Celeste - Misanthrope(s)

Review

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CELESTE haben uns in der Vergangenheit mit Alben wie „Pessimiste(s)“ und „Nihiliste(s)“ beglückt; der Titel des aktuellen Outputs, „Misanthrope(s)“ passt also ins bisherige Konzept und ist zugleich Programm- denn das, was das Quartett aus Lyon uns hier um die Ohren haut, könnte kaum menschenfeindlicher sein. Und auch nicht pessimistischer oder nihilistischer.

Post-Hardcore, Doom, Sludge, etwas Crust und etwas Blackmetal sind die Bausteine, die zur Errichtung dieses ohrenbetäubenden, alles zermalmenden Monolithen verwandt wurden. Der Opener „Que Des Yeux Vides Et Séchés“ zeigt sofort, wo’s langgeht. Völlig unvermittelt legen CELESTE los, als hätte Gott (oder der Teufel) sie mit der Beschallung der Apokalypse beauftragt: meterdicke, postige Gitarrenwände, Tempiwechsel und das Geschrei eines Berserkers mit mindestens einer glühenden Pfeilspitze im Allerwertesten geben uns eine grobe Vorstellung von dem, was uns am jüngsten Tage erwarten könnte. Bodenloser Hass und ganz, ganz viel Aggression ziehen sich durch alle neun Songs des Albums und erzeugen eine selten durch Musik herbeiführbare Weltuntergangsatmosphäre.
Trotz größtmöglicher Brutalität, die sich durch alle neun Songs zieht, werden CELESTE nie langweilig. Das liegt daran, dass sie stets grooveorientiert vorgehen und auch bei plötzlichen Wutausbrüchen und Ausflügen ins Blackmetallische nie in hirnfreies Hochgeschwindigkeitsgebolze verfallen. Der ohnehin schwer verständliche Gesang wird ausschließlich französisch dargeboten, was einen spannenden Kontrast zu der unangenehmen, sperrigen Musik erzeugt und die Skurrilität des Albums erheblich steigert. Die Produktion ist richtig fett geraten und lässt CELESTE auch auch beim z.B. sehr sparsam instrumentierten Song „Mais Quel Plaisir De Voir Cette Tête d’Enfant Rougir Et Suer“ überzeugen.
„Misanthrope(s)“ ist ein außergewöhnliches Album, das mich vor allem mit seiner konsequent angewandten Kompromisslosigkeit beeindruckt. CELESTE selbst kommentieren ihr neuestes Werk folgendermaßen: „Wir versuchen, düsterer und immer düsterer zu werden, aber eines Tages wird das vielleicht nicht mehr möglich sein. Dann hören wir einfach auf.“ Hoffentlich dauert’s noch ein paar Platten bis dahin…

Es ist kaum möglich, einzelne Titel als Anspieltipps hervor zu heben, da „Misanthrope(s)“ seine Wirkung am besten entfaltet, wenn man es am Stück anhört. Trotzdem, meine Favoriten sind die langsamen „Comme Pour Leurrer Les Regards Et Cette Odeur De Cadavre“ und „A Defaut De Te Jeter Sur Ta Progeniture“. Die beiden schleppen sich dermaßen träge durch die Gehörgänge, dass man sich unweigerlich an giftige Schnecken oder erkaltende Lava erinnert fühlt. Ganz stark, ganz böse, ganz viel Gänsehaut!

Sparfüchse, aufgepasst: Auf der Homepage von Denovali Records gibt es das Album zum kostenlosen Download. Was hoffentlich nicht alle Leser dieser Zeilen davon abhält, eine der in verschiedenen Farben erhältlichen CDs oder Vinylversionen von „Misanthrope(s)“ zu erwerben.

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06.07.2009

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