Capilla Ardiente - Bravery, Truth And The Endless Darkness

Review

Mit Vorschusslorbeeren ist es immer so eine Sache. Journalisten und Fans sind von einem Demo oder einer EP derart begeistert, dass sie der bejubelten Band eine Bürde auferlegen, an denen sie zu zerbrechen droht. In der Musikgeschichte gibt es hierfür zahlreiche Beispiele und auch die chilenischen Doom Metaller CAPILLA ARDIENTE wurden für ihre Debüt-EP “Solve Et Coagula” (2009) mit eben jenen Vorschusslorbeeren überhäuft. Insofern stellt sich auch beim Debütalbum “Bravery, Truth And The Endless Darkness” die Frage, ob CAPILLA ARDIENTE den hohen Erwartungen gerecht werden können.

Um die Kritiker und Fans auf ihre Seite zu ziehen, hat das Quartett vier überlange Stücke aufgenommen, die genau der Essenz des Doom Metal entsprechen. Auf “Bravery, Truth And The Endless Darkness” regieren tonnenschwere Riffs, schmerzerfüllter Gesang, sowie epische Arrangements bestimmen hier die Szenerie. Da zwei der vier Musiker ihr Werk auch bei PROCESSION verrichten, dürfte es nicht verwunderlich sein, dass der Vergleich gezogen wird, zumal Felipe Plaza Kutzbach bei beiden Bands hinter dem Mikro steht. Ein anderer Einfluss, der immer wieder im Kontext mit den Chilenen genannt wird, sind die schwedischen Doom-Götter CANDLEMASS. Und auch dieser Vergleich passt ganz gut. Zumindest wenn man das Frühwerk der Skandinavier zugrunde legt. Es sind diese ergreifenden Momente, die auch den Reiz von “Bravery, Truth And The Endless Darkness” ausmachen. Die Kombination aus Melancholie, Weltschmerz und hypnotisierenden Riffs im BLACK SABBATH-Stil gelingt den Chilenen beinahe so perfekt wie den Schweden in der  “Epicus Doomicus Metallicus”- und “Nightfall”-Ära. Hinzu kommt ein feines Gespür für Abwechslung und Spannungsbögen innerhalb der immer über zehn Minuten langen Songs. Hier und dort wird das Tempo an genau den richtigen Stellen variiert, so dass die Riffs nie zu lange im Gehör verweilen und langweilig werden. Die dezent eingestreuten akustischen Intermezzi unterstreichen zudem die besondere Atmosphäre die CAPILLA ARDIENTE auf “Bravery, Truth And The Eternal Darkness” erschaffen. Was der Band bei aller musikalischer Finesse aber abgeht, sind die Hymnen. Die vier Songs (plus ein Intro und ein kurzes Instrumental) gehen alle unter die Haut und sind sehr emotional gehalten, aber der eine Übersong fehlt – trotz vieler genialer Momente – auf dem Debüt der Chilenen.

Ansonsten ist auf “Bravery, Truth And The Eternal Darkness” alles im grünen Bereich. Ob die Platte wirklich, wie oftmals kolportiert, das beste Doom-Metal-Album seit “Nightfall” ist, lasse ich einmal dahingestellt. Was man CAPILLA ARDIENTE aber bedenkenlos attestieren kann, ist, dass ihr Debütalbum eines der heißesten Eisen im Doom-Kosmos anno 2014 sein dürfte.

 

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18.06.2014

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