Cattle Decapitation - Terrasite

Review

Soundcheck Mai 2023# 2 Galerie mit 73 Bildern: Autogrammstunden auf dem Summer Breeze Open Air 2016 - Donnerstag

CATTLE DECAP sind eine der Bands, die unwillkürlich polarisieren. Meckern kann man beispielsweise ausgelassen darüber, dass die selbsternannten Naturburschen auf Kreuzfahrtschiffen Konzerte geben. Travis Ryans extreme Range in den Stimmlagen nervt nicht wenige Menschen, gerade dann, wenn er in die kindlich naiven Regionen des Klargesangs wechselt. Und doch: Diese Band gehört mit ihrem überaus hochtechnisierten Sound schon seit 1996 zum Inventar einer gut geführten Death-Metal-Sammlung, die sich nicht ausschließlich mit Oberflächlichkeiten identifiziert und hinterlässt immer eine Spur der Verwüstung.

„Terrasite“ verkündet das Ende der Welt

Konzeptionell verwursten CATTLE DECAPITATION auf „Terrasite“ letztlich die Rolle der Menschheit in Bezug auf die Vernichtung der Erde. Der Album-Titel basiert auf einer Wortschöpfung Ryans und kann mit „Earth-Eater“ ins Englische übersetzt werden. Musikalisch zeichnen die Kalifornier ein ähnliches Bild wie auf dem 2019er Werk „Death Atlas„. Es wird geholzt, es wird abgebremst und es sind abgrundtiefes Gegrunze, Pig Squeals und rhythmisch kaum nachvollziehbare Eskapaden zu hören.

CATTLE DECAPITATION verabreichen bleischwere Kost

Man kann nicht behaupten, dass die Songs beliebig seien. Leicht zu verdauende Musik findet sich auf dem zehnten Album der Band schon gar nicht. Die brutale Kernbotschaft der Texte konnte die Band in ihren Anfangstagen auf den viel roheren Alben („To Serve Man“, „Humanure“) aber glaubhafter formulieren. Jetzt erklingen blankpolierte Death-Metal-Brecher im Gewand kerniger CANNIBAL-CORPSE-Riffs und dem natürlich im Vordergrund agierenden Schlagzeug aus den Boxen. Das ist mitnichten schlecht und verkehrt ist das auch nicht. Den Zenith hatten CATTLE DECAP aber eigentlich mit „Death Atlas“ längst erreicht.

Spaß ist keine Option

Bis auf wenige Ausnahmen sorgt „Terrasite“ für ein immer stärker werdendes, beklemmendes Gefühl. „The Storm Upstairs“ kann als Album-Höhpunkt für einen kurzen Moment sogar zum Nackenschnalzen einladen, wenn der fiese Double-Bass-Zwischenpart einsetzt. Ansonsten bleibt erst einmal alles beim Alten. Damit werden CATTLE DECAPITATION weiterhin in der zweiten Reihe hinter den zahlreichen US-Kollegen stehen. „Terrasite“ weist einfach zu viele Längen auf, um als Glanzlicht in der Band-Diskografie zu erstrahlen.

Damit schließt sich auf gewisse Weise der Kreis. So liegt ein grundsolides Album, mit guter Produktion und handwerklichem Geschick vor. Andererseits verliert sich der Hörgenuss bald in einer Art unangenehmem Trancezustand, der kaum Vergnügen bringt. Vielleicht soll genau diese Wirkung erzielt werden, vielleicht wollte die Band Vorwürfe abwehren, sie sei zu eingängig. Auf jeden Fall kann man über CATTLE DECAPITATION auch künftig viel diskutieren.

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10.05.2023

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16 Kommentare zu Cattle Decapitation - Terrasite

  1. badKissinger sagt:

    also wenn die qualität der vorab veröffentlichten songs gehalten wird, gibt es meinerseits wenig zu klagen. ich hoffe nur, dass diese affigen goblin clean vocals etwas spärlicher eingesetzt werden als noch bei death atlas.

  2. mr.cb sagt:

    Lustig, gerade die gefallen mir persönlich eigentlich ganz gut und passend…

    Auch lustig dass das Album 6 Punkte erhält und gleichzeitig im Soundcheck auf Platz 2 steht. Muss ja ein trauriger Monat sein 😉 😉
    Musik ist natürlich immer subjektiv, aber von Testern muss man erwarten können, dass sie möglichst objektiv urteilen, auch wenn es ihren persönlichen Geschmack nicht trifft.
    Hier wäre evtl – angelehnt an Magazine – ein zweites Urteil als „Streitfall“ eine Möglichkeit?

  3. destrukt. sagt:

    6 Punkte sind in meinem Buch immernoch ein „gut“. Zumal sich die Wertung sowohl vom Durchschnitt als auch von den anderen Einzelwertungen nicht dramatisch unterscheidet, von demher ist da deutlich weniger Potential für eine kontroverse Diskussion als zb bei der neuen Schrottalica. Diese Streitfall Geschichte gibt’s in Form des „Hit or shit“ Specials an sich auch schon.
    Aufs Album freu ich mich schon! Mir haben Cattle zwar mit der „Anthropocene“ eig schon alles gesagt, aber der Spaßfaktor ist trotzdem immer extrem hoch… Und modernen DM, der nicht in Richtung Deathcore schielt, gibt’s ja heuer auch nicht wie Sand am Meer, von demher gehen Vorfreude und Erwartung Hand in Hand.

