Da ist er also endlich, der lang ersehnte Nachfolger zu „Leather Teeth“: „Leather Terror“ ist der zweite Teil der nun als Trilogie ausgelegten „Leder“-Reihe. Und CARPENTER BRUT bleiben sich in einem besonderen Aspekt auch auf diesem Werk treu: Erneut wird eine illustere Schar an Gästen für den Gesang verpflichtet. Überzeugten auf dem vorhergehenden, 2018er-Werk noch Mat McNerney und Kristoffer Rygg am Mikrofon, bauen CARPENTER BRUT dieses erfolgreiche Konzept auf „Leather Terror“ weiter aus.
„Leather Terror“ versammelt illustere Gäste
Namedropping, go! Alex Westaway von den Synthwave-Kollegen GUNSHIP ist eine ebenso naheliegende wie stimmige Wahl. Das Ergebnis in Form von „The Widow Maker“ ist ein krachiger und bemerkenswert eingängiger Einstieg in „Leather Terror“. Nicht weniger naheliegend ist die neuerliche Mitarbeit von Kristoffer Rygg, der mit “ …Good Night, Goodbye“ die einmalige und sanft-poppige ULVER-Melancholie in den Sound von „Leather Terror“ einbringt.
Auf der eher unerwarteten Seite der Kooperationen haben wir ebenfalls große Namen, allen voran Greg Puciato (THE DILLINGER ESCAPE PLAN). Das bereits im Vorfeld veröffentlichte „Imaginary Fire“ überrascht dabei mit Ansätzen, die sich besonders anfangs stark nach 2000er-Nu Metal anhören und mit einem sehr Modern-Metal-lastigen Vibe aufwartet. Wer sich also nach erstmaligem Anhören der Vorab-Single etwas gewundert hat: „Imaginary Fire“ ist keineswegs typisch für „Leather Terror“, passt aber wie die berühmte Faust aufs Auge – und knallt auch ebenso rein.
Im harten Kontrast zu dem ungestümen Gesang von Herrn Puciato steht „Stabat Mater“ am entgegengesetzten Ende des Albums, das mit einer ruhigen und unheimlichen Grundstimmung die Plattform für die betörende Stimme von Post-Rock-Senkrechtstarterin SYLVAINE bildet. Der harsche Gothic-Sound von TRIBULATION findet schließlich Einzug durch den Beitrag von Johannes „Jonka“ Andersson auf dem Titeltrack. Hier wird der metallische Background von Mastermind Franck Huesound und die Nähe zu diversen Metal-Bands ausgespielt um eine raue Gothic-Metal-Dark-Synth-Symbiose erschaffen – Grusel-Orgel und Gruft-Atmosphäre inklusive.
Die schönste, weil vielleicht auf dem Papier unaufregendste Kooperation aber gelingt mit der Pariser Sängerin Persha. Hier mag man Harold Faltermeyer, Sandra und ordentlich Italo Disco heraushören und erhält einen Titel, der das Album wunderbar auflockert und für sich allein einen nostalgischen Trip in die Buddy-Cop und Action-Filme der 1980er darstellt.
Herr Hueso jedenfalls ist ein guter Gastgeber, soviel steht fest. Er reißt nicht bloß stumpf seinen eigenen Stil runter und haut da namhafte Gastbeiträge drauf, sondern schafft in allen Fällen eine stimmige Basis für die Besonderheiten seiner Gäste und deren musikalische Markenzeichen. An vielen Stellen verschwimmen die Grenzen zwischen den CARPENTER BRUT und den Projekten der Gäste geradezu: “ …Good Night, Goodbye“ könnte auch auf „Flowers Of Evil“ stehen, „The Widow Maker“ auf „Dark All Day“ von GUNSHIP. Dass CARPENTER BRUT dabei Genres wie Glam Metal, Disco und Gothic überaus modern und frisch miteinander verschmelzen, ist ebenso unterhaltsam wie spannend. „Leather Terror“ ist – natürlich auch aufgrund der vielen Einflüsse durch die Gastbeiträge – eine ungemein abwechslungsreiche Angelegenheit.
CARPENTER BRUT wandelt sicher zwischen eigenen und fremden Sounds
Bei all den Einflüssen, die verarbeitet werden, bleiben die Trademarks von CARPENTER BRUT dennoch weitgehend unangetastet. „Leather Terror“ treibt den Adrenalin-Pegel stetig nach oben, hetzt zwar nicht, aber zieht doch unwiderstehlich und überaus energiegeladen durch die knappe Dreiviertelstunde Spielzeit. Das Duo „Day Stalker“/ „Night Prowler“ in der Mitte des Albums oder „Color Me Blood“ stehen damit in der besten CARPENTER BRUT-Tradition als fetzige Dark-Synth-Slasher an der ästhetischen Schnittstelle von Horror-Regisseur Dario Argento, dem Sound von John Carpenter und einem 1980er-College-B-Movie mit Hair-Metal-Einfluss.
Das ist astrein tanzbar, das ist hämmernd und pulsierend – und damit genau die Art von okkultem und düsterem Disco-Sound, der die Franzosen auszeichnet. Ziemlich locker behaupten CARPENTER BRUT mit „Leather Terror“ ihre Stellung in der absoluten Spitzengruppe der Synthwave-Künstler mit diesem Genre-Highlight – und dank der Gastbeiträge dürften auch Freundinnen und Freunde eher metallischerer Klänge ihren Spaß an diesem Werk haben.
CAPRENTER BRUT überzeugen – und das auch bald live. Die Shows von CARPENTER BRUT jedenfalls sind absolute Extraklasse, das neue Songmaterial auf „Leather Terror“ liefert eine ausgezeichnete Grundlage für eine mehr als ordentliche Setlist. Also, wie heißt es in „The Widow Maker“ so schön: „See You On The Dark Side“.
Kein Metal und trotzdem für viele Metaller interessant: Synthwave. Die elektronische Spielart rund um apokalyptische Endzeit, Palmen in Miami und Neonreklame wird einmal monatlich auf metal.de mit einem ausgewählten Release gewürdigt. Also: Synth Or Die!
Dieser tollen Review gibt es nichts hinzuzufügen!
Wieder ein durch und durch starkes Album von Carpenter Brut! Auf ihn ist absolut Verlass. Der Kerl weiß einfach was er macht. Ich bin begeistert!!!
hab die Scheibe nun auch.
Ist gut geworden, gefällt mir.
Des einen Freude, des anderen Leid. Ich hatte gehofft, dass es wieder Richtung der ersten drei EPs geht, aber die Zeit ist wohl vorbei. Nicht, dass das Album schlecht ist (wenn auch absolut totkomprimiert), aber leider setzt sich der Trend von Leather Teeth fort. Für die Fans des Albums sicher eine tolle Sache.
Für mich also genau richtig, denn „Leather Teeth“ ist aus meiner Sicht eines der besten, wenn nicht DAS beste Synthwave-Album überhaupt.