Carma - Ossadas

Review

Mit ihrem zweiten Album verfolgen CARMA den eingeschlagenen Weg, zeigen sich aber in den fast acht Jahren seit Veröffentlichung des selbst betitelten Debüts in jeder Hinsicht gereift. Im Doom-Underground ist die Band sicher ein Begriff, zumal das erste Album auf dem Szene-Label Aesthetic Death erschienen ist.

CARMA – nichts als Gebeine?

Der Titel „Ossadas“ bedeutet übersetzt etwa soviel wie ‚Gebeine‘ und ist ein Konzeptalbum das seinen Inhalt aus dem Conchada Friedhof in Coimbra schöpft. ‚Der Tod, die Toten und die Sterbenden‘ – eine wenig freundliche Schlagzeile mit der Band, Label und Promoagentur für die neue Scheibe werben, aber inhaltlich könnte es kaum passender in knappe Worte gefasst werden. Das über eine Stunde lange Werk ist wie ein andächtiger Spaziergang auf einem Friedhof und beim Blättern des im Friedhofsflair gehaltenen Booklets fühlt man sich beim Konsum der Materie wie im stimmungsvollen, nachdenklichen Durchschreitens eines Friedhofs – andächtig versunken in Gedanken, an Vergänglichkeit und geliebte Menschen, die nicht mehr unter uns wandeln, aber weiterhin in Erinnerungen unter uns verweilen.

Musikalisch sind CARMA irgendwo im Funeral Doom Metal verwurzelt, verarbeiten aber starke Einflüsse aus Death- und Black Metal, die ihre Musik bei aller Tristesse stark bereichern und aufgrund vieler Tempowechsel eine gewisse Dynamik verleihen, die dem traurigen Thema die nötige emotionale Tiefe und Vielfalt verleihen. Neben den insgesamt sechs echten Songs, die alle im zehn-Minuten Spektrum verlaufen, gibt es drei kleine Zwischensequenzen, die „Ossadas“ gelungen umschließen und das Album hervorragend als Ganzes funktionieren lassen.

Trotz aller Düsternis sind die Vocals der beiden Sänger recht abwechslungsreich gestaltet und vor allem in den choralen Parts geht es dann wirklich episch zur Sache. Assoziationen mit Bands wie THE TEMPLE oder TRISTITIA dürften durchaus zutreffen und werten die Songs stimmungsvoll auf. Im Gegensatz zu vielen Szenevertretern im Genre sind CARMA nicht maßgeblich darum bemüht, diese Art von Musik auf einem geraden Level zu halten, sondern musizieren vielseitig, mit vielen unerwarteten Momenten was der Musik aber ihren Reiz verleiht. So fügt sich das Bild inhaltlich und musikalisch mit ‚Momentos‘, wie ein Mosaik zusammen und erfährt genau in dieser emotionalen Vielfalt seinen Tiefgang.

Ossadas – Sonntagsspaziergang auf dem Conchada Friedhof

„Ossadas“ ist ein wunderschönes, trauriges Album das in seiner Emotionalität und Vielschichtigkeit fragile Gedanken zu Themen wie Abschied und sich Erinnern schmerzlich und berauschend verbindet. Eine gelungene erdige Produktion eint musikalische Vielfalt und künstlerische Vision und entlässt Hörerinnen und Hörer konfrontiert mit eigenen Bildern und Erinnerungen wie nach einem echten Friedhofsspaziergang.

28.04.2023

- perfection is the end of everything -

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