Cherry Choke - Cherry Choke

Review

Bei Elektrohasch bekommt man immer ein kleines Stück Vergangenheit präsentiert, auch wenn sie auf dem modernen Silberteller kommt und nicht mal halb so alt ist, wie sie klingt. Rock, der noch so klingt wie im tiefsten analogen Zeitalter, als nach Metal und extrem verzerrten Gitarren noch kein Hand gekräht hat, als Kompression und ‚loudness war‘ nur eine geistige Blähung war.

Mit CHERRY CHOKE hat man sich wieder ein paar Garagenrocker unter’s Dach geholt, die den Sound einer längst vergangenen Ära wiederbeleben. CHERRY CHOKE, das ist die junge Band um Mat Bethancourts, der sich auch mit JOSHIA, THE BEGINNING und THE KINGS OF FROG ISLAND die Zeit vertreibt. Ihre Helden sind alle mindestens 50-60 Jahre alt und nennen sich THE STOOGES, THE WHO, JIMI HENDRIX oder BLUE CHEER – der Sound, zu dem uns unsere Eltern gezeugt haben.

Auf dem Debüt der Briten gibt es Garage Rock, wie er im Buche steht, immer wieder durchsetzt mit psychedelischen Momenten und einem Hauch Stoner. Die Devise lautet nicht „carpe diem“, sondern „nutze den Moment“. Spontaneität ist alles bei CHERRY CHOKE, die Magie der Songs sofort zu greifen und nicht erst stundenlang zu warten und daran herumzubasteln. Und so klingt und rockt das Album auch: Der Sound ist dreckig und roh, so als ob alle Instrumente im Proberaum mit dem 4-Track zusammengestöpselt wurden. Klar, wir schreiben das Jahr 2009, und deshalb klingt diese Platte trotzdem eher nach einer Produktion des 21. Jahrhunderts und nicht nach einer analogen Aufnahme in den 60ern. Dennoch kommen CHERRY CHOKE genau durch ihren Sound auch so authentisch rüber. Hier wird nix glatt poliert, wegretuschiert oder überpinselt. Die Instrumente, Schlagzeug, Bass, Gitarre, klingen so wie sie klingen müssen, und Mat röhrt am Mikro mit der gleichen Energie wie die Vorväter.

Diese Platte klingt nicht nach Retro, jedenfalls nicht wie eine Band, die mit ihrem Produzent mal schnell ein paar musikalische Klischees aufwärmen will, sondern wie Musikliebhaber, die ihre Songs so schreiben, weil sie gar nicht anders können – und das machen sie ziemlich gut.
Eine Platte mit ehrlichem Feeling, die sogar unseren Eltern gefallen würde.

02.06.2009
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