Celeste - Animale(s)

Review

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Das dürfte den Fans einiges abgerungen haben: CELESTE haben sich zum ersten Mal in ihrer Laufbahn richtig Zeit genommen. Erschienen die EP und die ersten drei Alben im Abstand von maximal einem Jahr, hat „Animale(s)“ heuer gleich mal drei gekostet. Zum einen bietet dieser Umstand natürlich die Möglichkeit sich als Band zu entwickeln, zum anderen führt es auch zu einer gewissen Erwartungshaltung. Denn wer so lange braucht, sollte schon etwas gewaltiges im Gepäck haben, um nach dem ersten Sperrfeuer die Spannung aufrecht zu erhalten. „Animale(s)“ wird aber niemanden enttäuschen, wenngleich CELESTE in logischer Konsequenz ein bisschen was anders machen, aber keine Sorge, im Kern sind sich die Franzosen treu geblieben.

Doch „Animale(s)“ hat nicht nur ein paar Jahre gebraucht, sondern ist auch ein konzeptuelles Doppelalbum geworden, dessen Trennung auf zwei CDs notwendig erscheint. Abseits des Rohstoff-Verbrauchs, rein von der Spieldauer hätte eine CD gereicht, ist diese Trennung aber wirklich notwendig gewesen, um beiden Albumhälften Raum zur Entfaltung zu gewährleisten. Genug des Vorgeplänkels, denn die Erkundung von „Animale(s)“ ist lang genug und doch zu kurz, um das Werk in einem Durchlauf zu erfassen. CELESTE sind gewaltig und finster, unergründlich schwarz. Kein Lichtstreif dringt zu der um sich greifenden Dunkelheit durch. Da wummert die Doublebass bedrohlich, das Gekeife ist fies, beinahe zwanghaft und die Saitenfraktion vollendet den Rahmen, in dem sie immer wieder unermüdlich die Spannung zum Siedepunkt erhitzt um dann … plötzlich Ruhe einkehren zu lassen. Aber erst später, denn im ersten Teil dieses Doppelalbums ersticken CELESTE jedes Fünkchen Hoffnung auf einen schonenden Moment Pause mit erdrückender Wucht. „Au Pied D’une Bicoque Peu Séduisante“ erklimmt mit boshafter Prügel und verschrobenem, dissonantem Riffing gleich mal den Gipfel des Albums – brutal! Aber auch wenn die Franzosen das Tempo drosseln, ist keine Kompromissbereitschaft zu erkennen, „Tes Âmes Soeurs Immaculées“  ist so unerbittlich wie fesselnd, ja in der zweiten Songhälfte gar hypnotisch. Nachdem die erste Hälfte mit dem Neun-Minuten-Opus „Dans Ta Salive, Sur Sa Peau“  ein erwartungsgemäß unversöhnliches, da keineswegs minder brutales Ende findet, ist Zeit zum Durchschnaufen. Und das ist bitter nötig, denn Zeit für harmonisches oder „ruhiges“ lassen einem CELESTE in der ersten guten halben Stunde nicht.

Aber machen wir uns keine Illusionen, auch auf der zweiten CD haben sich CELESTE nicht plötzlich in eine fröhliche Truppe verwandelt, die das Herz erwärmen möchte. Trotzdem macht das Quartett nicht einfach so weiter, sondern verabreicht den Songs deutlich höhere Dosen Doom, Sludge und ja, gar Ambient. Plötzlich kehrt Stille ein ins Geschehen, aber keine angenehme. Wie die Ruhe vor dem Sturm vibriert die Spannung, wie das Kaninchen vor der Schlange wartet man auf den nächsten Schlag. Unversöhnlich verbreiten CELESTE eine unglaublich bedrohliche Stimmung, bei der jeder Gedanke an Flucht an der aufgestauten Wut der Franzosen zerschellt. „Cette Silhouette Paumée Et Délabrée Qui Sanglote Et Meurt“ zermürbt spätestens mit der Trostlosigkeit des Mittelteils endgültig. Bittersüß ist aber die Tatsache, und das wird letztlich erst auf der zweiten CD klar, dass die Franzosen ihre Songs dennoch vollends packend gestalten, durchgehend einen unglaublichen Groove entwickeln und letztlich genau dadurch erst im Stande sind, die vernichtende Wirkung ihrer Musik auf den Hörer wirken zu lassen.

Wer nun noch ein Bildnis brauche, der stelle sich „Animale(s)“ als gesichtsloses, finsteres Ungetüm vor, dass sich mit allerhand Armen gnadenlos an den verschiedensten Schubladen bedient und dabei einen Scheißdreck drauf gibt, ob es sich dabei nun um Black oder Doom Metal handelt, oder ob man es nun mit Post-Hardcore oder Sludge etikettieren möchte. Fakt ist jedenfalls, dass CELESTE im Vergleich zu ihren ersten Alben spürbar daran gefeilt haben, ihre Anliegen mit deutlich facettenreicheren Methoden durchzusetzen und das gelingt ihnen zweifelsfrei.

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06.01.2014

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1 Kommentar zu Celeste - Animale(s)

  1. sebastian sagt:

    Ich wette die Jungs könnten sogar aus Scheiße Gold machen, unglaublich wie sie mich mit jedem Album erneut packen. Ich weiß schon gar nicht mehr wie ich auf die Band gestoßen bin, was ich aber weiß, ist, dass die Jungs sich bei mir aus 60 Alben bis Platz 9 vorkämpfen konnten und in Kürze dafür durch einen Kauf belohnt werden. Leider hatte der Plattenhändler meines Vertrauens, die Platte nicht, aber Bandcamp wird sicher auch funktionieren. Hut ab vor den Franzosen und generell was so alles aus Frankreich in letzter Zeit rüberschwappt. 9 von 10 Punkten gibts auch von mir. Ein Punkt Abzug aufgrund der Instrumentals, die ich dann doch ganz gerne mit Gesang versehen bekommen hätte.