Captain Black Beard - Before Plastic

Review

Galerie mit 19 Bildern: Captain Black Beard - Indoor Summer Festival 2022

Mit Piraten ist es trotz Freiheitssehnsucht und Rebellentum im Metal und Rock erstaunlichweise nicht weit her. Klar: Rock ’n‘ Rolf und eine Handvoll weitere Freibeuter segeln under Jolly Roger, aber im Vergleich zu Rittern, Soldaten oder diversen Ausführungen von Verführern der Weiblichkeit haben die paar Seeräuber nichts zu melden.

Und Captain Black Beard? Tun auch nur so als ob. Im Logo kreuzen sich zwar zwei Säbel, aber inhaltlich kreuzen sich vornehmlich Herz und Schmerz. Okay, eine Kelle Freiheitssehnsucht und Rebellentum sind auch dabei. Und musikalisch? Gibt es eine meist getragene, doch recht ordentliche Schippe Hardrock, in jedem Stück veredelt durch ein fein durch die Gehörgänge perlendes Solo sowie eine ganze Reihe ungemein poppiger AOR-Refrains.

Höhepunkt ist der coole Opener „Please Come Home“, der exemplarisch irgendwo zwischen späten, also gezähmtem HELLACOPTERS und Australien loslegt, um im Refrain dann unvermittelt 23 „Oh“s aneinanderzureihen. Wenn die Perle dann nicht nach Hause kommen tut, weiß ich es auch nicht mehr. „Baby, it’s been too long.“ Und Bruce Kulick (u. a. KISS) hat auch noch ein Solo beigetragen. Die hier exerzierten musikalischen und inhaltlichen Motive werden im Weiteren nur geringfügig variiert, aber zumeist routiniert dargeboten, sodass der Fuß des Genrefreunds ebenso routiniert in leichtes Wippen, die Hände mitunter gar in engagiertes Klatschen zu verfallen drohen. Da die Schweden auf ihrem zweiten Alben gemäß dem Titel „Before Plastic“ hinreichend rocken und nie wirklich in die POISON-Falle (also die POISON um Brett Michaels, nicht die mit „Into The Abyss“ natürlich) tappen, ist das hier eigentlich eine recht runde Sache.

Im Vorteil dürfte man allerdings dennoch sein, ist man des Englischen nicht allzu mächtig – oder eben fünfzehneinhalb: „She tells the techer go to hell, but she ain’t doing very well, smokin‘ in the girls room, all she wants is to look cool.“ („Bad Girl,“, auch musikalisch der tranige Tiefpunkt) bzw. „Shout at your mother, shout at your father, I’m coming home late, so don’t stay up and wait“. („Shout“) Oder mit mehr Testosteron: „Aiming for love – let the shooting begin, aiming for love, baby let me in“. („Aiming For Love“)

Andererseits: Die Flagge des echten Blackbeard hatte bereits Sanduhr und Herz neben dem Skelett. Von daher: Ein Hoch auf die rebelische, freiheitsliebende, auf die lustvoll verliebte Jugend… Tja.

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14.07.2014

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