Cathedral - The Guessing Game

Review

Endlich ist es wieder soweit, das kollektive beruhigte Ausatmen kann beginnen. Die britische Doom-Institution CATHEDRAL meldet sich mit neuem Longplayer im Gepäck zurück. „The Guessing Game“ nennt sich das gute Stück, das via Nuclear Blast das Licht der Musikwelt erblickt. Fünf Jahre sind im gegenwärtigen Musikbusiness eine lange Zeit, die sich die Combo rund um Fronter und Ur-CATHEDRAL Lee Dorian einfach genommen haben, um aus „The Guessing Game“ das Bestmögliche zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu machen. Über die Historie dieser Band muss hier wohl kein Wort mehr verschwendet werden, feiern CATHEDRAL doch heuer ihr zwanzigjähriges Jubiläum, das mit dem neuen Album eine perfekte musikalische Umrahmung findet.

CATHEDRAL stehen schon seit je her für eine sperrige Mischung aus traditionellem Doom, knackigen Stoner Rock-Elementen und einer großen Portion an psychedelischen Hippie-Stilistiken, die bis dato noch immer ein gekonntes, wenn auch nicht wirklich einfach zugängliches Ergebnis mit sich gezogen haben. Die erste Überraschung ist schon einmal, dass „The Guessing Game“ als Doppel-CD veröffentlicht wird, obwohl die Gesamtspielzeit die berüchtigte 80-Minuten-Grenze nur knapp überschreitet. Anstatt auf ein paar instrumentelle Minuten zu verzichten, frönen Dorian und Co. aber lieber ihrem eigenen Konzept, das aufgrund diverser Kapazitätsprobleme nicht aufgegeben wird.

Stilistisch stellt sich das Jubiläumsalbum in Form von „The Guessing Game“ als gelungener Querschnitt über das bisherige Schaffen der Band dar. Nach dem lockeren Einstieg mit „Immaculate Missconception“ geht es gleich gehörig mit „Funeral Of Dreams“ los. Ein mit Prog durchzogenes Stück Musik, das mit einem mitreißenden, rhythmischen Chorus daher kommt, den man sofort mitsingen will und kann. Ganz anders das rockige „Painting In The Dark“ oder das zähe, staubtrocken vorgetragene „Death Of An Anarchist“. Auch hier zeigt sich wieder, wie vielfältig CATHEDRAL auch noch nach zwei Dekaden musikalischen Schaffens klingen können, obwohl die fünfjährige Abstinenz der Kreativität natürlich einen gewissen Schub verliehen haben muss! Auch der Rest der Titel auf „The Guessing Game“ ist eine wilde Mischkultur aus proggigen Elementen („Cat’s, Incense, Candles & Wine“), erdigem Stoner Rock („Casket Chasers“) und rein instrumentellen Einlagen (u.a. der Titeltrack). Auch der lyrische Rückblick auf die CATHERAL-Karriere in „Journey Into Jade“ kann als gelungen bezeichnet werden.

Keine Ahnung, was die Fanbase von CATHEDRAL erwartet hat, ein solches Album aber wahrscheinlich nicht. „The Guessing Game“ hält nämlich für Fans jeder Ära etwas bereit und überzeugt vor allem durch seine musikalische Bandbreite. Genau in diesem Faktor liegt aber auch ein gewisses Manko, da das Album möglicherweise niemanden vollständig ansprechen wird, zu unterschiedlich, zu experimentell wirkt so manche Passage. Wenn man „The Guessing Game“ aber als Ganzes betrachtet und von ein paar langatmigen Momenten absieht, handelt es sich hierbei um eine absolut respektable Leistung und ein würdiges Album, das dem Druck eines zwanzigjährigen Jubiläums locker standhält. Der perfekte Wurf ist es zwar nicht geworden, alles in allem handelt es sich bei „The Guessing Game“ aber um einen Pflichtkauf für jeden CATHEDRAL-Fan und eigentlich sollte sich jeder, der für Doom Metal bzw. Stoner Rock etwas übrig hat, in diese Platte reinhören. Glaubt mir, es lohnt sich…

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12.03.2010

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1 Kommentar zu Cathedral - The Guessing Game

  1. MetalGerhardt sagt:

    Äußerst interessantes Album, welches zwar mein persönliches Highlight „The Garden….“ nicht schlagen kann, dafür aber mal wieder mit vielen Überraschungen daherkommt. Die erste CD klingt oftmals echt nach Folk-Rock und die 70s-Vibes waren noch nie so stark vertreten. Außerdem klang der Gesang von Dorrian noch nie so harmonisch. Härtere Musik darf man hier nicht erwarten, die bekommt man erst auf CD 2 spendiert, in der es wieder etwas zurück zum Stoner Metal und Stoner Rock geht. Trotzdem klingt das längst nicht so brachial wie früher. Am Ende gibt es noch einen schönen Rückblick auf die vergangenen 20 Jahre. Alles in einem ein sehr abwechslungsreiches Album, welches aber eher Fans von 70er Jahre Rock gefallen dürfte. Reine Doomfans werden nur selten fündig, doch das dürfte man mittlerweile ja gewöhnt gewesen sein.

    8/10