Černá - Restoring Life

Review

Prag ist echt eine ganz tolle Stadt. Alt, schön, atmosphärisch, und das Essen erst! Aber ist ja jetzt auch egal.

In Černá wiederum war ich selbst jetzt noch nicht, wobei das bei einer sagenhaften Bevölkerung von sowas bei 330 Seelen vielleicht auch nicht unbedingt erstrebenswert ist. Cody McCoy aus Kalamazoo/Michigan hat aber offenbar eine Rundreise durch Tschechien hinter sich, denn er hat sich ČERNÁ als Namen für sein Shoegaze-Projekt und eine nächtliche Reise durch Prag als sowohl optischen als auch konzeptionellen Rahmen für das Debüt „Restoring Life“ erwählt. Ein Weitblick über die wintrige Malá Strana, die Karlsbrücke in der Nacht, rostige Laternen und Kopfsteinpflaster… das hat schon was und ist durchaus mal eine willkommene Abwechslung inmitten der ganzen klischeehaften Neonlichtanbeter und Großstadteinsamen.

Musikalisch gibt’s leider keine Unterschiede zu den üblichen Verdächtigen zu hören. Vor allem LANTLÔS haben für die 34 Minuten (als 14-minütigen Bonus gibt’s übrigens die zwei Tracks der 2012 erschienenen Digitalsingle) instrumentalen Shoegaze/Post Rock mit latern… äh, latenten Black Metal-Einsprengseln Pate gestanden. Fairerweise muss man sagen, dass ČERNÁ nicht zwingend schlechter sind. Die verhallten Gitarrenfiguren sind durchaus recht gelungen („Shy Sun“), aber enorm gleichförmig und vorhersehbar, die Effekte teils überdreht nervig und die Drumpatterns mit ihren pseudojazzigen Anflügen und gelegentlichen Ausbrüchen typisch. Die einfachen, aber effektiven Melodien bieten dabei leider nicht so viel Tiefe und Abwechslung, dass sie den fehlenden Gesang ersetzen könnten. Insgesamt eine recht zähe und schablonenhafte Platte, deren Konzept eigentlich mehr Potenzial geboten hätte.

05.06.2013
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