Chaoswave - The White Noise Within

Review

So einnehmend Italiener manchmal auch sein mögen, eines haben sie nicht geschafft: aus dem immigrierten Dänen Henrik Rangstrup einen Riffschwert schwingenden Drachentöter zu machen. Die süd-nordeuropäische Kollaboration CHAOSWAVE ist dem Stil ihres superben, selbst betitelten 4-Track-Demos komplett treu geblieben und hat ihn stellenweise sogar noch verfeinert.
So besteht auch auf ihrem Labeldebüt „The White Noise Within“ – endlich mal ein Newcomer, der verdientermaßen einen Deal abgestaubt hat – das Grundgerüst aus wuchtigen, teils groovigen, teils sperrig-progressiven Riffkonstrukten, die Koryphäen wie NEVERMORE, FEAR FACTORY und MESHUGGAH mit einer ganz eigenen Note versehen. CHAOSWAVE schaffen es, zwischen all das Mörderstakkato (man lausche nur dem Eingangsriff des Openers „The 3rd Moment Of Madness“!) immer wieder feine Leads und harmonische Melodiebögen (ein paar SOILWORK-Platten dürften die Jungs in letzter Zeit sicher konsumiert haben) einzuflechten, die die Arbeit des thrashenden Gitarrenvorschlaghammers nicht zum Mittel zum Zweck verkommen, sondern stattdessen durch emotionale Erholungspausen den nächsten Schlag noch kraftvoller ausfallen lassen. Während „The End Of Me“ einen beispielsweise in einen fragilen Kokoon einwickelt, wird jener ohne mit der Wimper zu zucken von einem Track wie „Indifferent“ zerstört und der eigentlich erwartete, zarte Schmetterling entpuppt sich als erbarmungslos zustechendes Monsterinsekt.
Hinzu kommt das Gesangsduo Fabio Carta/Giorgia Fadda, dessen Zusammenspiel sich noch facettenreicher gestaltet als vor Jahresfrist. So konnte der männliche Part neben den schon bekannten, progressiven NEVERMORE/COMMUNIC-Anleihen um die melodische Sicherheit eines Björn Strid erweiter werden, während sich das weibliche Pendant auf völlig unaufdringliche Weise irgendwo zwischen THE GATHERING und LACUNA COIL einsortiert. Folge: Die ausgefeilten Gesangsarrangements sind stimmungstechnisch perfekt aufeinander abgestimmt. Während z.B. der eine Teil klagt, verbreitet der andere durch einen hoffnungsvollen Grundtenor wieder Zuversicht.
Müde Geister wieder munter macht darüber hinaus die fette Produktion von Jacob Hansen, der in seinen eigenen Studios ganze Arbeit geleistet hat. Nie fehlt der nötige Druck und trotzdem sind alle Instrumente glasklar und gleichberechtigt nebeneinander zu vernehmen.
Einen kleinen Makel hat „The White Noise Within“ dann aber doch noch: Nur sechs der insgesamt neun Nummern sind neu. „Mirror“, „Hate Create“ und „Paint The Poet Dead“ standen bereits auf dem letztjährigen Demo. Großartig anzukreiden ist das dieser Platte jedoch nicht, da CHOASWAVE eindrucksvoll bewiesen haben, dass sie das hohe Niveau ihres Demos auch auf ein Full-Length-Album übertragen können. Also habe ich vor knapp einem Jahr doch richtig orakelt: Diese Band ist wahrlich ein Kandidat für den Newcomer des Jahres 2006.

10.01.2006
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