Carcariass - Afterworld

Review

Schon seit über 30 Jahren existieren CARCARIASS. Namentlich ähnlich klingend wie die britischen Melodic-Death-Metal-Maniacs CARCASS, beschränkt sich auch der musikalische Teil der Franzosen auf ihrem mittlerweile sechsten Album „Afterworld“ auf Todesstahl melodischer Prägung. Schon auf dem Vorgänger „Planet Chaos“, ließ das traditionelle Artwork vermuten, dass hier die alte Schule vorherrschen würde, doch genauso markiert der neuste Output des Quartetts das ziemlich genaue Gegenteil. Das Album ist melodisch, durchsetzt mit hochglanzpolierten Heavy-Metal-Riffs und leider über weite Strecken auch erstaunlich belanglos.

„Afterworld“ fehlt die Zündung

Das klingt in Bezugnahme des Openers „No Aftermath“ noch ganz anders. In moderatem Tempo ist der Einstieg in die Platte heavy, straight und, trotz seiner unspektakulären Struktur, einprägsam und catchy. Das mag nicht unwesentlich damit zusammenhängen, dass sich durch die außerirdischen Vibes ein gewisses HYPOCRISY-Feeling einstellt. Dieser wirklich mindestens moderate Start geht allerdings im weiteren Verlauf ziemlich in die Binsen, im Wesentlichen, weil CARCARIASS viel zu oft um den heißen Brei herumriffen, um dann in sich wiederholenden Arrangements zu kanalisieren. Dass die Franzosen dabei nur marginal eine als solche zu bezeichnende Death-Metal-Atmosphäre kreieren können, erscheint ebenfalls störend.

„Afterworld“ stellt sich also als eine Art Hybrid aus verschiedenen Stilen dar, der zwar manchmal einen progressiven Anschein macht, allerdings an dieser Stelle stehen bleibt. Dass dann Songs wie der Titeltrack, „Identity“, „Angst“ oder „Machine Kult“ deutlich jenseits der Fünf-Minuten-Marke agieren und dabei hörbar damit zu kämpfen haben, den Spannungsbogen aufrechtzuerhalten, ist ebenfalls bemerkenswert. Handwerklich ist das, was CARCARIASS auf „Afterworld“ zum Besten geben, absolut solide, die Growls von Jérôme Thomas sowie die Backing-Vocals eintönig aber ordentlich, während die größte Problemzone das langatmige Songwriting darstellt.

CARCARIASS erzählen gerne von Anfang an

Nichtsdestotrotz werden CARCARIASS auch mit ihrem sechsten Album sicherlich ihre Anhänger finden. Der ausufernde Stil mit vielen melodischen, teilweise verträumten Elementen kommt auf „Afterworld“ als zentrales Thema zweifellos heraus, doch der Funke will nicht so recht überspringen. Diesen Versuch sollte hier aber wohl jeder für sich selbst machen.

04.05.2023
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