Cathubodua - Interbellum

Review

Das überlieferte Quellenmaterial die keltische Göttin Cathubodua betreffend ist überschaubar. Entsprechend großer Freiheiten kann sich die gleichnamige belgische Symphonic-Metal-Band in ihren Texten bedienen, die in allegorischer Weise von der Erschaffung und Zerstörung der Kriegs- und Totengottheit berichten. Mit den Raben oder Krähen, die die Seelen der Gefallenen vom Schlachtfeld ins Jenseits hinüber geleiten, können CATHUBODUA immerhin auf einen absoluten Klassiker der Mythenschöpfung zurückgreifen, der aber lediglich im Cover-Artwork konkret aufgegriffen wird.

Parforceritt durch nicht zu Ende gedachte Ideen

Nach dem 2019 veröffentlichten „Continuum“ ist „Interbellum“ nun das zweite Studioalbum von CATHUBODUA. Dabei hätte manch andere Band die sechs Stücke mit einer kompakten Spielzeit von gerade einmal einer halben Stunde eher als EP vermarktet. Wer nun ein entschlacktes und auf den eigentlichen musikalischen Kern reduziertes Songwriting erwartet, wird jedoch enttäuscht. CATHUBODUA stopfen ihre Stücke bis zum Anschlag mit all jenem voll, was das Symphonic-Metal-Spektrum so bereithält, und garnieren sie zusätzlich mit einer leichten Folk-Schlagseite. Das Ergebnis wirkt folgerichtig überladen und lässt den einzelnen Parts nur selten genügend Luft, um sie zur vollen Entfaltung bringen zu können. Damit mutet „Interbellum“ wie ein Parforceritt durch viele spannende Ideen an, die jedoch allesamt nicht konsequent zu Ende gedacht wurden.

Wendet man den Blick also konsequent vom großen Ganzen ab und den einzelnen musikalischen Bausteinen zu, erkennt man hier eine Horde Könner am Werk. Irgendwo im Spannungsfeld zwischen ELUVEITIE, SERENITY und EPICA haben CATHUBODUA eine Menge Potential, es innerhalb der Female-Fronted-Symphonic-Metal-Szene ziemlich weit nach oben zu schaffen. Sowohl die männlichen Begleitmusiker als auch Sängerin Sara Vanderheyden beherrschen ihre jeweiligen Instrumente ganz ausgezeichnet und haben sich von Produzent Yarne Heylen (Project Zero Studio) einen angenehm fetten Sound auf den Leib schneidern und vom für Mix und Mastering verantwortlichen Erwin Hermsen (Toneshed Recording Studio) endveredeln lassen.

CATHUBODUA sind eine ganz heißer Symphonic-Metal-Geheimtipp

So ist es dem wunderbar differenzierten Klangbild, bei dem die Gitarren fett braten dürfen, ohne dadurch den Orchestersounds das Wasser abzugraben. Womöglich haben CATHUBODUA hier bei den Landsleuten von MAYAN ganz genau hingeschaut und zugehört, die dieses Kunststück im Supergroup-Format zur Perfektion gebracht haben. Wenn die Band beim nächsten Album also ihren Stücken etwas mehr Spielzeit gönnt und den einzelnen Parts mehr Raum zum Atmen gewährt, haben wir hier einen ganz heißen Geheimtipp für alle Symphonic-Metal-Liebhaber vor uns. „Interbellum“ lässt dieses Potential zwar bereits erahnen, scheitert jedoch noch an der Umsetzung.

24.02.2024
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