Was haben ein Drittwagen, eine Eiswürfelmaschine, ein E-Book-Reader und „Fleshgrave“ gemeinsam? Richtig, die Antwort ist aber auch zu naheliegend: Das zweite Langeisen CATARRHALs ist wie die anderen genannten Gegenstände vor allem eines – vollkommen überflüssig. Auch wenn die Belgier selbst das natürlich anders sehen werden.
Doch der Reihe nach: Der US-amerikanisch geprägte, technisch-brutale Death Metal – richtig, MORBID ANGEL etwa zu „Covenant“-Zeiten, VITAL REMAINS oder IMMOLATION heißen mal wieder die Referenzen – wurde wuchtig in Szene gesetzt und lässt in manchen Momenten gar aufhorchen: etwa wenn der aufällig verspielte Beginn des Titelstücks an DEATH in ihren späten, progressiven Jahren erinnert oder „Morbid Exhalation“ mit Motiven fernab von 08/15-Saitenquälerei aufwartet. Doch diese halbwegs interessanten Augenblicke sind rar gesäht und das Auswalzen von so wenig schmackhaftem Teig auf ein 41-Minuten-Spielzeit-Backblech funktioniert bekanntermaßen nicht. Wechsel zwischen Blast-Passagen, Double-Bass-Groove und düster-gedrosselten Abschnitten sorgen zwar für Abwechslung, aber zu überzeugenden, lebendigen Kompositionen will sich das alles nicht fügen. Wie auch schon das mittlerweile sechs Jahre alte Debüt „Putressence“ wirkt „Fleshgrave“ mehr wie eine bloße Kombination der Versatzstücke anderer Bands als wie eine beseelte Synthese zu etwas Neuem oder zumindest Charakterstarkem. Oder etwas deutlicher formuliert: CATARRHAL kreieren nicht, sie klauen nach wie vor. Da passt Serge Massins Gutturalgeknödele, das mal sowas von gewöhnlich ist, nur zu gut ins Bild.
Jau, man kann sich „Fleshgrave“ geben, doch Freude an diesem sehr mäßigen, wieder mal absolut identitätslosen Todesblei dürften allerhöchstens die wahllosesten Deathaniacs finden, die auch von der siebenhundersten Kopie ihrer musikalischen Götter den Hals respektive die Ohren noch nicht voll bekommen haben. Ne Jungs, kauft euch vor dem nächsten Versuch mal ’ne Portion Charme … ach, lasst es lieber gleich sein. Was bleibt? Der gefühlt 28756ste Beweis dafür, dass Technik Seele niemals aufwiegen kann.
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