Chapel Desecrator - Out To Get You

Review

Achtung, Freunde aller liebevoll restaurierten Gotteshäuser im Raum Köln/Bonn! Die Kapellen-Entweiher sind zurück und draußen, um euch zu kriegen! Optisch hat sich im Vergleich zum Vorgänger „Wrecking Your Church“ einiges getan. Das gezeichnete Cover musste einem Foto weichen, es handelt sich nicht mehr um eine CD-R und auch das Booklet glänzt mit ein paar gut getroffenen Live-Shots.
Musikalisch konnte das Duo, das notgedrungen immer noch mit einem (störenden) Drumcomputer hantieren muss, leider keine Bricketts nachlegen. Im Gegenteil, irgendwie ist den Songs neuen Datums ein wenig die unbekümmerte Frische des Vorgängers abhanden gekommen. Das liegt zum einen daran, dass Ädmms Gesang manchmal etwas schräg klingt, zum anderen knarzt die Produktion fast schon zu altbacken aus den Boxen. Aber daran werden sich Old-School-Thrash-Lunatics wohl kaum stören. Ihnen könnte es eher missfallen, dass auf „Out To Get You“ handfeste Hits fehlen. Einzig die beiden KREATOR-Zitate „Tormentor“ und „Rippin Corps“ (da fehlt’n e) plus die eigene Bandhymne „Chapel Desecrator“, die übrigens wie „The Gathering“ schon älter ist und vom allerersten Demo stammt, animieren zur durchegehenden Rotation der verlausten Matte. Beim Rest sind zwar die Zutaten mit der guten alten Thrash-Schule aus Deutschland und der Bay Area und hingerotzter Punk-Attitüde die gleichen, aber abgesehen von ein paar authentischen Soli regiert der Durchschnitt. Und auch das absolut kultige Intro der letzte Platte musste einem belanglosen Rülpser weichen.
Leute, die beim Anblick von knallengen, verwaschenen Jeans und weißen Sportschuhen aus den 80ern Pickel bekommen, sollten um diese Platte einen großen Bogen machen. Fans von DELIRIUM TREMENS, POWER und anderem, nicht ganz ernstem Retro-Thrash aus dem deutschen Underground können die geforderten 10 Öcken schon eher investieren, auch wenn dem optischen Aufschwung ein kleiner musikalischer Abschwung gefolgt ist.

20.01.2005
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