“… And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye” war vor sechs Jahren ein mächtiges Album, das sicher so manchen Death-Metal-Fan der ersten Stunde von CHAPEL OF DISEASE wegführte; für die meisten jedoch nichts weniger als eine Offenbarung in der Verbindung von rotzigem Death Metal und gefühlvollem Classic Rock darstellte. Nicht umsonst und völlig zurecht zückte der geschätzte Kollege Thorbrügge seinerzeit die Höchstnote. Auch im Soundcheck erreichte das Album damals einen zweiten Platz und musste sich nur knapp gegen die ebenfalls mächtigen Brüder im Geiste SULPHUR AEON geschlagen geben.
Nun endlich, nachdem die Platte bereits seit einem Jahr fertig aufgenommen ist und bis auf Gitarrist und Sänger Laurent Teubl alle anderen Mitglieder die Band verlassen haben, steht mit “Echoes Of Light” der sehnlichst erwartete Nachfolger in den Startlöchern und die Frage, die uns allen unter den Nägeln brennt, ist natürlich, ob es CHAPEL OF DISEASE zumindest gelungen ist, die überirdische Klasse des Vorgängers zu halten oder es vielleicht sogar toppen können.
CHAPEL OF DISEASE melden sich mit einem klaren Statement zurück
Wer gehofft hat, CHAPEL OF DISEASE würden nach einem einmaligen Experiment zum traditionellen Death-Metal-Sound des beileibe nicht schlechten Debüts “Summoning Black Gods” zurückkehren, hat sich natürlich getäuscht. Es war im Grunde vorherzusehen, dass die mit “… And As We Have Seen …” eingeschlagene Richtung nun weiter verfolgt wird. Verträumtes, perlendes Gitarrenspiel, eine urban-melancholische Grundstimmung und ein im Vergleich zum Vorgänger fast noch fragilerer Sound erfassen uns schon mit dem eröffnenden Titelsong. Mit seinen deutlichen Post-Punk-Vibes kommen einem auch TRIBULATION in den Sinn, was im Verlauf des Albums allerdings keine übermäßig dominante Schlagseite ausbildet.
Dafür haben CHAPEL OF DISEASE nämlich viel zu viel vor. Nach dem Opener, in dem in acht Minuten eine ganze Menge passiert, geht es mit dem vorab ausgekoppelten “A Death Though No Loss” noch etwas treibender weiter, wobei der Song am ehesten in der Tradition des Vorgängers steht und erneut durch originelle Mark-Knopfler-Licks, aber auch deutlichere Death-Metal-Parts besticht. Das folgende “Shallow Nights” ist hingegen eine vollständig clean gesungene Halbballade, die zwischen Hoffnung und Verzweiflung pendelt und beinahe an Grunge erinnernde Einflüsse verarbeitet. Clean gesungen wird übrigens auch der vorletzte Song “Gold/Dust”, der wiederum deutliche Einflüsse aus dem klassischen Heavy Metal trägt. So lässig wie die geschmackvollen Lead-Gitarren-Licks, so geschmeidig verarbeiten CHAPEL OF DISEASE diese Einflüsse aber zu einem stimmigen Ganzen.
Die “Echoes Of Light” mögen ewig hallen …
Mit “Selenophile” haben CHAPEL OF DISEASE noch eine weitere eher straighte Nummer im Gepäck, die überdies im Gitarrenspiel leichte Indie-Züge trägt, bis sie sich mit dem getragenen “An Ode To The Conqueror” ätherisch-verträumt verabschieden. Erneut zu großen Teilen clean gesungen, flirtet die Band hier in geradezu beseelt-optimistischer Stimmung ein wenig mit PINK FLOYD, aber auch den ruhigeren Parts alter OPETH oder CYNIC. Die Soli hingegen tragen eine deutliche Blues-Note.
An das Death-Metal-Etikett erinnern inzwischen nur noch die gelegentlichen Growls in den Songs. Etiketten sind für eine Band wie CHAPEL OF DISEASE jedoch überflüssig. “Echoes Of Light” ist von einer völlig eigenen, entfesselten Kreativität besessen und dürfte sich in Zukunft als richtungsweisend in Bezug auf die Stiloffenheit im extremeren Metal erweisen – hoffen wir es jedenfalls! Hervorgehoben werden muss zum Schluss noch der fantastische Sound von Michael Zech, der “Echoes Of Light” zu Volumen und Ambiente verhilft. CHAPEL OF DISEASE sind zurück und sie haben bewiesen, dass sie eine der originellsten Kapellen der Gegenwart sind.
