Charlotte Wessels - The Obsession

Review

Soundcheck September 2024# 17

Es ist endlich soweit! Nach zwei Compilations mit Eigenproduktionen steht nun das erste vollständige Studioalbum “The Obsession“ von CHARLOTTE WESSELS in den Startlöchern, auch bekannt als ehemalige Sängerin der niederländischen Symphonic Metaller DELAIN. War “The Obsession“ das Warten wert?

Lang ersehntes Futter für die Ohren

Ja, definitiv. Sorgten die zwei Compilations “Tales From Six Feet Under I & II“ bei einigen Fans für gemischte Gefühle, dürfte “The Obsession“ das Pflaster auf der Wunde derjenigen sein, die sich mit den “Tales“ aufgrund zu weniger Metal-Akzente nie so recht anfreunden konnten. Das Album wurde, wie alle anderen Werke der Niederländerin zuvor, in ihrem heimischen Six Feet Under Studio aufgenommen. Unterstützt wurde sie dabei von alten Wegbegleitern wie Timo Somers an der Gitarre, Joey Marin de Boer am Schlagzeug und Otto Schimmelpenninck van der Oije am Bass. Alle drei spielten bereits mit ihr bei DELAIN. Neu dazu gesellt hat sich Sophia Vernikov an Klavier und Keyboard. Doch wer nun glaubt, “The Obsession“ wäre schlicht DELAIN 2.0, der irrt.

CHARLOTTE WESSELS hat es geschafft, ihren ureigenen Sound seit den “Tales“ auf ein neues Niveau zu heben und zu verfeinern, ohne ihn zu verfälschen. So gibt es als Opener mit “Chasing Sunsets“ gleich einen fetten Ohrwurm, der sowohl mit ordentlichen Riffs als auch Melodie satt überzeugt und sich direkt im Gehörgang festsetzt. “Dopamine“ ist ein bisschen poppiger geraten, wartet aber mit einem hochkarätigen Gastbeitrag von EPICAs Simone Simons auf und reißt den Zuhörer direkt mit. Die erste Singleauskopplung “The Exorcism“ überzeugt mit einem eindringlichen Wechsel aus ruhigen und sehr kraftvollen Passagen inklusive Screams. Gefühlt singt sich CHARLOTTE WESSELS in diesem Song buchstäblich das Herz heraus. In “Ode To The West Wind“ steuert Alissa White-Gluz von ARCH ENEMY gegrowlte Vocals bei. Die Powerballade “Praise“ überrascht gar mit einem ganzen Gospelchor, der dem Zuhörer in Kombination mit den Arrangements und CHARLOTTE WESSELS‘ Stimme wohlige Schauer über den Rücken jagt.

Auch thematisch ist das Album spannend. CHARLOTTE WESSELS zeigt sich verwundbar und fasst auf “The Obsession“ Themen an, die sonst gesellschaftlich gerne unter den Teppich gekehrt und selten angesprochen werden. So drehen sich zum Beispiel Titel wie “The Crying Room“, „Vigor & Valor“ oder das sehr persönliche “The Exorcism“ um Ängste und Zwangsstörungen. “Dopamine“ handelt von der seelischen Taubheit, die von bestimmten Antidepressiva, sogenannten Selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern, hervorgerufen werden kann. Der lebhafte Charakter des Songs steht dabei in krassem Gegensatz zum thematischen Inhalt und unterstreicht diesen dadurch umso eindringlicher. In “All Of You“ spricht das lyrische Ich einer Person Mut zu, die nicht an sich glaubt und/oder an Depressionen leidet. “Praise“, das durch die Unterstützung des Gospelchors eine ganz eigene Note entwickelt, dreht sich darum, dass jemand vom Zuspruch von außen abhängig ist. Das Album endet mit einer unglaublich packenden Neuaufnahme des 2021 bereits veröffentlichten Titels “Soft Revolution“, die einem im positiven Sinne Gänsehaut von Kopf bis Fuß beschert.

Obsessed? Und ob!

Ob das Album den Titel “The Obsession“ zurecht trägt und warum, ist wohl Auslegungssache. Klar ist jedenfalls: ist man einmal in den Sog hineingeraten, ist es schwer, sich wieder zu entziehen. CHARLOTTE WESSELS schafft es mit ihrem Händchen für Storytelling und Melodien, den Zuhörer in ihren Bann zu ziehen. Zusätzlich hat die Zusammenarbeit mit allen aktuellen Mitstreitern dem Sound des Albums einen spürbaren Kick in die härteren Gefilde verschafft, ohne dass die Songs dabei an Virtuosität oder Eingängigkeit verloren hätten. Die Begeisterung und das Können, das die gesamte Truppe in die Aufnahmen gelegt hat, quellen förmlich aus jeder Note und laden dazu ein, die Scheibe auf Dauerrotation zu hören.

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13.09.2024

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1 Kommentar zu Charlotte Wessels - The Obsession

  1. nili68 sagt:

    Ich bin solcher Musik nicht abgeneigt und begrüße (YT ist Zeuge) die etwas mehr bratenden Gitarren, auch wenn das Songwriting, welches hier vorhanden ist, natürlich trotzdem wichtiger ist. Alles in allem nicht übel.