Casket - Tomorrow

Review

Die 1992 gegründete Band Casket hat sich in den fünf Jahren ihres Bestehens allerlei anderen Musikrichtungen geöffnet und sich so immer weiter vom Death Metal entfernt, den sie zu ihren Anfangstagen spielte. Auf Tomorrow finden sich z.B. rockig angehauchte Gothic-Metal/Rock Balladen mit männlichen und weiblichen Vocals. Casket präsentieren auf Tomorrow mit die schönsten Songs, die mir je unter die Ohren gekommen sind. Langsame verträumnte Balladen, abwechslungsreiche Songs im Mid-Tempo, sehr viel Atmosphäre, extrem „volle“ Songs und eine saubere Produktion: Das alles riecht nach DER Band der nächsten Monate und Jahre. Jedoch: So schön die Songs auch klingen und so technisch perfekt sie auch sein mögen, es beschleicht einem das merkwürdige Gefühl, hier verkaufe sich jemand unter Wert. Ihr ohne Zweifel sehr großes musikalisches Potential nutzen Casket auf Tomorrow hauptsächlich, um zusammengeklaute Songteile zu einem Gesamtwerk zu verbinden: Die Gitarren in „No More“ und „A Piece of Love“ sind durch Gary Moore bzw. Bon Jovi hinreichend bekannt und „Feel the Fire“ und „A Piece of Love“ erinnern sehr verdächtig an den bekannten Song „Let it be“. Ich höre außerdem noch etwas Blind Guardian und Tiamat heraus (Das Instrumental „Secrets“), auch der Ohrwurmcharakter mancher Scorpions-Songs scheint manchmal durch („No More“ erinnert verblüffend stark an „Winds of Change“ gekreuzt mit eben Gary Moore) – und die Kelly Family. Ein Teil der Songs klingt tatsächlich wie Balladen der Kelly Family, angereichert mit etwas Gitarre!… (zum Teil „A Piece of Love“, vor allem „Last Days…“ und „Tomorrow“) Zwischen diesen Elementen findet sich dann die wirklich musikalische Eigenleistung in Form sanfter verträumter Melodien, in die man wahrlich hineinsinken kann, wie es einem z.B. auch bei Tiamat ergeht. Die Songs selber klingen also zwar mehr als gut, können aber weder eine besondere Eigenständigkeit aufweisen, noch über längere Zeit überzeugen. Zu eingängig klingt das ganze, zu „chartkompatibel“, auch wenn ich dieses Wort sonst hasse und eben auch zu geklaut. Einige Songs dieser CD würden im Nachmittagsprogramm von Viva keinerlei Aufsehen erregen, sich zwischen den Balladen der Kelly Family, Rednex und den Backstreet Boys sogar sehr gut machen. Aus diesem Grund gibt es also nur sechs Punkte statt der acht oder neun, die ich sonst für eine CD mit solch intensiver Musik vergeben würde. Schade, daß sich die Band so einschränkt, denn technisch gehören sie zu dem besten, was mir seit langem untergekommen ist! Anspieltips sind „A Piece of Love“, „Questions of Life“ und das herausragend schöne „Last Days…“. Wer die Kellys und Scorpions mag sollte einmal in „Tomorrow“ bzw. „No More“ reinhören! 🙂

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23.10.1997

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