Das Negative vorweg: „Reek Of Putrefaction“ leidet leider an einem nicht zu überhörbaren Problem! Nämlich am sehr mäßigen Sound. Unglücklicherweise sind die einzelnen Instrumente nicht besonders homogen aufeinander abgestimmt, so dass häufig ein basslastig wirkender Grind-Brei die Ohren des Hörers penetriert. Die Gitarren sind viel zu undeutlich und auch zu weit im Hintergrund, wo sie zwar eine Menge kratzenden Lärm veranstalten, jedoch bei schnellerem Spiel kaum entschlüsselt werden können. Der Bass brummelt in tiefsten Regionen vor sich hin und im Grunde kann man seine Aktivität meistens nur vermuten. Auch das dominante Schlagzeug, besonders die Holzkisten-Snare, ist zu schlicht ausgesteuert, was dem Ganzen zwar einen sehr natürlichen Anstrich verleiht und richtig fies lospoltert, jedoch auf Dauer für das intolerante Ohr enorm ermüdend sein kann. Aber schon Bands wie REPULSION haben ja mit „Horrified“ bewiesen, dass man keinen Super-Sound benötigt, um Kultalben aufzunehmen.
Schiebt man dieses Manko jedoch beiseite und betrachtet nur die Musik an sich, bekommt man ein wahrlich natives Grindcore-Album um die Ohren geblasen, das alles bedient, was man von diesem Stil erwartet. Knackige Midtempoparts und logischerweise viel rasendes Grind-Geballer, sowie eine Menge kranke Vocals, die zwischen Jeff Walkers Gekreische und Bill Steers tiefem Geröchel hin- und herpendeln, und natürlich die typische, abgekickte CARCASS-Lyrik, die als Sahnehäubchen zu verstehen ist und die Toleranzgrenze so mancher Großmutter um Kilometer überschreiten dürfte.
Ich kann zwar nicht behaupten, dass „Reek Of Putrefaction“ ein unumgängliches Meisterwerk ist, und trotzdem hat dieses Album etwas faszinierendes, mittlerweile fast schon legendäres an sich. Die Verschmelzung zwischen Grindcore und den regelrecht widerlichen Texten, die ebenso extrem vorgetragen werden und auch vom äußerst schmackhaften Coverartwork unterstützt werden, war für die damalige Zeit fast schon revolutionär.
Dass etliche Bands dem folgten, was CARCASS 1988 mit ihrem Debütalbum losgetreten haben, soll an dieser Stelle keine weitere Beachtung finden, denn das ist ein anderes Kapitel der Grindcore-Geschichte…
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