Unerhört! Man stelle sich vor, dass es im Jahre 2023 noch Bands gibt, bei denen sich das Schlagzeug -man glaube es kaum- noch nach einem Schlagzeug anhört. Man scheint sogar das unmögliche Hexenwerk vollbracht zu haben, echte Verstärker zu mikrofonieren und aufzunehmen.
Durch die Ohren der meisten Metalheads schwimmt mehr Plastik als im Pazifischen Ozean. Für CENTURY also Grund genug, uns die Gehörgänge mit Napalm zu reinigen. Obwohl die old-schoolige Produktion ihr Übriges tut, bietet uns das schwedische Duo noch viel mehr als bloße Retromanie.
CENTURY: Kauzigkeit und Charisma
Das speedige Riff der bereits vorab veröffentlichten Single „The Fighting Eagle“ eröffnet die Platte und macht keine Gefangenen. Die Vocals von Staffan Tengnér erinnern stellenweise an die tieferen Parts von King Diamond und versprühen eine beschwörende Magie.
Weil das Album in einem starken Reverb schwimmt, kommt relativ schnell eine urige, rohe Atmosphäre auf, die den meisten heutigen Bands einfach komplett abgeht. Auf „Black Revenant“ fahren die Schweden das Tempo etwas zurück und servieren uns Riffing, welches an die Di’anno Phase von Maiden erinnert.
Der solide Eindruck des Openers wird nicht mit B-Ware geschmälert, sondern setzt sich durch das weitere Hörerlebnis fort. Wer wirklich plastikfreien Edelstahl genießen möchte, kommt an Songs wie „Sinister Star“ oder „Master Of Hell nicht vorbei.
Keine Sekunde zu viel
Bands, die sich nicht am Vinyl-Format orientieren, leiden oftmals darunter, dass sie die Geduld des Zuhörers strapazieren. CENTURY kommen mit knapp 37 Minuten auf den Punkt und servieren den Fans feine Filets – kein Fett. Das Ganze wird von wirklich dringlich performten Soli garniert, die niemals in Gefiedel ausarten und nur dann auftauchen, wenn sie dem Song emotional etwas hinzufügen können.
Zwar deuten Stücke wie „Distant Mirror“ an, dass die Schweden auch ein Händchen für Nuancen und langsamere Parts haben – doch die klare Kante steht im Vordergrund. Der Closer „Servants Of The Iron Mask“ ist ein perfektes Beispiel dafür und galoppiert stolz in das Herz der traditionellen Metalgemeinde.
Servant or Master?
CENTURY liefern genau den Sound, der bei Leuten wie Ernie Fleetenkieker und einem gewissen Fenriz aus Norwegen, für Erektionen sorgt. Das Niveau der Songs ist zwar konstant hoch – doch sollten Metal-Anfänger lieber die Finger davon lassen. „The Conquest Of Time“ bedient nämlich ein Klientel, welches bereits einen erlesenen Gourmetgeschmack sein Eigen nennt.
Wer eine Sensibilität für echten Metal mit Herz, Eiern und Charakter hat, wird dieses Album lieben. Das schwedische Duo hat ein echtes Schmankerl serviert, welches zwar keinen Innovationspreis, dafür aber die Herzen der Liebhaber gewinnt.
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