Dass auch Bands in einer schlanken Zweier-Besetzung ordentlichen Sound an den Mann oder die Frau bringen können, wissen wir spätestens seit MANTAR und BÖLZER. Ein weiteres dynamisches Duo findet mit CAVE OF SWIMMERS nun seinen Weg über den Großen Teich von Amerika nach Europa. Und schon beim ersten Hördurchgang des selbstbetitelten Debüts merkt man, dass die gebürtigen Venezuelaner Guillermo und Arturo auf jeden Fall ihre metallischen Hausaufgaben gemacht haben: Genregrenzen werden leichtfüßig aufgelöst, CAVE OF SWIMMERS bedienen sich ungeniert und frei an den diversesten Spielarten okkulter Rockmusik seit den 1970er-Jahren. Jeder der vier Songs hat seine eigene, progressive und verspielte Grundausrichtung inklusive einiger faustdicker Überraschungen, und man ist verblüfft, was die Herren alles in ihren Songs unterbringen.
Nett groovende, lateinamerikanische Rhythmen im Mittelteil von „Hangman“, welches ansonsten eher ein treibender 70ies-Rocker ist, opernhafter Gesang zu Beginn von „Materia“, das sich ansonsten eher BLACK SABBATH-esque durch die Landschaft schlängelt, bilden die Hinhörer in der ersten Hälfte der Scheibe. „Cave Of Swimmers“ selbst kommt dann deutlich doomiger daher und erinnert an ältere CANDLEMASS und der Abschlusstrack „Catch“ bietet eine starke Southern Rock Schlagseite. Der Gesang klingt stellenweise ein bisschen nach Serj Tankian (SYSTEM OF A DOWN), das Schlagzeug hämmert markant aus den Boxen und auch einige Gitarrensoli finden den Weg in die Tracks.
Schön zu hören ist auf jeden Fall, dass man auch in der zweitkleinsten denkbaren Besetzung aller Bandvarianten so durchschlagend klingen kann – aber die quantitative Personalausstattung einer Band sollte nicht das ausschlaggebende Argument für die qualitative Bewertung sein. Egal, ob zwei oder zwölf Mitglieder: Das Ergebnis zählt. Und zunächst erfreut man sich dann auch an dem zusammengebauten Mosaik, an der progressiven und freigeistigen Atmosphäre der Scheibe und blickt auf eine recht unterhaltsame halbe Stunde zurück, die die beiden Herren aus Miami abgeliefert haben.
Doch nach den ersten Überraschungsdurchläufen nimmt die gefühlte Qualität zunehmend ab, das bunte Knallbonbon verraucht, und man fragt sich: War da was? Obwohl man die gebotene Leistung bewundert und versucht, die hochgesteckten Ambitionen des Duos gut finden zu wollen, fehlt CAVE OF SWIMMERS der Charme, der längerfristig an ein Album bindet und zu wiederholtem Auflegen der Scheibe aufruft. Denn schaut man genauer hin, wirken die Songs doch noch ein bisschen ziellos und überladen, Ausdruck des Versuches möglichst viele Ideen und Einflüsse in die Tracks zu pressen – ein bisschen wie der Streber in der Schule, der, wenn er dran kommt, erstmal alles erzählt, was er weiß. Grundsätzlich bewundernswert, aber meist auch anstrengend.
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