Cavalera Conspiracy - Psychosis

Review

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Der Name CAVALERA ist eine Marke, und ein neues Album der CAVALERA CONSPIRACY die minutiös durchgeplante Keynote zum Ankurbeln der Medienmaschine. Was ist neu? Was kann es besser? Ist es mehr SEPULTURA oder mehr SOULFLY? Oder müssen sich die CEOs so langsam eingestehen, dass das schmeichelhafte Licht der Genre-definierenden 90er-Großtaten mit jedem weiteren Produkt-Release schwächer in die Gegenwart fällt?

Psychotische Raserei und instrumentale Nierenhaken

„Psychosis“ geht zumindest noch vor dem ersten Ton in die Vollen und präsentiert ein Artwork, das genau jene zivilisatorisch ungebändigte Urgewalt suggeriert, die die brasilianischen Death-Thrasher von SEPULTURA einst zur Legende machte. Nachdem der puristische Stil mit den ersten beiden CC-Veröffentlichungen abgehakt wurde, „Pandemonium“ es in der Folge mit seinen künstlich-grellen Día-de-los-Muertos-Vibes aber etwas zu gut meinte, ist „Psychosis“ immerhin optisch schon einmal ein Volltreffer.

Und musikalisch? Geht es zunächst richtig flott los mit dem bereits vorab gestreamten „Insane“ und dem Thrash-Brett „Terror Tactics“, das vor allem im zweiten Teil mit einem so simplen wie effektiven Groove-Part für noch etwas mehr Abwechslung sorgt. „Impalement Execution“ gelingt eine ähnliche Zweiteilung zwischen Midtempo und Thrash-Geknüppel, hier trifft psychotische Raserei auf weit ausholende instrumentale Nierenhaken und es entsteht der bis dato überzeugendste Song der Platte.

Nachdem Marc Rizzo in  „Spectral War“ leider zum ersten Mal seine melodiöse Solo-Seite hören lassen muss – bis hier hin passt er seine Passagen schön dem Grundthema Geisteskrankheit an – leiten CAVALERA CONSPIRACY mit der zweiten Albumhälfte den abgedrehten Akt von „Psychosis“ ein. Verzerrte Vocals („Crom“) und ins Unhörbare übersteuertes Industrial-Gestampfe („Hellfire“) sorgen aber mehr für eine ansprechend beklemmende Atmosphäre als für tatsächliches Hörvergnügen. Das folgende „Judas Pariah“ bringt den Black Metal mit jeder Menge Blast Beats und sägenden Tremolo-Gitarren – hat Max die dafür benötigten hohen Saiten überhaupt aufgespannt? Egal, es funktioniert.

CAVALERA CONSPIRACY kredenzen geschmackvoll angerichtete Nostalgiker-Kost

Etwas enttäuscht lässt einen der Titeltrack zurück, der sich, nach einem verheißungsvoll-perkussiven Unterholz-Intro leider als reines Instrumental entpuppt. Muss man bei nur neun Tracks auf der Platte wirklich nicht machen. Und auch beim abschließenden „Excruciating“ schwingt ob der bisweilen arg offensichtlichen SLAYER-Anleihen leichte Ernüchterung mit.

„Psychosis“ ist sicherlich kein schlechtes Album. Es enthält einige der wohlbekannten Momente stumpfen Irrsinns, die den CAVALERA-Brüdern im Blut liegen wie kaum jemandem. Auch die Produktion holt dabei das allerbeste für alle Beteiligten raus. Bisweilen drängt sich aber dennoch die Frage auf, ob das hier Gebotene unter normalen Umständen auch nur ansatzweise jene Aufmerksamkeit bekäme, die der Markenname nun einmal anzieht. Denn natürlich funktioniert „Psychosis“ genau nach Schema F, nur das das ehemals raue und spontane Element des Belo-Horizonte-Sounds schon lange genauestens kalkuliert wirkt. Der Charme blitzt immer noch hindurch, CAVALERA CONSPIRACY bereiten 2017 aber hauptsächlich Nostalgiker-Kost.

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17.11.2017

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4 Kommentare zu Cavalera Conspiracy - Psychosis

  1. Miro sagt:

    Für mich allerhöchstens eine 6/10, weil viel zu wenig ernnerungswürdige Momente und deutlich zuviel Mittelklassekost. Die Industrial-Ideen sind für mich jene, die dem Album eine experimentelle Note geben, auch wenn sie nicht sooo gelungen sind. Da hilft auch Broadrick nicht mehr viel, wenn der Song an sich mau ist.
    Aber man sollte festhalten, dass das, was die beiden Brüder seit ein paar Jahren machen, immer noch viel viel besser ist als der zum gähnen langweilige Käse von Sepultura.

    6/10
    1. Heyna sagt:

      Naja, letzteres ist ja wohl eher eine Sache des Geschmacks. Für mich gehört „Machine Messiah“ klar zu den besten Alben von Sepultura.

  2. Miro sagt:

    mag an meinem fortgeschrittenen Alter liegen, dass ich das so sehe 😉

  3. Marcel sagt:

    Die Back to Roots Bewertungen versteh ich zwar nicht, aber dennoch finde ich, dass die neue CC sehr erfrischend ist und Spaß macht! Mittelklassekost ist das nicht. Die Produktion ist im Übrigen das Beste, was es jemals bei einer CC Scheibe gab. Darunter litten die Vorgänger erheblich.

    8/10