Chelsea Wolfe - She Reaches Out To She Reaches Out To She

Review

Galerie mit 19 Bildern: Chelsea Wolfe - European Tour 2024 in Köln

Mit ihrem siebten Studioalbum „She Reaches Out To She Reaches Out To She“ gehen CHELSEA WOLFE wieder neue Wege. Wer dachte, dass die Band bereits alle Genres auf ihren bisherigen Veröffentlichungen durchlaufen hat, sieht sich getäuscht. Nach dem eher düsteren, aber seichten „Birth Of Violence“ führt uns „She Reaches Out To She Reaches Out To She“ wieder in eine ganz andere musikalische Richtung.

CHELSEA WOLFE – genreübergreifend und visionär

Die inhaltliche Basis, die sich kurz gesagt um Selbstfindung, Selbstbehauptung dreht, umreißt musikalisch ziemlich genau, was dieser Kern umfasst: Das Aufbrechen von Konventionen und Genregrenzen in einer unkomplizierten Umsetzung, ohne sich um stilistische Einordnungen oder Abgrenzungen zu bemühen und um sich im Hier und Jetzt so zu akzeptieren, wie man ist.

„She Reaches Out To She Reaches Out To She“ ist zweifellos eine Neuausrichtung der Band. Aber genau genommen wirkt es im Kontext einfach nur wie eine logische und authentische Weiterentwicklung. Dass das Album kaum weniger Metal oder Rock sein könnte, stört nicht wirklich, denn die charismatische, sehr eigenständige Umsetzung, gepaart mit Wolfes eindringlichen, unverkennbaren Vocals, steht immer im Vordergrund.

Grundsätzlich setzen CHELSEA WOLFE auf „She Reaches Out To She Reaches Out To She“ auf Trip Hop und Electronica mit harten Beats, die sie durch eine klassische Instrumentierung abwechslungsreich gestalten.

Die Vielseitigkeit ist beachtlich. Beginnt beispielsweise der Opener „Whispers In The Echo Chamber“ mit heftigen Electro-Breakdowns in bester TRICKY-Manier, so finden sich auf „Unseen World“ tragende, fast epische Electro-Soundteppiche mit ganz anderem Charakter. Der Einsatz klassischer Rock-Instrumente bildet einen sehr runden Grundton, der das ansonsten wilde Konstrukt als Ganzes zusammenhält. So verwundert es nicht, dass der abschließende Track „Dusk“ mit einem schwer rockigen Gitarrensolo endet.

She Reaches Out To She Reaches Out To She – eine Reise ins Ungewisse

Zugegeben: Das neue Album von CHELSEA WOLFE erfordert eine gewisse musikalische Offenheit. Die Verbindung von elektronischer Musik mit klassischen Instrumenten ist in diesem Genre sicherlich ungewöhnlich, zeigt aber, wie visionär und genreübergreifend WOLFE hier die einzelnen, sehr individuellen Songs zu einem spannenden Ganzen zusammenfügt. „She Reaches Out To She Reaches Out To She“ ist keine Platte für jede Stimmung, packt einen aber umso intensiver, wenn es passt.

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08.02.2024

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29 Kommentare zu Chelsea Wolfe - She Reaches Out To She Reaches Out To She

  1. Werner sagt:

    Mensch danke für den Tipp. So Mucke höre ich normal ja gar nicht, aber macht einen Heidenspaß – abartige Sounds und interessanter Mix und man schwebt einfach dahin……….

    Interessanter Gesangsstil obendrein und die fetten elektronischen Effekte zwischendrin – woah- laut gehört wackelt hier der Straßenzug! Da ist keine Laterne sicher!

