Aus Kanada wütet ein ziemlich melodischer Orkan herüber. CATHARTIC DEMISE von ebenda, Ontario um etwas genauer zu sein, klingen auf ihrem Debüt „In Absence“ schon wie ein Haufen abgebrühter Profis – keine Selbstverständlichkeit für eine noch so junge Band, die noch vergleichsweise wenig lt. Metal Archives dokumentiertes Networking in anderen Bands betrieben hat. Und dann so eine Platte vorzulegen als Debüt, dem lediglich eine selbstbetitelte EP vorangegangen ist, zeugt schon vom unglaublichen Talent und der Spielfreude, die sich bei dem vierköpfigen Kanadier massenhaft nachweisen lassen.
Da weht ziemlich eindrucksvoller, melodisch-technischer Death Thrash über den Teich herüber
Gespielt wird melodischer Death Metal mit Hang zu weitläufigen Melodiebögen, der sich munter von beiden Seiten des atlantischen Teiches inspirieren lässt und dabei gerne mit wuseligem Bay-Area-Thrash gewürzt wird. Heiseres Gebrüll bestimmt dabei die gesangliche Komponente des Sounds. Eines der auffälligsten Merkmale ist jedoch die unglaubliche, technische Präzision und Gewandtheit, mit der die Instrumente hier bedient werden. Die flinken Finger der Herren lassen immer wieder an die songorientierten OBSCURA denken (siehe „Diluvium“), wobei CATHARTIC DEMISE deutlich unregelmäßiger Atmosphäre in ihren Sound einbinden und viel lieber auf die Kacke hauen – die jungen Wilden wollen sich eben erstmal die Hörner abstoßen.
Dabei steht CATHARTIC DEMISE eigentlich nur das etwas überambitionierte Songwriting ein bisschen im Wege. Denn mit einer durchschnittlichen Spielzeit von etwas über sechs Minuten pro Track finden sich auf „In Absence“ eine Menge relativ langer Songs. In der Zeit brennen die Kanadier ein technisches Feuerwerk ab, neigen songschreiberisch aber ein bisschen zu Repetition, sodass sich die Band gelegentlich in den Nudelmodus verfällt oder sich in eine melodische Einbahnstraße hinein manövriert wie im abschließenden Instrumental „Desire“. Das führt im schlimmsten Falle dazu, das man gegen Ende des eigentlich schön hymnischen „For Power“ zum Beispiel so ein bisschen abschaltet. Dagegen klingt der klare Gesang in „Waves“ schon wieder etwas zu gelangweilt.
Allerdings verlieren sich CATHARTIC DEMISE auf „In Absence“ vielleicht doch noch zu oft in Repetition
Die Band zeigt dennoch mit erfreulicher Regelmäßigkeit, dass sie es weit besser kann. Besonders „Silence Within“ ist ein mit reichlich Thrash angereicherter Kracher, der einiges an Haken auf dem Weg über die Zielgrade schlägt und seine Spielzeit tatsächlich durch diese Vielschichtigkeit rechtfertigt. „Disparity“ beginnt relativ unscheinbar, aber schlägt dann umso eindrucksvoller mit dieser lächerlich hymnischen Hook sowie dem abschließenden, irrwitzigen Instrumental-Part zu. Das Doom-Intro von „Pale Imitations“ wiederholt die gleichen Melodien leider ein bisschen zu oft, doch gerade wenn man im Begriff ist, den Song abzuschreiben, verwandelt er sich in einen furiosen, melodischen Death Thrasher.
Keine Frage: CATHARTIC DEMISE stehen mit „In Absence“ noch ziemlich am Anfang, haben aber schon das nötige Handwerk, um eine bleibende Duftmarke zu setzen. Von hier kann es in zweierlei Hinsicht weitergehen: Entweder entschlackt die Band ihren Sound und reduziert den Nudel-Faktor, oder sie baut mehr auf durchdachte Kracher der Marke „Silence Within“. In jedem Falle sollten Fans thrashigen Death Metals mit Faible für quirlige Melodien in das Wirken der Kanadier reinhören. Denn technisch ist hier alles picobello, wunderbare Melodien gibt es in rauen Mengen und dazu haben sich CATHARTIC DEMISE eine transparente Produktion auf den Leib schneidern lassen, die jederzeit angenehm zu hören ist. Wer sich also mit etwas Genudel anfreunden kann, sollte „In Absence“ also auf jeden Fall mal antesten.
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