Da ich damals gerade kurz vor der Einschulung stand und mit Metal ungefähr so viel zu tun hatte wie die TSG Hoffenheim seinerzeit mit dem Profifußball, habe ich damals auch CEREMONIAL OATHs Debütalbum „The Book Of Truth“ verpasst. Das ist mittlerweile 20 Jahre her, und 1993 hätte wohl niemand damit gerechnet, in welch erfolgreichen Formationen die Herrschaften später unterwegs sein würden. HAMMERFALL, IN FLAMES und TIAMAT nämlich, das liest sich nicht nur wie das Who is Who des schwedischen Metals, sondern lässt CEREMONIAL OATH für Nichtkenner vielleicht sogar zu einem der überflüssigen All-Star-Projekte werden, welche die Welt gern mit unnützem Material überschwemmen.
Damit hat das Quartett nun wirklich nichts am Hut. CEREMONIAL OATH fielen in eine Zeit, als der Melodic Death Metal quasi noch in den Kinderschühchen steckte. Kantig, teils noch sehr primitiv und vor allem weit von dem poppigen Kram entfernt, der heute gern mit dem Genre assoziiert wird. In vielfach hohem Tempo spielen sich die Schweden oftmals eher in einen wüsten Rausch, der, ob mal mehr, mal weniger gelungen, einiges an Abwechslung bietet. Die spärlichen Leads und Soli deuten aber schon ein mal an, in welche Richtung sich die Musiker zukünftig entwickeln würden. Aus dem Rahmen fallen jene Momente, in denen CEREMONIAL OATH mal das Tempo drosseln, wie es z.B. im nach der Band benannten Stück geschieht. Klare Schwäche des Albums sind die maximal eintönigen Vocals, die auch sonst keinerlei Akzente setzen können und wohl lediglich als passables Beiwerk zur meist gut umgesetzten musikalischen Leistung dienen. Kleine Besonderheiten, wie einen Erzähler in „For I Have Sinned – The Praise“, runden das Konzept hinter dem Album zusätzlich ab.
Natürlich gibt es kaum noch einen Re-Release ohne Zusatzmaterial, und so finden sich auch bei dieser Neuauflage von „The Book Of Truth“ allerhand bislang nicht veröffentlichtes Material der Band sowie der direkten Vorgängertruppe DESCERATOR. Mehr als ein kleiner Bonus, um in die frühsten Untaten der vier Schergen einzutauchen, ist das allerdings nicht, denn sowohl spielerisch als auch von den Kompositionen und der Produktion her ist das nicht unbedingt ein Ohrenschmaus.
Wer so wie ich noch eher jüngeren Semesters ist oder das Album seinerzeit verpasst hat, darf sich trotz allem freuen. Neben dem musikhistorischen Wert ist „The Book Of Truth“ nämlich auch schlichtweg ein gutes Album, das zwar nicht ganz zum Klassiker taugt, aber dezent melodischen Death Metal in sehr ursprünglicheren Form zum Besten gibt. Bleibt die spannende Frage, was CEREMONIAL OATH mit ihrer Reunion anstellen, denn handwerklich gesteigert haben sich die Musiker allemal, doch mit Death Metal haben die wenigsten der derzeitigen Spielwiesen der Protagonisten heute noch zu tun.
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