    8/10
  2. imwald sagt:

    für mich als Chelsea Wolfe Hörer(Untergebener) der ersten Stunde, war nach der ersten Vorab-Single schon klar wo die Reise hingehen würde. das Album ist einfach grandios, jeder Song vielschichtig und genial. Chelsea Wolfes Musikstil zu bewerten ist eigentlich unfair, sie einfach in einer eigenen Sphäre unterwegs…

    10/10
  3. Watu sagt:

    So stark hatte ich Chelsea Wolfe gar nicht in Erinnerung. Da ich TripHop liebe, hat die Musik gleich bei mit gefunkt. Erstklassig die analoge Anmutung der elektronischen Spielereien. Mich erinnert das auch an Tricky, aber tlws: auch an Atumnblaze Meisterwerk bleak. Einzig den „Gesang“ empfinde ich zwar immer sehr passend und wohlwollend tempariert, aber auf Dauer auch ein wenig einseitig. Ich wünschte mir, dass Chelsea Wolfe auch hier ein wenig experimentieren würden und die Vocals hier und da mal durch den elektronischen Fleischwolf drehen. Aber insgesamt sehr edles Teil für Feinschmecker, genauso wie das Cover.

    8/10
  4. Werner sagt:

    Nabend imwald,

    du, da haste schon recht – die entziehen sich eigentlich der üblichen Skalen und Klischees – ich wußte auch nicht recht, wie ich das bewerten soll – ist halt nicht meine Mucke, finds aber trotzdem geil und kenne da jetzt nix, wo so klingt –
    für mich ne neue Baustelle gewesen, daher zur 8 gezückt.

  5. nili68 sagt:

    >Ich wünschte mir, dass Chelsea Wolfe auch hier ein wenig experimentieren würden und die Vocals hier und da mal durch den elektronischen Fleischwolf drehen.<

    Bitte nicht! Es gibt kaum Ätzenderes, als elektronisch verzerrte/veränderte Vocals. Die furchtbarste Art an Elektro-Mucke. Eher sowas wie VNV Nation..
    Das Lied hier ist natürlich sehr gut. *Portemonnaie zück*

  6. Vlad_the_Impala sagt:

    Man könnte fast meinen, dass sie sich mit diesem Album glatt noch mal selbst übertroffen hat.
    Ich möchte mich aber in dieser Hinsicht lieber erstmal nicht zu weit aus dem Fenster lehnen wollen. Möglicherweise sind meine Sinne durch die zahlreichen 90s-Flashbacks getrübt.. 🙂

  7. imwald sagt:

    Watu; man merkt daß du dich nicht wirklich mit der Musik von Chelsea Wolfe beschäftigst, sie ist im Grunde eine klassische Songwriterin deren Einflüsse im Country, Folk und Rock liegen. ihre Stimme ist durchaus sehr variabel, wenn man aufmerksam zuhört

  8. Watu sagt:

    Stimmt, ich fand Chelsea Wolfe immer gut, aber mir persönlich irgendwie zu langweilig.
    Durch die gesteigerten, elektronischen Elemente ist es jetzt etwas spannender für mich geworden.
    Ich habe einfach nur geschrieben, wie ich es selbst beim hören empfinde, ohne mich damit näher beschäftigt zu haben. Ich würde auch spontan zustimmen, dass ihre Stimme variable ist, aber wenn du dich bspw. mal mit James Blake oder Beth Gibbson beschäftigst, dann verstehst du vielleicht was ich meine. Da kommt emotional mehr Imput bei mir an. So eine „Klassische Ausbildung“ führt manch mal auch zur „Gleichförmigkeit“.

  9. Watu sagt:

    „Bitte nicht! Es gibt kaum Ätzenderes, als elektronisch verzerrte/veränderte Vocals. Die furchtbarste Art an Elektro-Mucke. Eher sowas wie VNV Nation..“

    Ich kann verstehen, wenn einen das stört, auch wenn ich glaube, dass du es dir etwas anders vorstellst, als ich es im Sinn habe. Letztlich haben Chelsea Wolfe, wie imwald schon schrieb, auch eher einen Dark Country, Folk etc. Ansatz. Stempel meine Anregung daher eher als Nerd Fantasie ab, die wenig mit dem zu tun hat, was Chelsea Wolfe anvisieren und deren Musik ausmacht. Es ist wahrscheinlich gut oder sehr gut, so wie es ist – und Punkt. Für mich persönlich fehlt halt nur etwas, um richtig große Lust darauf zu haben.

