Carnifex - Die Without Hope

Review

CARNIFEX zählen seit Jahren zu den beliebtesten Vertretern ihrer Gattung. Richtig Spektakuläres, soweit mein Eindruck bis heute, haben sie auf ihren ersten vier Alben aber nicht abgeliefert – eher bessere Hausmannskost, die man schnell wieder vergessen hat. Fast schon sinnbildlich für das Deathcore-Genre. 2011 allerdings entschlossen sich CARNIFEX, eine längere Pause einzulegen … und die scheint ihnen mal so richtig neues Leben eingehaucht zu haben. Das fünfte Studioalbums der Amis bricht nämlich mit vielen der gängigen Klischees, die, machen wir uns nichts vor, auch CARNIFEX seit jeher erfüllt haben. Aber das spielt für „Die Without Hope“ kaum noch eine Rolle – denn das Album erscheint wie eine 2.0-Version der bisherigen Bandveröffentlichtung. Heißt im Klartext: Überraschend vielfältig, abwechslungsreich und trotzdem noch irgendwo genrekonform.

Seine Basis findet auch „Die Without Hope“ logischerweise im Deathcore, aber was auf der Basis entstanden ist, lässt mich regelrecht staunen. Die ersten Sekunden von „Salvation Is Dead“ wirken zunächst gewöhnlich, nur entwickelt sich der Opener in der zweiten Songhälfte regelrecht zum Ohrwurm – so einprägsam ist der Refrain. Direkt im Anschluss bleibt mir dann aber regelrecht die Spucke weg – Keyboards, auf einem CARNIFEX-Album? Aus dem ungläubigen Staunen kommt man auch über die gut dreieinhalb Minuten nicht mehr raus. Mit Symphonic-Black-Metal-Einflüssen, die Erinnerungen an DIMMU BORGIR oder, in der mit -core versetzten Variante, ABIGAIL WILLIAMS wecken. Das ist nicht nur faszinierend, sondern mit den Breakdowns und Semiakustik-Gitarren sogar wirklich gut durchdacht und stimmungsvoll.

Spannend bleibt aber vor allem die Kombination, mit der CARNIFEX ihre Trademarks um erwähnte Facetten erweitern und trotzdem immer wieder den Weg zurück zu ihren Wurzeln finden: Weder auf fett krachende Breakdowns noch fiese Doublebass-Attacken oder die tiefgrunzend/hoch keifende Stimme von Scott Lewis muss jemand verzichten. Zwar bleibt nach mehren Durchläufen der explosive Überraschungseffekt etwas auf der Strecke, nicht aber die Qualität, die „Die Without Hope“ beinhaltet. Mit dem abgründigen Hassbrocken „Dragged Into The Grave“ und dem erneut verblüffend stimmungsvoll daherkommenden „Where The Light Dies“ gibt es noch weitere Songs, die man unbedingt mal gehört haben sollte.

CARNIFEX haben ihren Genrekollegen ein ziemliches Schnippchen geschlagen. Während Bands wie EMMURE nach wie vor auf Breakdowns setzen und andere Bands mit technischem Gefrickel Kopfschmerzen verursachen, bietet der Fünfer ein knackiges Album, das auch in der eigenen Banddiskographie durchaus herausragt. Wirklich empfehlenswert!

13.03.2014

Chefredakteur

Exit mobile version