Charred Walls Of The Damned - Creatures Watching Over The Dead

Review

Die ersten beiden Alben von Tim „Ripper“ Owens‘ aktuellem Arbeitgeber CHARRED WALLS OF THE DAMNED, das selbstbetitelte Debüt und „Cold Winds On Timeless Days“, erschienen 2010 und 2011 in einem Abstand von gerade einmal 20 Monaten. Danach war jedoch erstmal Funkstille: Fünf Jahre lang war es, zumindest an der Studioalben-Front, ruhig um die Band. Nun rückt das Power-Metal-Outfit aus Long Island, New York, jedoch mit seinem dritten Album „Creatures Watching Over The Dead“ raus. Das ist langsamer und weniger thrashig als die beiden Erstlingswerke, womit CHARRED WALLS OF THE DAMNED im Kontext ihrer eigenen Historie zwar irgendwo mal was anderes machen, aber auch austauschbarer und weniger spritzig klingen.

„Creatures Watching Over The Dead“ fehlt es am Thrash, am Uptempo, an der Power

Nein, bedenkt man, dass neben Mr. Owens drei eigentlich eher extrem orientierte Musiker bei CHARRED WALLS OF THE DAMNED mitmischen, darf man schon mal fragen, was denn da passiert ist. Die Band lässt ihre Thrash- und Uptempo-Einflüsse auf „Creatures Watching Over The Dead“ bis auf zweieinhalb Ausnahmen gänzlich weg, auch die früher hier und dort mal aufploppenden Melo-Death-Anleihen sind auf Album numero drei quasi Fehlanzeige. Was bleibt, ist leicht progressiv angehauchter, melodischer Power Metal ohne echte Power, denn selbst die Eier des klassischen US-Power-Metals lässt das Album vermissen.

CHARRED WALLS OF THE DAMNED landen auf Album numero drei nur einen echten Volltreffer

Der Opener „My Eyes“ deutet das schon an, und – Ersthörer müssen jetzt sehr stark sein – ist dabei noch der einer der härtesten Songs auf „Creatures Watching Over The Dead“. Der kantigste Song folgt mit „The Soulless“, der die vermissten Thrash- und Melo-Death-Elemente am deutlichsten hervorholt. Der Refrain ist markant, das Riffing flott und frisch – einer von zwei Songs des Albums, die an ältere CHARRED WALLS OF THE DAMNED erinnern, ist gleichzeitig auch der einzige richtige Treffer, den die Band im Jahre 2016 landet. Die Halbballade „Afterlife“ baut sich auf einen Refrain hin auf, der dann aber nicht zündet, die darauffolgenden Tracks „As I Catch My Breath“ und „Lies“ machen zwar als Metalstücke, aber auf ähnlich lahme und höhepunktarme Art weiter.

In „Reach Into The Light“ packen CHARRED WALLS OF THE DAMNED nochmal die Thrash-Keule aus, der Song soll wohl einen Kontrast darstellen – ist dazu aber zu beliebig komponiert. Klimata? Pffft. Im abschließenden Dreierpack „Tear Me Down“, „Living In The Shadow Of Yesterday“ und „Time Has Passed“ setzt sich das fort, was „Creatures Watching Over The Dead“ zu einem solchen lahmen Album macht: Midtempo-Kompositionen ohne Wucht und Eier, Höhepunkte, die keine sind, und seltsam um den heißen Brei herumkomponierte Strukturen – ein bisschen klingt das fast wie DREAM THEATER ohne deren Genialität und ohne deren Abgedrehtheit.

Kein neues Album, das die alten Fans gebraucht hätten

Nein, CHARRED WALLS OF THE DAMNED bringen mit „Creatures Watching Over The Dead“ kein neues Album, das die alten Fans gebraucht hätten. Wäre das Album wieder nur anderthalb Jahre nach dem letzten erschienen, wäre es ein bisschen verständlich gewesen, dass das spritzige Kreativpulver verschossen ist, mit fünf Jahren Zeit zwischen den Alben durften Fans aber mehr erwarten. Da bleibt fast nur eine Erklärung: Die Band wollte das dritte, das Do-or-Die-Album massentauglicher und kommerzieller gestalten. Das ist natürlich nur Mutmaßung, die einzige andere Erklärung wäre aber, dass CHARRED WALLS OF THE DAMNED über die Jahre verlernt haben, frische, wuchtige, flotte und spaßige Power-Metal-Songs zu schreiben. Richtiggehend schlecht ist „Creatures Watching Over The Dead“ dabei natürlich nicht, aber es bleibt qualitativ weit hinter den beiden Erstlingswerken.

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16.09.2016

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1 Kommentar zu Charred Walls Of The Damned - Creatures Watching Over The Dead

  1. metalfreak sagt:

    Also mit powermetal haben sies auf metal.de einfach ueberhaupt nicht natuerlich klingt dieses teil nicht mehr so wie die vorgaenger aber high speed gebolze sollte man langsam von diesen herrschaften wohl mal genug gehoert haben, tim owens auf platte nach wie vor ein absoluter spitzensaenger und vor allem die gitarrenarbeit sollte man sich hier mal anhoeren sehr melodische super gespielte solis, hier kann man beim besten willen unter 8 punkten einfach nichts geben, da sind viele deutschpowermetaller ob helloween oder grave digger doch um einiges berechenbarer und vor allem wesentlich langweiliger

    8/10