  10. imwald sagt:

    natürlich kenne ich Portishead, habe ich gehört als die aktuell waren, fand ich nie spannend, spielt für mich schon lange keine Rolle mehr

  11. MetalGerhardt sagt:

    Also ich fänd es ja spannend, wenn die Band jetzt ein wenig mehr mit Death Metal experimentieren würde. Das ist jetzt nicht so gemeint, wie viele das wahrscheinlich denken, weil ich rede eher so von der Richtung „Cannibal Corpse“. Das wäre mal ein spannender Ansatz, um interessante Musik noch interessanter zu machen. Vielleicht hört man ja auf mich und dann wird das ne ganz große Nummer!

  12. deadguy sagt:

    Chelsea Wolfe soll Cannibal Corpse mäßig Musik machen, bitte was, so ist die Syngergie???

  13. nili68 sagt:

    Wenn mein Ironie-Detektor nicht kaputt ist, würde ich das als solche deklarieren.. 😜

  14. Se Wissard sagt:

    Wer Frau Wolfe anders hören möchte, kann ja Mal in Mrs. Piss reinhören. Da wird zwar nicht gegrunzt oder geknüppelt, aufs Maul gibt’s aber trotzdem.

  15. MetalGerhardt sagt:

    Mrs. Piss kannte ich noch gar nicht. Danke für den Tipp!
    Klingt nicht schlecht, aber auch da wäre es interessant, wenn man mal etwas mehr experimentiert hätte. Da hätte man ja so ein wenig in Richtung „Urfaust“ gehen können und dann noch eine bessere Produktion. Leider gibt es halt keine Musik, die man nicht besser machen könnte!

  16. Se Wissard sagt:

    Och, würde ich nicht sagen. Ich versinke gerade in 70er Prog Zeug und finde das alles schon sehr perfekt, hehe.

    Bei Chelsea hab ich immer diesen DIY Charakter im Hinterkopf. Da finde ich auch immer etwas, dass man besser oder anders machen könnte. Aber dann denke ich mir, es ist genau so, wie sie das haben will und das halt mit ihren Mitteln.
    Ich verfolge die Dame jetzt auch schon einige Jahre und bin immer wieder erstaunt, was am Ende bei den Alben rauskommt, wo ich dann denke, könnte ja da oder dort noch anders sein. Aber egal, ihre musikalische Reise ist einfach spannend. Und live ist die Dame sowieso der absolute Knaller.

  17. MetalGerhardt sagt:

    Meine textlichen Ergüsse sind, wie schon jemand anders zuvor treffend erkannt hat, auch mit einer Ironie zu verstehen. Das ist ein halbwegs satirischer Umgang mit Kommentaren einer gewissen Person. Anders erträgt man das ja sonst nicht. Und das 70er Jahre Prog-Zeugs hätte auch interessanter klingen können, wenn die schon damals einfach ein wenig weiter gegangen wären. Weniger kommerzielle Produktion und einfach interessanter. Solch Musik, oder Musik an sich, muss immer anders klingen! 😉

  18. Se Wissard sagt:

    So ein Unsinn. Wäre das bei NB oder bei NR rausgekommen, ja dann!

    Macht so was nicht mit alten, versoffenen Typen, die froh sind, wenn sie mit einem Daumen am Handy einen Kommentar abgeben können. 😀

  19. MetalGerhardt sagt:

    „Macht so was nicht mit alten, versoffenen Typen, die froh sind, wenn sie mit einem Daumen am Handy einen Kommentar abgeben können. 😀“

    Ich bin doch selbst ein alter, versoffener Typ, der so ein Kommentar nicht mal am Handy, sondern ganz altmodisch am Computer, schreibt. 😆

  20. Schraluk sagt:

    Für mich mit Abstand das beste Album in diesem neuen Jahr 2024. Sie schafft es mich mit jedem neuen Album so dermassen abzuholen. Auch diesmal muss man sich darauf einlassen wollen. Und dann ist es geradezu eine Offenbarung. Der Ausbau elektronischer Spielereien steht ihr sehr gut und schon gleich der Opener ist so unfassbar geil, dass einem die Spucke wegbleibt. Das Video dazu ist übrigens auch endgeil.
    Egal was die Dame anpackt, egal ob alleine, oder in den Kollaborationen mit Emma Ruth Rundle, Converge & Cave Inn etc., das hat immer reichlich Potential. Sehr schön. Das.

    9/10
  21. TrVeManSchoh sagt:

    @Watu: Wie sieht es denn aus mit Cocteau Twins – Treasure? Das könnte doch deinem Gusto entsprechen.