Rotting Christ plus Blue Oyster Cvlt. DAT dig ich und freue mich tierisch aufs neue Album.
Nach der ersten Single direkt bestellt; heute erhalten und trotzdem auf hohem Niveau etwas entäuscht.
Insgesamt ist der DM Anteil leider zu gering. Auf dem Vorgänger hat mich vorallem das Zusammenspiel von DM und Rockelementen begeistert. Nach zweimal hören: 8,5/10
Auf Grund des überragenden Vorgängers und der großartigen ersten Single (A Death Though No Loss) waren meine Erwartungen riesengroß. Deshalb bin ich ein bißchen enttäuscht. Echoes Of Light ist beileibe kein schlechtes Album, ganz im Gegenteil. Musikalisch top. Aber, und da schließe ich mich Metalheadsince1990 an: Es hätte mehr DM vertragen können. Vor allem beim Gesang. Die Hälfte der Songs sind mit Klargesang und der Klargesang hält dem Niveau der Musik nicht stand und klingt irgendwie zu nölig (das war bei 1000 Different Paths auf dem Vorgänger noch anders). Es bleibt das Gefühlt, dass mehr drin gewesen wäre. Trotzdem (knappe) 8 Punkte, va wegen der fantastischen Songs A Death Though No Loss und Selenophile
Natürlich einerseits schade, dass man dem DM mittlerweile komplett entsagt, gerade auch, wenn man auf der neue Sulphur Aeon sieht, wie exzellent sich Teubls Gitarrensound in einen DM Kontext einbauen lässt, andererseits ist die Entwicklung zum aktuellen Langspieler auch jederzeit nachvollziehbar. Ein paar Motive von der „… Storm…“ finden auch hier Wiederverwendung, aber insgesamt mochte ich den jammigen Charakter mit diesem „lass mal zocken und schauen, wohin sich der Song entwickelt“ Vibe mehr. Die vorliegende Scheibe ist in sich etwas runder und durchkomponierter, verliert dadurch aber auch an Charme. Mit anderen Worten, hier hört sichs nach etwas weniger Herz, dafür mehr Kopf an. Dazu bin ich kein allzu großer Freund von Teubls klarem Gesang. Wenn die Spuren gedoppelt werden, ists in ordnung, abseits davon fang ich weniger mit an. Nichtsdestotrotz ist die kompositorische Klasse durchweg extrem hoch und ich empfinde den Stil, selbst wenn er mich heuer nicht zu 100% abholt, als große Bereicherung und bin froh, dass Leute den genau so zocken. Wenn der metalhammer aber schreibt, das Album darf sich kein DM Fan entgehen lassen, sag ich dazu nur: nö. Als aufgeschlossener Metalhörer mit Geschmack und ohne Scheuklappen aber unbedingt.
Der extrem schiefe Klargesang nervt total. Keine Ahnung wie jemand auf der einen Seite instrumentalisch alles auf den Punkt bringen kann um dann so einen Käse drüberzusingen. Sitzt man dann beim Anhören im Studio und sagt: „Jup klingt toll, genau so hab ich mir das vorgestellt!“? – kann ich nicht nachvollziehen. Dann muss ich mir halt jemanden ins Bot holen der es kann, mehr üben oder darauf verzichten und nicht halbgare Ware raushauen, des Geldes wegen kanns ja nicht sein.
Mag sein das der Klargesang objektiv Mist ist, stört mich nicht die Bohne, ich meine mir kommt es eh auf die Emotionen an und finde auch den (Klar-)Gesang von Quorthon oder dem Bölzer Typen trotz aller technischer Beschränktheit und Schiefheit super, das ist hier auch der Fall. Für ein genaues Fazit muss ich sie noch ein paar Mal hören, bisher gefällt sie mir sehr, im Gegensatz zum Vorgänger fehlt der Überraschungsfaktor und das ausschweifend Jammige.
Läuft seit letzter Woche dauerhaft und ist rückblickend eine sehr schöne Weiterentwicklung des Bandsounds.
Deathmetal und Space Rock in für mich perfekter Vereinigung. Anschnallen, Abheben und Glücklich sein.
Einer Wertung möchte ich mich noch enthalten, aber eine Platte, die es schafft, dass ich sie gleich noch Mal hören will, dürfte nicht so schlecht sein.
Musikalisch kann man das ganze jedem, der Rock mag näher bringen, einzig der seltene Tribulation-Gesang und der eine Blast sind eventuell für „normale“ Ohren zu viel. Rauszuheben ist die organische Produktion, die mit Death Metal wirklich kaum was zu tun hat. Würde auch Night Eternal gut zu Gesicht stehen. Viele schöne Melodien und vor allem die tollen ruhige Momente machen die Platte groß.
