Cappanera - Cuore Blues Rock'N'Roll
Review
Der Name CAPPANERA lässt selbstverständlich sofort an Italen als Herkunft denken, auch wenn wohl nur die wenigsten Zeitgenossen außerhalb wissen werden, dass es sich hierbei um ein Nebenprojekt der beiden STRANA OFFICINA-Gründungsmitglieder Fabio und Roberto CAPPANERA gehandelt hat.
Zu Beginn der 90er Jahren waren diese beiden Musiker auch unter diesem Banner durchaus erfolgreich unterwegs und konnten bereits mit ihrem Debüt „Non cè piu’ Mondo“ in der Heimat reüssieren. Von ihrer offenbar durchaus radiotauglichen Melange aus Rock mit einem bluesigen Unterton und jeder Menge AOR war auch der italienische Warner-Ableger durchaus beeindruckt, so dass man CAPPANERA Unterstützung für das im Jahr 1993 avisierte zweite Album anbot. Mit SABOTAGE-Sänger Adolfo „Morby“ Morbiducci, der sich später auch bei DARK LORD, TIME MACHINE und DOMINE als Frontmann etablieren sollte, wurde ein geeigneter Vokalist gefunden und mit Andrea Castelli schließlich ein Bassist rekrutiert um mit den Arbeiten loszulegen.
Ein fataler Schicksalsschlag sollte der Band jedoch noch kurz vor Unterzeichnung des Deals mit Warner ein jähes Ende bereiten, denn Fabio und Roberto kamen im Jahr 1993 bei einem folgenschweren Autounfall ums Leben. Der Name CAPPANERA wird seit jenen Tagen innerhalb der Musikszene Italiens ehrfürchtig als Kultobjekt gehandelt und erst jetzt, fast 20 Jahre später, wagt man es die beiden Protagonisten posthum zu ehren.
Die nächste Generation nämlich, Rolando (Roberto’s Sohn) und Dario (der Filius von Fabio) Cappanera – beide übrigens seit der Reunion auch Mitglieder von STRANA OFFICINA – haben sich dazu durchgerungen das Werk der Väter zu vollenden. Rolando übernahm die Fertigstellung der Schlagzeugspuren, während sich Dario, wohl ebenso ganz im Sinne seines Vaters an der Sechsaitigen betätigte. Bassist Andrea Castelli nahm seine bereits existierenden Bass-Tracks sogar neu auf, dem Aufruf das Vermächtnis der Band CAPPANERA zu verwalten, kamen selbstredend jede Menge weitere Musiker der italienischen Szene nach und so erhält man ein kompositorisch abwechslungsreiches Album, dessen Inhalt vom US-Radiorocker, über schwermütige Bluessounds, bis hin zum balladesken Stoff reicht und sich – trotz seines „Altertumswertes“ als zeitlos klingendes Werk entpuppt. Der Gesang in der Muttersprache bleibt zwar nach wie vor eher Geschmackssache, fügt sich jedoch vor allem in den eher getragenen Passagen perfekt ein und sorgt obendrein für hohen Wiedererkennungswert.
„Cuore Blues Rock’n‘Roll“ ist demnach ein historisch wertvolles Stück italienischer Musikgeschichte, das auch internationale Beachtung finden sollte. Und zwar nicht nur dieser familiären „Endbearbeitung“ wegen, sondern nicht zuletzt auf Grund der Tatsache, dass den beiden „Urvätern“ der Hardrock-Szene ihrer Heimat – die Gründung von STRANA OFFICINA erfolgte bereits anno 1970! – hiermit endlich ein gebührendes Denkmal errichtet wird.
Rolando, Dario, euch gebührt mein tiefster Respekt! Eure Väter wären sehr, sehr stolz auf Euch!