen sich die Bandmembers in bester Kid-Rock-Proll-Pose vor einer 13-türigen Limousine ablichten. Derart überzogen, daß ich es schon wieder sympathisch, weil komisch finde. Doch die Musik lässt die erwartete Komik missen. Die instrumentale Fraktion klingt stellenweise stark nach Rammstein-Sound auf Rock getrimmt. Schlecht ist es deswegen nicht, nur eben auch nicht einfallsreich. So macht die Aufnahme zwar immer schön ‚Boom‘, aber wenn sich die Staubwolke legt kommen die üblichen Standards zum Vorschein. Meine letzte Hoffnung galt somit den (deutschsprachigen) Texten des Sängers Al Kalony. Doch dieser beschränkt sich bei seinen lyrischen Ergüssen auf Möchtegern-Schlüpfrigkeiten, Sexprotz-Jargon und Anmachsprüche auf einem Niveau, welches vielen weiblichen Diskobesuchern häufiger zugemutet wird („teste mein Hormon, Testosteron“). Kein Augenzwickern, kein Wortwitz, nur banale Selbstanpreisung der peinlicheren Sorte. Fazit: Deutschland ist und wird wohl auch in Zukunft ein Crossover-Niemandsland sein, woran Chicago-Jazz ganz sicher nichts ändern werden (die Absicht sei mal unterstellt). Auch wenn (oder gerade weil) die Band garnicht ernstgenommen werden will, fehlt es schlichtweg an der notwendigen Prise Humor. Knapp unterm Durchschnitt.
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