1985, als Anthrax „Spreading the disease“ und Slayer „Hell awaits“ veröffentlichten, erschien auch das selbstbetitelte Debüt der New Yorker Thrash/Hardcore-Legende Carnivore, dessen digital überarbeitete Wiederveröffentlichung nun zwecks Rezension vorliegt. 1985, als Kutten, Fuchsschwänze und 50er Zündapp schick waren, Metaller doof sein durften und Peter Steele noch keine über Frauen, sich, Gott und die Welt jammernde Pussy war. 1985, als Eier noch hart wie Stahl und Kalauer gute Witze waren, Sporthosen eng, Atari cool und Frisuren scheiße. In diesem Kontext betrachtet waren Carnivore, wohl bekannt als Vorläufer von Type O Negative, mit ihren kontroversen Texten und ihrem aggressiven Auftreten höchst schockierend, ihre Musik, eine Mischung aus Thrash, Hardcore und einigen wenigen doomigen Elementen, ziemlich brutal. Rückblickend sollte das Ganze eher mit einem Augenzwinkern betrachtet werden, schon das Back-Cover mit der Band in Manowar-Outfit ist dezent erheiternd, und Textauszüge wie „Between my legs I’ve got what it takes to be called a man, fighting, feasting, fucking all I can“ sprechen ja wohl Bände. Mir bereitet dieser politisch natürlich völlig unkorrekte Ausflug zurück in die 80er viel Spaß, die Musik ist von überraschend hoher Qualität, erinnert in den schnelleren Songs etwas an S.O.D. und gibt einen groben Vorgeschmack auf das, was mit „Slow, Deep and Hard“ in komplexerer Form folgen sollte. Mr. Steele shoutet sich meist in bester Hardcore-Manier durch die Songs, zeigt aber in „Male Supremacy“, daß er schon damals schmeichelnd zu trällern wußte, auch wenn es hier inhaltlich alles andere als frauenfreundlich zugeht. Die acht regulären Songs von „Carnivore“ sind übrigens noch mit drei Demoversionen von den „Retaliation“-Aufnahmen aufgestockt und der Sound entsprechend der technischen Möglichkeiten verbessert worden, weshalb ich diese Wiederveröffentlichung jedem, der sich schon immer mal was von Carnivore zulegen wollte oder gerne mal wieder augenzwinkernd in nostalgischer Erinnerung an die 80er schwelgt, ans Herz legen kann.
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