Als 70er-Fan machen mir Chapel of Disease wirklich eine große Freude.
Verstehen kann ich aber diejenigen, die sagen, sie hätten sich noch etwas mehr erwartet. Mir geht es eher, so dass es gerne noch ein Liedchen länger gehen hätte können. Aber so passt das Album halt gut aufs Vinyl. Und der Effekt, die Platte noch Mal hören zu wollen, stellte sich bei mir ja dann sowieso ein.
Tendenz zwischen 8 und 9, wird aber wohl auf die 9 wachsen.
Ähnlich wie das letzte Album komme ich an die Band irgendwie nicht ran. Im ersten Moment packt es mich oft, und dann rutscht es meiner Meinung nach schnell ins Belanglose / Nervige ab. Das Gefühl habe ich z.B. bei den zwei mittleren Tribulation-Alben nie, aber wahrscheinlich steht da auch nicht so sehr der Jam-Charakter im Vordergrund.
Jap, der Klargesang ist auf Dauer gewöhnungsbedürftig. Aber was die Jungs dort spielen, ist ja ganz großes Kino.
Vor allem „A Death Though No Loss“ trumpft ja ganz dick auf und zeigt, was für ein Talent die Band besitzt. Ja, es ist anders als der Vorgänger. Ist es genauso gut, wenn man den Vergleich nicht zwingend zieht? Auf jeden Fall!
Ich finde nervig und belanglos ist schon hart daneben bei soviel Leidenschaft.
War vielleicht bisschen streng ausgedrückt, mag sein. Ich habe nur das Gefühl, dass die Songs oft treibend anfangen dann jedoch schnell den Drive verlieren und so vor sich hin dudeln. Aber wahrscheinlich bin ich da nicht die richtige Zielgruppe.
Also dudeln tut da gar nichts und wenn man den Vibe von Wishbone Ash und Konsorten im Extremen Metal spüren möchte gibt es keine bessere Band. Und live hatte ich Gänsehautmoment, dagegen find ich Tribulation und ihre Gothic Laben revht unspektakulär und glatt.
Live haben mir COD vor ein paar Jahren auch ganz gut gefallen, würde ich mir auch auf jeden Fall wieder anschauen. Ich will hier auch gar nicht irgendwie die technische Raffinesse und sicherlich auch das Gefühl absprechen, was dahintersteckt. Für mich fehlt einfach etwas an Energie und Kompositionen, die mehr auf den Punkt kommen.
Ich versteh nicht wo die nicht auf den Punkt kommen, grandiose Kompositionen sind das, die ein bisschen jammen, gibt deutlich ausschweifenderes, hab aber auch ne Vorliebe für Psych Rock
Wow, erste Überraschung des Jahres für mich. Dem Frühwerk der Band konnte ich nie sonderlich viel abgewinnen, was an dem gruftigen Death Metal so besonders sein sollte, habe ich nie verstanden. Die Weiterentwicklung des Sounds in Richtung Classic Rock fand ich dann allerdings auch gewöhnungsbedürftig. So richtig hat mich der Vorgänger eigentlich nicht gepackt. Echoes of Light hat aber sofort gezündet, und zwar von vorne bis hinten, wenn auch die ersten beiden Songs für mich nochmal herausstechen. Hat mit Death Metal zwar nur noch am Rande was zu tun, aber wenn man das verschmerzen kann, sollte man hier unbedingt reinhören. Wird noch oft laufen, das Album!
Niemand hat behauptet das die Death Metal Sachen von C.O.D was „Besonderes“, sie sind einfach starke Genrebeiträge die an alte Zeiten anknüpfen können. Was ich aber nicht verstehe und ich würde es gerne, ist wie man die aktuelle feiern kann, den direkten Vorgänger aber nicht, ist die neue doch „nur“ die Weiterführung.
Ich selber bin sehr angetan, auch von der Ballade und dem Klargesang. Problem ist diese restlose Begeisterung/ der Überraschungseffekt den ich beim Vorgänger hatte hat sich nicht eingestellt, lag aber auch daran das ich mich damals von nem Hype in einem Forum habe anstecken lassen und als ich mir das Album unterwegs per Spotify gegeben habe war direkt verliebt, ist vllt auch so ein Album was du in deiner Karriere nur einmal schreibst. Nichtdestotrotz ein wundervoller Nachfolger der bisher nur die neue Vemod in meinem Ranking aktuell über sich hat.
