Wer die großen REVERREND BIZARRE seit ihrem Ableben 2007 vermisste, der fand vor allem in deren Heimatland reichlich Trostpflaster. Mit LORD VICAR (in Teilen selbst aus der Asche der Bizarren auferstanden), THE WANDERING MIDGET, SERPENT WARNING oder CASKET OPEN schickten sich eine ganze Reihe Epigonen an, die Fußstapfen des Reverends mehr oder minder erfolgreich auszufüllen. Unter Ihnen auch CARDINALS FOLLY aus Helsinki,…
…die mit „Our Cult Continues!“ heuer ihr zweites Album vorlegen und dessen Marschrichtung von vornherein eindeutig ist: traditioneller Doom im gemächlichen Schritt bis maximal Trab mit mächtig Fuzz auf den Sechssaitern und einem auf erzählerische Dramatik gepolten, cleanen Bariton-Gesang. Mehr noch, CARDINALS FOLLY orientieren sich leicht gen kaleidoskopischer Bilderwelt von CATHEDRAL, ohne allerdings deren ausufernde Dekadenz zu streifen, sowie, und dies viel deutlicher, hin zur kauzigen Wunderlichkeit von THE EQUINOX OV THE GODS. Auf ausladende Kompositionen und Überlänge verzichtet das Trio zum größten Teil; lediglich der Abschluss „Fallout Ritualist“ ist zweistellig, der Rest kratzt nur ab und zu an der Neun-Minuten-Marke. So weit, so gut. Warum also nur 5 Punkte?
Was „Our Cult Continues!“ letztendlich über weite Passagen unhörbar macht, ist die erschreckend eiernde Vocal-Performance des Bassers M.Karnstein. So sonderbar und verschroben THE EQUINOX OV THE GODS klingen mögen, sie geben sich nicht die Blöße, selbiges mit ihrem Gesang zu veranstalten. Bei CARDINALS FOLLY hingegen greift das Eigenbrötlerische fortwährend auf die Stimme über. Karnstein versucht, seinen Stimmbändern eine gewisse träumerische Bedrohlichkeit zu entlocken, hält sie jedoch nie auf geradem Kurs: Ausschläge nach unten klingen gewollt gepresst, solche nach oben eiern und wackeln, dass man schon von Glück sagen muss, dass sich die Instrumente von der Unsicherheit nicht anstecken lassen. Fans traditionellen Dooms finden hier allerhöchstens kurzfristig ihr Seelenheil.
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