Carnal Tomb - Abhorrent Veneration

Review

Wenn man sich offensichtlich nach einem DISMEMBER-Song benennt, muss man dann zwangsweise auch nach der schwedischen Legende klingen? Natürlich nicht, und das beweisen CARNAL TOMB mit ihrem Zweitwerk „Abhorrent Veneration“ nachdrücklich. Zwar sind die Jungs definitiv im Old School Death unterwegs, schielen aber viel mehr Richtung GRAVE, VOMITORY und Konsorten. Und das ASPHYX ebenfalls des Öfteren mal im CD-Schacht gelandet sind, kann man auch schlecht verleugnen. CARNAL TOMB wurden also schon inspiriert von diversen Altmeistern, logisch, von wem auch sonst. Wobei jedoch die genannten Bands eher grobe Anhaltspunkte sind, denn offensichtliche Vorbilder kann man bei CARNAL TOMB eigentlich eher nicht ausmachen. Und genau das ist eine der Stärken von „Abhorrent Veneration“.

Die gerade mal seit 2014 existierenden Berliner stehen ganz klar für feinen düsteren Old School Death, der sauber und druckvoll produziert aus den Boxen ballert. Wobei ballern hier keinesfalls für recht eindimensionales Gekloppe steht, denn schließlich spielen CARNAL TOMB ganz gekonnt sowohl mit den verschiedenen Tempi als auch mit dem Hörer an sich. Dabei bieten die Jungs eigentlich nicht wirklich etwas Außergewöhnliches oder gar Neues an. Aber das, was sie machen, machen sie richtig gut. So einfach ist das manchmal.

CARNAL TOMB liefern richtig fett ab

Man setzt nicht auf die kurzen knackigen Smasher, die man sofort erkennt und umgehend mitbangen kann. CARNAL TOMB haben sich eher dem komplexeren Death Metal verschrieben und werden ganz sicher von der Langzeitwirkung ihrer Songs profitieren, denn hier gibt es jede Menge Details zu entdecken. Und zu meckern gibt es wenig bis fast nichts, diese Band sollte man definitiv auf dem Zettel haben.

Denn auf „Abhorrent Veneration“ passt wirklich eine ganze Menge: Angefangen von den Prügelparts, über die feinen düsteren Midtempo-Passagen bis hin zu den richtig coolen Soli und Harmonien. Und das alles untermalt von sehr gelungen Growls. Die Herren haben ganz einfach eine Vielzahl an guten Ideen und was noch besser ist, sie können daraus auch stimmige Songs stricken. Deshalb weisen die Tracks trotz ihrer Länge kaum Längen auf. Das alles zusammen macht diese Scheibe zu einem sehr gelungenen Gefüge.

Und daher fällt es auch schwer, die wirklich besonderen Momente von „Abhorrent Veneration“ zu benennen, dafür ist die Scheibe eigentlich zu homogen. Versucht man es trotzdem, stößt man natürlich auf den kriechenden Schlepper „Dissonant Incubation“ mit seinen dezent eingestreuten Schreien. Hier zelebrieren CARNAL TOMB feinsten Doom Death ohne Melancholie, dafür mit jeder Menge bedrückender und düsterer Atmosphäre. Und das relativ einprägsame „Amid The Graves“ geht absolut als kleiner Hit durch. Davon darf es beim nächsten Mal auch gerne noch etwas mehr sein.

Death Metal mit Stil auf gehobenem Niveau

CARNAL TOMB zelebrieren ihren Death Metal immer schön komplex und dennoch strikt geradeaus. Mit dieser Masche klopft man laut und deutlich an die Tür zu höheren Weihen. Die Jungs ziehen ihr Ding einfach durch und pfeifen auf jeden Anflug von Moderne.

In dieser Band steckt verdammt viel Potential, sehr beachtlich. Und das Schöne an der Sache ist, sie lassen dies nicht nur erahnen, sondern zeigen uns jetzt schon jede Menge davon. „Abhorrent Veneration“ gelingt ein nicht alltäglicher Spagat. Eigentlich entfaltet die Mucke ihre Wirkung erst dann so richtig, wenn man sich voll auf die Scheibe einlässt. Andererseits taugt das Ganze aber durchaus zur niveauvollen Hintergrundbeschallung.

16.07.2019
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