Was lange währt, wird endlich gut? Gerne würde ich CHANT OF BLASPHEMYs Langspiel-Debut als Beispiel für dieses geflügelte Wort anführen – „Godless Extermination“ zeigt jedoch eher, dass selbst zwölf Jahre Vorlauf keine Garantie sind, dass das erste Album auch rund ist.
Tatsächlich habe ich das Gefühl, dass viele Bestandteile an „Godless Extermination“ nicht bis zu Ende gedacht sind. Das fängt beim Cover an, dessen Grundlage eins der bekanntesten Fotos von Holocaust-Opfern ist. Ich bin mir zwar absolut sicher, dass bei CHANT OF BLASPHEMY keinerlei politische Haltung dahintersteckt (der geneigte Leser möge die Google-Bildersuche mit dem Suchterm ‚God I can’t see him‘ betätigen, um einen Eindruck zu bekommen, wie das Artwork für „Godless Extermination“ zustande gekommen sein mag…), dennoch darf man die Signalwirkung solcher Dinge (gerade im Schwarzmetall) nicht unterschätzen.
Gut, ich bin ja nicht hier, um über Cover-Artworks zu philosophieren – es geht um Musik! Doch leider setzt sich – trotz „Don’t judge a book by its cover.“ – mein Eindruck fort, dass „Godless Extermination“ noch ein wenig Gehirnschmalz gut getan hätte. Was CHANT OF BLASPHEMY in ihren sieben Songs auftischen, habe ich oben bereits kurz angedeutet: Im Großen und Ganzen ist man im Black Metal daheim, doch auch einige Death und vor allem Thrash Metal-Elemente integriert der Vierer aus Baden-Württemberg in sein Gebräu. Das ist nicht sonderlich spektakulär oder neu, aber immerhin solide – auch in der Durchführung. Die Rhythmus-Gitarren braten schön, die Leads heben sich entsprechend schneidend ab, so soll’s sein. Bei den Rhythmus-Gitarren fällt mir jedoch immer mal wieder auf, dass sich gerade in den Stakkato-Teilen einige technische Unsauberheiten eingeschlichen haben, die – zum Glück? – weitgehend vom rohen Sound kaschiert werden. Da wären vielleicht einige zusätzliche Proben vonnöten gewesen.
So ganz in den rohen, jedoch auf ungeschliffene Weise charmanten Sound, will sich das Schlagzeug leider nicht einfügen: Viel zu trocken, zu steril sind die Drums und können daher keine Akzente setzen.
Rundum bestehen die knapp 38 Minuten (von denen die letzten vier aus Schlachtengetümmel bestehen) also aus grundsolidem, angethrashten Black Metal, der sowohl technisch als auch klanglich noch einige Luft nach oben hat. Die Frage ist nur, ob CHANT OF BLASPHEMY für den Nachfolger zu „Godless Extermination“ noch einmal zwölf Jahre brauchen…
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