Ich bin da komplett bei dir Deadguy. Hatte die Befürchtung man würde es hier mit dem Experimentieren übertreiben aber das klingt für mich wie die absolut logische Weiterentwicklung des grandiosen Vorgängers. Tendenziell mag ich den Stand jetzt auch immer noch etwas mehr weil näher am klassischen DM aber schön dass die Band konsequent ihren Weg geht. Freue mich auf den Live Auftritt nächsten Monat nachdem es letztes Jahr aufgrund der lineup Wechsel nicht klappen konnte.
Vielleicht habe ich das auch falsch in Erinnerung, aber in meinen Kreisen wurde die Band damals sehr abgefeiert für ihren Death Metal. Müssen wohl irgendwas besser gemacht haben als die meisten anderen 🙂
Und dem Vorgänger werde ich mich jetzt auf jeden Fall auch nochmal eingehend widmen. Ist ja einiges an Zeit vergangen, vielleicht haben sich meine Hörgewohnheiten geändert und ich konnte mit dem Death Metal-/Rock-Mix seinerzeit einfach noch nichts anfangen…
Mir Tribulation z.B. konnte ich auch nie soo viel anfangen, womöglich hat sich auch das geändert. Werde ich mich auch nochmal mit beschäftigen müssen 🙂
Naja, 2012, als die „Summoning“ rauskam, hatte FDA noch n richtig gutes Händchen was ihre Signings betrifft (Skeletal Remains, Lifeless, Sulphur Aeon, Deserted Fear, Entrails, Blood Mortized, Obscure Infinity, Demonical), von daher hat die Fülle von wirklich guten Releases sicherlich auch zu nem Push in der Wahrnehmung geführt und einem „etwas Besonderes“ vermittelt, was es insofern auch war, wenn man berücksichtigt, dass sich unter obigen Namen doch der ein oder andere „Big Player“ inkl. heutiges Major-Signing befindet. War damals für mich definitiv auch was besonderes und ich verehr die „Summoning“ auch heute noch, wenngleich rückblickend von „einfach starker Genrebeitrag“ zu sprechen sicherlich nicht verkehrt ist.
Und ich kann für mich zwar auch nicht 100% nachvollziehen, wieso man „Echoes“ mag und „Storm“ nicht, aber in Anbetracht dessen, dass die „Storm“ in meinen Augen schon nochmal einiges rauer und kantiger ist und vom Songwriting her möglicherweise auch etwas sperriger, kann ich schon verstehen, dass das insgesamt rundere Songwriting gepaart mit ner verstärkten Catchiness auch Leute anspricht, die den Vorgänger nicht abgefeiert haben.
Ich meinerseits muss mich nochmal um n Pünktchen nach oben korrigieren. Krieg die Songs und insbesondere die Eingangsmelodie von „Echoes Of Light“ seit ner Woche nicht mehr aus dem Kopf. Die Platte gleitet einfach wie ein angewärmtes Zäpfchen und Repeat ist so problemlos möglich, wie es selten bei Platten der Fall ist. Darüber hinaus würde ich dem Wissard zustimmen, wenn er sagt, er hätte sich noch nen zusätzlichen Song gewünscht… Geht mir auch so… Nochmal ne Tanznummer wie „Selenophile“ wäre pfundig gewesen.
Kurz und knapp: grandioses Album!
Eine weitere, großartige Scheibe. Ja, den Vorgänger kann sie nicht übertreffen, aber wozu auch. Ich bin im Nachhinein noch tausendmal dankbarer, dass Herr Teubl mit neuen Leuten weitermacht. Der Verlust wäre ätzend gewesen. COD sind eine Band, die wegen mir jeden Monat ne neue Scheibe rausbringen dürfte. Stehen ziemlich allein auf weiter Flur, ich möchte da jedenfalls keine Schublade aufmachen. Die Produktion ist perfekt, ich finde es außerdem bemerkenswert wie man dem Album die ausgetauschten Bandmitglieder wirklich nur aufgrund feiner, neuer Nuancen und Ideen anhört!
Hoffe nur, dass da noch ein paar Tourtermine folgen…
@Herb: Die Platte wurde vom selben LineUp wie die „Storm“ eingespielt. Die neuen Musiker sind nur für Live-Duties rekrutiert.
Leider holt mich Echoes bei weitem nicht so ab wie der Vorgänger. Die Rock/DM Balance fand ich perfekt.
Ein bissl schade aber vllt passt’s beim nächsten wieder besser für mich. Was soll’s Sachen wie Song of the Gods kannste halt auch nicht als Meterware aus dem Ärmel schütteln.
Heilige Scheiße: (um mit dem Schmerzdoktor zu sprechen:) grandioses Album!
PS: doch das letzte war grandioser 😉