Bei CASPIAN handelt es sich um eine weitere Band, die seit einiger Zeit den ohnehin schon beeindruckend gefüllten Pool von Postrock-Bands bevölkert. Dass der Fünfer auf seinem vierten Album erstmals mit Gesang arbeitet, ist ein erster Schritt CASPIANs in Richtung Individualität, der „Waking Season“ aber nur bedingt besser macht.
Das klingt jetzt härter als es gemeint ist. Tatsächlich spielen CASPIAN wirklich anständigen Postrock und lassen sich ausnahmsweise mal nicht (nur) von GOD IS AN ASTRONAUT und MOGWAI beeinflussen. Nein, ihre ausladenden Spannungsbögen erinnern mich wiederholt an die anderen Postrock-Pioniere von GY!BE – schade nur, dass GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR mir noch nie richtig gefallen wollten…
…das wiederum liegt daran, dass GY!BE in meinen Ohren einfach zu lahmarschig sind und nicht aus dem Knick kommen – das kann man CASPIAN beim besten Willen nicht vorwerfen, denn ihre Dynamik ist deutlich prägnanter. Dazu kommt, dass es neben den gewohnt verHALL[Hallhallhall…]ten Gitarren ziemlich direktes und präsentes Schlagwerk gibt – ein weiteres Alleinstellungsmerkmal.
Atmosphärisch wildern die Bostoner dann doch im Kosmos GOD IS AN ASTRONAUTs, sprich: Latente, jedoch wenig greifbare Melancholie durchzieht die zehn Songs wie ein roter Faden. Irgendwie klingt „Waking Season“ in meinen Ohren wie ein Spätsommerabend, der den Herbst in Form von Gerüchen und Lichtverhältnissen erahnen lässt.
Das reicht aber nicht, um aus „Waking Season“ ein mehr als solides, technisch einwandfreies und anständig produziertes (Matt Bayles, u.a. MASTODON) Postrock-Album zu machen. Ich höre mir jedenfalls – wenn ich die Wahl habe – bis auf eine Ausnahme lieber die Pioniere des Genres an.
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