Cavalera - Schizophrenia

Review

Über Sinn und Unsinn von Neueinspielungen kompletter Alben wurde an dieser Stelle bereits ausreichend diskutiert, schließlich sind CAVALERA gewissermaßen Wiederholungstäter. Bereits „Morbid Visions“ als auch die EP „Bestial Devastation“ der Thrash-Urgesteine SEPULTURA wurden durch die beiden Brüder durch den Fleischwolf gejagt und gemeinsam mit dem Sohnemann und weiteren Sessionmusikern neu aufgelegt. Ob und weshalb das nun auch mit dem 87er-Zweitwerk der Brasilianer geschehen muss, darf jeder selbst entscheiden, doch qualitativ haben Max und Igor Cavalera zweifellos erneut etwas Wertiges geschaffen.

CAVALERA kitzeln alles aus „Schizophrenia“ heraus

Erinnern wir uns zurück an den ursprünglichen Output. In ihrer Phase vor dem herausragenden und richtungweisenden „Beneath The Remains“ sägen sich SEPULTURA zunächst durch eine Art Proto-Thrash-Metal mit teilweiser Ursuppen-Death-Metal-Schlagseite, bevor mit dem zweiten Album alles eine klarere Richtung erhält. Immer noch unter Cogumelo, bzw. Shark Records beheimatet, ist allerdings der Sound auf „Schizophrenia“ selbst für Old-School-Schergen nicht gänzlich optimal. Die durchaus vorhandenen Soli und messerscharfen Riffs versinken manchmal ein wenig im Tonmatsch, das Schlagzeug rumpelt vor sich her. Dass das Songmaterial zweifellos mehr verdient hat, zeigen CAVALERA schließlich mit ihrer Neuaufnahme.

Den vielleicht zu befürchtenden Major-Label-Bombastsound gibt es auf „Schizophrenia“ trotzdem nicht. Viel mehr holt das Bruder-Duo auf eine bodenständige Art und Weise alles heraus, was vielleicht in den späten Achtzigern etwas untergegangen sein mag. Als nach dem Intro die ersten massiven Gitarrenanschläge von „From The Past Comes The Storms“ sowie anschließend die präzise wütenden Drums einsetzen, läuft eine knappe Dreiviertelstunde Eskalation aus der Pole Position. Gemeinsam mit Sohn Igor Amadeus Cavalera Jr. am Bass und Travis Stone (u.a. PIG DESTROYER) an den Leadgitarren, hacken sich CAVALERA durch die mächtigen Tracks.

Glaubwürdiger, aufpolierter Sound

Obwohl sich hinsichtlich der Titelstrukturen auf „Schizophrenia“ nicht das differenzierteste Material befindet und einige Riffs vergleichbar erscheinen, so haben die Südamerikaner etwa mit „To The Wall“, „Escape To The Void“ oder „R.I.P. (Rest In Pain)“ einige Thrash-Hämmer für die Ewigkeit geschrieben, welche CAVALERA mit ihrer Neuaufnahme in ein absolut tödliches Gewand gepackt haben. Darüber hinaus hat auch Frontmann Max stimmlich nichts eingebüßt und fügt sich mit seinem archaischen Gebell hervorragend ein.

Wie bereits auf den letzten Neuaufnahmen, haben CAVALERA hier mit „Nightmares Of Delirium“ noch einen eigenen Titel angehängt, der sich vom Vibe aber durchaus ordentlich in den Kontext des Albums einfügt. Dass es für die Brüder seit „Psychosis“ aus dem Jahr 2017 nicht mehr für eine eigens komponierte Scheibe gereicht hat, mag womöglich dem einen oder anderen sauer aufstoßen, doch solange die beiden ihren gemeinsamen Backkatalog derart aufpolieren, gibt es nur wenig zu monieren. Ob dann die bereits bei Roadrunner Records erschienenen Folgewerke unters Messer müssen, sollte hingegen nochmals hinterfragt werden.

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16.06.2024

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7 Kommentare zu Cavalera - Schizophrenia

  1. zircular sagt:

    Mega. Schon beide Neueinspielungen genannter Vorwerke sind überraschend stark ausgefallen. Da werd ich wohl zuschlagen müssen!

  2. elLargo sagt:

    Sehe ich genauso! Sehe sie in Rostock und bin gespannt wie sie die ersten beiden Werke in voller Länge präsentieren 😎… wenn die Cavalera Brüder stumpf knüppeln wie auf den ReReleases oder Psychosis gefallen sie mir noch am besten.

    Ich habe noch die Originale aus den 80ern, würde aber nur noch das frische Material auflegen 👍🏻

  3. Wordreth sagt:

    Hammer, auch soundmässig ist es diesmal top! Ich freue mich das die Brüder diese Alben neu aufarbeiten, da ich damals nicht das Geld und nicht die Möglichkeit hatte, in die nächste Stadt zu fahren um mir diese Alben zu leisten, bzw. zu besorgen. Das ging leider nicht nur mir so, sondern auch bei meinen Kumpels und so blieben die ersten Alben von Sepultura auf der Strecke!

    9/10
  4. destrukt. sagt:

    Die Neuaufnahme wird diesem grandiosen Album in allen Belangen gerecht und auch das Eliran Kantor Cover zeigt, wie viel Liebe die Cavaleras hier ihrem Frühwerk angedeihen lassen.

    9/10
  5. Hank_Shrader sagt:

    Endlich!
    Die ersten Sepultura Werke haben einen frischen Anstrich benötigt, um überhaupt erst zu zeigen, wie viel Potenzial hier drin steckt. Ich bin der Meinung – jetzt – nach 37 Jahren erst, kann Schizophrenia locker mit Beneath The Remains und Arise mithalten. Für mich nun eines der besten Thrash Metal Alben aller Zeiten. Ganz klar, da kann es von mir nur 10 Punkte geben, weniger als 9 Punkte grenzt für mich an Blasphemie.
    Ich bin allerdings der Meinung, dass die beiden Nachfolger keine Neuauflage benötigen. Die rumpeln so schon sehr ordentlich aus den Boxen.

    Also ganz klar: 10/10

    10/10
  6. deadguy sagt:

    Für mich war der Kram so schon perfekt und ich bräuchte keine Neueinspielung. Und für mich ist die Schizophrenia so schon die beste Sep. Hoffentlich kommt keiner bei Sarcofago auf den Gedanken das auch so zu machen.

  7. blackthrash sagt:

    die Arbeit ist schon wirklich gut, der Sound ist viel druckvoller. Wobei mir der Gesang in der Urversion besser gefällt. Irgendwie ist bei dieser Scheibe ein „Hall“ auf dem Gesang?!
    Sind eigentlich weitere Alben geplant? Für mich sind „Arise“ und vorallem „Beneath The Remains“ perfekt. Kann mir nicht vorstellen, dass man dieses Alben besser machen könnte.