CAPSIZE veröffentlichen ihr Debüt „The Angst In My Veins“ über Impericon Records. Der aufmerksame Konsument weiß also schon, was ungefähr auf ihn zukommen wird. Die motivierte Band aus San Diego ballert zehn gut abgehangene Hardcore-Stücke und zwar komplett ohne Klargesang, stellenweise mit Post-Hardcore liebäugelnd. Dabei machen CAPSIZE zwar handwerklich eine gute Figur, offenbaren aber auch dramaturgische Schwächen.
Die Produktion von „The Angst In My Veins“ schmeichelt dem Sänger und gesteht ihm den meisten Raum zu. Einerseits eine gute Idee, da der Gesang und der Ausdruck wirklich großartig sind und die Balance zwischen Tragik und Aggression nahezu perfekt gehalten wird. Leider schluckt dies aber auch die Leistung der restlichen Bandmitglieder und eventuell verlassen sich CAPSIZE dadurch auch etwas zu viel auf ihren Kreischer an der Front. Riffs, Drums und Bass sind ordentlich – aber leider nicht mehr und kreative oder gar innovative Momente sucht man leider vergeblich. Nach einem polternden Einstieg in Kombination mit einem gewissen melancholischen Tiefgang, steigen CAPSIZE mit „Linger“ und „Pale“ ganz ansprechend ein. Nach und nach nimmt die Truppe dann immer weiter das Tempo raus, wiederholt sich und die richtigen Joker ziehen die Jungspunde sogar erst zum Schluss. „Complacent“ bietet dann, was man bei den restlichen Liedern schmerzlich vermisst – endlich einen Widerhaken, inform eines prägnanten Refrains. Seltsamerweise fällt dann nach mehreren Durchläufen auf, dass genau dieser Refrain eigentlich in jedes der restlichen Stücke gepasst hätte. Das folgende „Numb“ lässt mit seinem düsteren Einstieg schon fast eine brachiale Doom- oder sogar Black Metal-Wende vermuten, findet dann aber auch rasch zum bereits bekannten Schema zurück.
CAPSIZE verzichten auf melodisch-klaren Gesang und die übliche Alibi-Ballade – löblich, aber Gangshouts wären ein denkbarer Ausgleich gewesen. Auch Klanglich gibt es Ansätze für Verbesserungen, die Dominanz des Gesanges und der mangelnde Bumms beispielsweise. Die Band wirkt noch nicht homogen und eingespielt genug, um wirklich song-dienlich oder gar spannend zu komponieren. Grundsätzlich kentert die Band aber nicht und der Hörer darf sich auf solides Hardcore-Handwerk gefasst machen. Live und im Kollektiv zünden die Lieder sicherlich besser (bald zu bestaunen auf der „Impericon Never Say Die!-Tour). Auf Platte kann das Material nicht durchgehend mitreißen. CAPSIZE reihen sich mit „The Angst In My Veins“ also ganz ordentlich in die Impericon-Familie ein, zeigen aber momentan keine Zugpferd-Ambitionen und lassen noch Luft nach oben.
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