  22. Watu sagt:

    Cocteau Twins kenne ich vom Namen her, aber musikalisch bislang noch nicht mit denen befasst. Danke für den Tipp!

    Was ich bspw. absolut überragend finde ist das hier. Hier ist auch die Verfremdung der Vocals zu vernehmen (Chor im Hintergrund) und wie das wirken kann.
    https://www.youtube.com/watch?v=Lnvobi3ctsE

    Oder wie man weibliche Vocals, in leisen Tönen, bis in die absolten Spitzen mit Spannung aufläd und entläd, ist bei Agnes Obel gut vernehmbar.
    https://www.youtube.com/watch?v=QOGQx4khAG0&list=PLZbxxQVmo3LgpwSRCrf7X6l_gFOCwiNmw&index=11

  23. Se Wissard sagt:

    Kam heute an, erster Gesamtdurchlauf geschafft.
    Elektronik war bei Chelsea schon bei früheren Alben zugegen, ich würde aber sagen, dass sie es auf diesem Album geschafft hat, ein wenig weg vom rudimentären Spielereien zu einem kraftvollen Gesamtsound zu wechseln.
    An manchen Stellen hat man sie noch nicht so klar und deutlich (ohne Hall )singen hören, insgesamt wirkt das Album, als ob sie gehörig Überzeugung und Selbstvertrauen in die Scheibe gesteckt hat.
    Eine gewisse Zerbrechlichkeit ist zwar immer zu erahnen, aber diese wirkt gewollt und nicht wie vielleicht noch vor vielen Jahren, weil es nicht anders ging.

    9/10
  24. TrVeManSchoh sagt:

    @Watu: Danke. Hab mir beides angehört. Agnes Obel hat natürlich eine Menge Klasse. Könnte ich mir in ruhigen Stunden sehr gut anhören. Kann man nichts gegen sagen. Könnte gern etwas verschrobener sein, aber in der Tat eine hervorragende Sängerin.

    James Blake: Ich verstehe, was dir daran gefällt, auch wenn dieser Song nicht unbedingt meine Baustelle ist. Ich fand es aber interessant, nochmal auf Rosalia zu stoßen. Die ist ja ein riesiger Star in Spanien. Ich kenne sie jedoch erst, seit sie einen Song mit Björk aufgenommen hat („oral“). Es hat ganz wunderbar harmoniert (naja, was soll ich als Björk-Fanboy auch sagen). Cheers.

  25. Watu sagt:

    Agnes Obel habe ich live in der Kirche gehört. Ohne zu übertreiben, das war vom Klang her für mich etwas Bewusstsein Erweiterndes. Erst da habe ich verstanden, warum es Sinn macht so viel Geld in eine Elbphilharmonie zu stecken. ;))

    Rosalia kannte ich noch gar nicht, aber in dem Song gefällt mir ihr Beitrag sehr. Da sie mit James Blake und Björk zusammengearbeitet hat, ist sie quasi vollumfänglich geadelt. Muss mich mal näher mit ihr beschäftigen. James Blake klingt auf jedem Album anders. FÜr mich steht er auf einem Innovations- und Qualitäts Level, wie Ihsahn in den 90ern beim BM.

  26. Master sagt:

    Großartig! Für mich ihr bestes Album bisher.
    „House of Self-Undoing“ ist jetzt schon ein Klassiker für mich.

    10/10
  27. nili68 sagt:

    Musikalisch ist das schon ganz gut, wenngleich ich thematisch auf den Esoteric/Witchcraft-Kram verzichten könnte. Das Wissen darum trübt den Genuss etwas, nimmt dem die Ernsthaftigkeit (was Frau Wolfe selbstredend wohl anders sieht), aber die Welt ist nun mal nicht auf mich zugeschnitten. Psychologische Themen ohne Tarot usw. hätten IMO mehr Impact, aber an der Musik gibt’s nicht viel auszusetzen.

    8/10
  28. nili68 sagt:

    Ist tatsächlich so geil, dass ich meine (textlichen) Kritikpunkte komplett beiseite schieben kann und noch ’n Pünktchen nachreiche. Ist nicht unbedingt nötig und wichtig, aber ich brauche das für mein Karma. 😀