Capud Draconis - Musica Aetatis

Review

Wo historische Märkte vom Underground-Phänomen zum Familienausflugsziel geworden sind, findet man Mittelalter-Combos inzwischen wirklich wie Sand am Meer. Gut gemachte und authentische Dudelsackmusik, die nicht nur die unvermeidlichen Szene-Standards rauf und runter zitiert, muss man hingegen mit der Lupe suchen. genau in dieser Nische sind aber CAPUD DRACONIS zu finden, die mit „Musica Aetatis“ ihrer mit „Musica Nova“ begonnenen und auf „Musica Divina“ fortgesetzten Konzept-Trilogie einen fulminanten Abschluss bescheren.

Fulminant vor allem deshalb, weil es den Hessen gelingt, noch einmal eine ordentliche Schippe draufzulegen und die bereits äußerst hörenswerten Vorgänger in den Schatten zu stellen. Das Songwriting geizt nicht mit Ohrwürmern und bleibt über die gesamte Spielzeit hinweg höchstgradig spannend. Dabei verrät der Albumtitel dem kundigen Lateiner bereits, dass diesmal die sieben „Lebensalter“ im Mittelpunkt des Interesses der Musiker gestanden haben, die von der Kindheit über die jugendliche Blüte bis hin zur Weisheit des Alters der mittelalterlichen Tradition folgend jeweils einem der damals bekannten Planeten zugeordnet sind. Jeweils zwei einrahmende Stücke an Anfang und Ende vervollständigen die Trackliste.

An den Trommeln gibt es inzwischen einen Personalwechsel zu verzeichnen. Angus von Hammerschlag ersetzt den Mitte letzten Jahres ausgestiegenen Hagen Sturmwut, ist jedoch auf „Musica Aetatis“ noch nicht zu hören. Hier sprang aushilfsweise Okusa der Bullige (ex-CORVUS CORAX) in die Bresche und verleiht CAPUD DRACONIS eine Menge Dynamik. So dürfte der wahnsinnig treibende Groove von „Merkur“ ihm zu verdanken sein. Doch auch das majestätisch-gesetzte „Jupiter“ zählt zu den Highlights, die einen so schnell nicht mehr loslassen. Mit seiner wunderbar warmen Gesangsstimme setzt Okusa bei „Saturn“ ein weiteres Ausrufezeichen. Das Stück lockert die ansonsten rein instrumental gehaltene Scheibe auf und ist mit einem Text versehen, der gleichermaßen die Abschiedsworte eines sterbenden Ritters an seinen Sohn beschreibt, wie auch ein Loblied auf die Ritterlichkeit singt. Man mag sich hier an die lyrischen Qualitäten von SCHANDMAUL erinnert fühlen, tatsächlich stammt der Text jedoch aus der Feder von Friedrich Leopold Graf zu Stolberg und hat bereits rund zweihundert Jahre auf dem Buckel.

Dass die Scheibe zu keinem Zeitpunkt zu nerven beginnt, liegt vor allem daran, dass CAPUD DRACONIS mit den zumeist dominierenden Dudelsack-Klängen nicht den gesamten Sound zukleistern, sondern den übrigen Instrumenten stets genügend Raum lassen. Hier ergänzt sich cleveres Songwriting hervorragend mit der sauberen und kraftvollen Produktion von Gitarrist Arach von Alzey. Sowohl beim aufmerksamen Zuhören und Genießen als auch als atmosphärische Hintergrundbeschallung ist „Musica Aetatis“ mit seinen wechselnden Stimmungen schlichtweg großartig. So bin ich mir letztlich auch absolut sicher, dass mir „Musica Aetatis“ als Hintergrund-Beschallung bei der nächsten Rollenspielsitzung hervorragende Dienste leisten wird.

24.03.2012

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