  4. nili68 sagt:

    Was ich auf YT gehört habe gefällt mir ausgezeichnet. Über die 6 Pkt. stelle ich keine Mutmaßungen an, aber naja.. Einzig der cleane Gesang (also die Nicht-Growls) ist auch nicht so mein Ding. Entweder besser oder ganz weglassen. Spontan würde ich, nach dem, was ich gehört habe 8 Pkt. geben und mach’s auch einfach. Hängt ja nicht wirklich was von ab..

    8/10
  5. ClutchNixon sagt:

    Nochmal: Das sind mitnichten „cleane“ Vocals 😂! Und im Übrigen wäre hier wirklich ein Hot/Shit Schlagabtausch zwischen Redakteuren angebracht. Absprechen möchte ich dem Rezensenten die eigene Meinung niemand, hoffe ich, jedoch muten sechs Punkte für eine der unumstritten besten und innovativsten Extrem Metal Bands bei eigentlich runder Bewertung edgy an.

    8/10
  6. sardine sagt:

    Seit ich mitbekommen hab dass es was neues gibt und den ersten Song gehört hab hatte ich das Teil in Vorbestellung, nun kam die LP an und dieser werde ich mich heute Abend in Ruhe widmen. Ich freu mich mega drauf da mich die letzten Alben und vor allem Death Atlas richtig gut abgeholt haben.
    Vor allem schaffen es Cattle Decapitation bei aller Härte und Technik (was sie sehr gut beherrschen) eine Melancholie und eine Gefühlsebene in den Songs einzubauen was einem so richtig schön im Magen drückt das fasziniert mich ungemein. Dazu tragen meiner Meinung nach auch die „cleanen“ Vocals bei, daher finde ich die absolut stimmig und passend zu dem Konzept.
    Wertung kommt erst nach ausgiebigem Hören – nach dem was ich kenne würde ich aktuell 8 Pkt. geben ich vermute aber dass dies durchaus mehr werden können.

  7. Quin sagt:

    Finde eigentlich auch das es keine 6 ist. Ohne Frage schlechter als Death Atlas aber trotzdem sehr geil.

    8/10
  8. hevn sagt:

    Mir war schon im Vorfeld klar, dass es Death Atlas nicht toppen wird, da dieses für mich eine ganz besondere Stellung mit einer klaren 10 inne hat. Daher eine gute 8 hierfür.

    8/10
  9. ArtBeck sagt:

    In Sachen „clean vocals“ bin ich auch bei ClutchNixon – ….hä?? Also bei NICKELBACK wäre das ganz klar Shouting 😉 Gelungenes Album mit einem „sich gerade noch so vom Plastik“ unterscheidenden Sound. Aber viel Raum bei den Drums geht halt auch im Kontext nicht so wirklich…. Die Vocals gefallen mir sogar noch besser als bisher, weil sie etwas weniger wahnwitzig und mehr eingebunden rüberkommen. Stark!

    8/10
  10. nili68 sagt:

    Alles was nicht ganz klar Growls oder Black Metal-Screams sind, ist halt clean. Ob das nun fachlich korrekt ist.. pfffft.

  11. ClutchNixon sagt:

    Nun mehrfach gehört und als klassischen Grower identifiziert. Songs wie ‚a photic doom‘ und ‚Solastalgia‘ sind einfach mal richtig großes Tennis und lassen mich nicht los. Übrigens gibt es auch richtige cleane Vocals wie in der letzten Nummer, aber dass weißt du natürlich schon längst 🤣

    9/10
  12. dan360 sagt:

    Genau, das mit den richtigen clean‘ Vocals ist mir im letzten Song auch aufgefallen.. x) Für mich, nach mehrmaligem laufen lassen, auch definitiv ein Grower. Die 6er Wertung mutet wirklich etwas edgy an.. aber was soll’s.. 8,5!

    9/10
  13. destrukt. sagt:

    Muss mich auch revidieren… CD haben mir musikalisch definitiv noch was zu sagen. Das erste Hören hat mich noch etwas kalt gelassen, ab dem zweiten hats klick gemacht. Auch wenn CD ihren Sound gefunden haben, nuancieren sie dennoch immer etwas anders. Dieses Mal sind die mbm gitarren etwas reduziert, dafür der groove-betonte Deathgrind Anteil höher. Die zusätzlichen Keys im Abgesang „just another body“ oder die Bläser in „Dead end residents“ sind dann noch als topping oben drauf. Gefällt mir besser als der Vorgänger.

    9/10
  14. nili68 sagt:

    Mir gefällt das Album auch immer besser. Mit der Meinung bin ich hier zwar ungeliebter Mainstream, aber Ehre wem Ehre gebührt. 😀

    9/10
  15. sardine sagt:

    Nachdem ich die Platte nun mehrfach gehört hab kann ich auch meine Wertung geben. Ganz klar ein Top Album der Jungs das auf demselben Niveau wie Death Atlas steht. Zwar ist der Hörfluß bei Death Atlas etwas besser, was aber auch am Konzept der jeweiligen Alben liegt vermute ich. Das DA Konzept ist etwas direkter aber in Summe dadurch auch etwas schwerer zu verdauen. Aber Terrasite hat in Summe die besseren Einzelsongs wann man das Album komplett betrachtet. Auch finde ich das Songwriting insgesamt noch Ecke interessanter obwohl die Songs teilweise eingängiger sind, aber immer noch klar Tech-Death mit genug Ecken und Kanten.

    9/10
  16. metal-maniac sagt:

    In denke zum Album wurde bereits alles gesagt in den Kommentaren, daher einfach nur die Bewertung von mir…

    9/10