Der Kölner Dom ist das zweithöchste Kirchengebäude Europas und das dritthöchste der Welt. Gerade sind die letzten Töne von “…of Repetitive Art“ erklungen – einem gut zehnminütigen Death-Metal-Epos auf dem neuen Album der rheinischen Truppe CHAPEL OF DISEASE. Genau genommen, dem absoluten Highlight der Platte, bei dem man das Gefühl hat, die mächtigen Mauern dieses römisch-katholischen Doms bohrten sich genau umgekehrt in die Erdmassen hinein und landeten direkt in brodelnder Höllenlava. Hat der erst im Jahr 2008 gegründete Band mit ihrem Debüt “Summoning Black Gods“ bereits viele Nerven in der Szene getroffen, ist das Zweitwerk ein Monument klassischen Todesmetals geworden, das mit seinen okkulten Zügen auch atmosphärisch mehr als nur sporadisch punkten kann.
Alles beginnt mit dem namensgeberisch vollkommen korrekt formulierten ersten Teil des Rahmens “The Mysterious Ways…“. Tatsächlich sind es düstere Töne, die auf verschrobene Art und Weise ihren Weg von den Boxen in den Innenraum des Zimmers finden. Die bedrohlichen Trommeln klingen wie die Ankündigung nach dem Orc-Überfall durch die wilden Horden Mordors, bevor endlich sägende Gitarren der hohen Spannung ein Ende setzen und die Zeremonie beginnen lassen. Auch wenn das jetzt alles so klingen mag, verarbeiten CHAPEL OF DISEASE auf ihrem Langspieler nur vergleichsweise wenige Doom-Elemente und fahren das Tempo nur atmosphärisch passend auf den Basistenor zurück.
Doch genauso können die Kölner auch ganz anders. Ein guter Anhaltspunkt dafür dürfte “Symbolic Realms“ sein, der den Uralt-Dreschflegel auspackt und damit haltlos, aber bestimmend auf den Hörer losgeht. Kaum hat man die Überraschung gegenüber einer derartig klaren Thrash-Kamelle überwunden, streut das Quartett auch immer wieder kurze, rockige Solo-Parts durch die Saiten, die den klassischen Charakter wahren, gleichsam aber auch für stimmige Abwechslung sorgen. Auch das rohe Kratzorgan von Sänger Laurent Teubl vermag ideal um den von CHAPEL OF DISEASE kreierten Schleier passen. Ungeschliffen, geschunden, dunkel.
Was aber schließlich “The Mysterious Ways Of Repetitive Art“ von einem guten zu einem wahrlich hervorragenden Werk werden lässt, ist das Zusammenspiel aus gehaltvollem Songwriting und zermürbender Schwärze, welche die Kölner hier ausstrahlen. Diese Qualität setzt sich über die komplette Spielzeit fort und findet im bereits erwähnten Rausschmeißer einen sensationellen Höhepunkt. Gerade dort ist die Verbindung zwischen in der Tat repetitiven Elementen – schwerer Monotonie – und durchaus actiongeladenen, abwechslungsreichen Phasen derart eisern geworden, das man diese kompositorische Glanzleistung nur nickend anerkennen kann. Ein ganz großes Album zu Beginn des neuen Jahres!
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