Carved In Stone - Tales Of Glory & Tragedy

Review

Wenn eine Pagan- oder Mittelalterband ein Bandmitglied aufweisen kann, dass nicht nur weiblich ist, sondern auch allerlei Instrumente beherrscht und eine graziöse Stimme hat, ist das im Genre schon so etwas wie ein Ritterschlag. Klar dass ein dermaßen von Odin gesegneter Mensch dann aber nicht einfach nur ein kleines Rädchen von TAUNUSHEIM sein will, sondern sich mit CARVED IN STONE gleich ein eigenes Soloprojekt gründet. Womit wir auch bei Swawa sind, die sich rasch mit einigen Gitarren, keltischen Harfen, Flöten und Keyboards in ein Studio gesperrt hat um „Tales Of Glory & Tragedy“ einzuspielen.

Dabei handelt es sich entgegen erster Assoziationen nicht um die neue Super-EP der Hörspielmetaller von MANOWAR, sondern um lieblichen „Mystic Folk“ wie zuletzt von DIVINA COMEDIA, der in erster Linie von der Akustikgitarre getragen wird. Und macht man sich klar, dass hier wirklich alles in den Händen einer einziger Person steckt, kommt man nicht umhin erstmal ein dickes Lob auszusprechen. Die Instrumentbeherrschung ist tadellos, die gesanglichen Fähigkeiten auf jeden Fall studiofähig und das Songwriting teilweise sehr inspiriert.
Aber da war schon die tödliche Einschränkung „teilweise“. Würde Frau Swawa auf einem Mittelalterfestival spielen, dann vermutlich auf irgendeiner Nebenbühne auf dem Marktgelände, wo man hinhören kann, aber nicht muss. Trotz einiger wirklich starker Lieder, wie dem Intro „Abschied“, dem „Söldnerlied“ oder „The Forest Of Souls“, klingt das meiste Material einfach zu sehr nach Hintergrundbeschallung. Und das noch nicht einmal weil es zu schlecht wäre, sondern weil das Genre einfach enorm schwer zu beherrschen ist, will man wirklich Mystic Folk statt Ambient Folk machen. Nach dem Hören fühlt man sich also lieblich umschmeichelt, kann sich aber an kaum ein Lied zurück erinnern.

Zwiespältige Gefühle also, die beim Hören der Platte entstehen. Als Kuschelrockersatz in verregneten Oktobernächten noch gut zu empfehlen, wirkt „Tales Of Glory & Tragedy“ trotz wirklicher Sympathie, die ich für die Scheibe mittlerweile empfinde, aus musikalischer Sicht ziemlich durchwachsen. Auf der einen Seite würde ich gerne mehr von Swawa hören, auf der anderen Seite werde ich jenen Rundling aber wohl nur noch selten aus dem Regal nehmen. Aber auf Mittelalterbühnen werde ich bestimmt mal Ausschau halten.

15.12.2007
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