Cantique Lépreux - Paysages Polaires

Review

Aus der Black-Metal-Szene von Québec schleicht sich Ende November eine weitere vielversprechende Band dieses Fleckchens Erde nach Europa: CANTIQUE LÉPREUX aus dem Umfeld von FORTERESSE (Bassist Matrak Tveskaeg ist als Gitarrist bei FORTERESSE dabei, Drummer Cadavre spielt dort seit kurzem bei Liveshows das Schlagzeug) schicken sich an, ihr zweites Album „Paysages Polaires“ zu veröffentlichen. Der erste Eindruck von dieser Platte ist, dass man es mit einer weiteren Veröffentlichung nach Art von FORTERESSE oder MONARQUE zu tun hat – aber weit gefehlt!

CANTIQUE LÉPREUX kommen unverkennbar aus Québec …

Denn hört man genauer hin, lässt man die Platte ein bisschen auf sich wirken, dann bestätigt sich zwar, dass CANTIQUE LÉPREUX auf „Paysages Polaires“ durchaus ihre Parallelen zu anderen Bands ihrer Heimatstadt haben. Gleichzeitig aber hört man auch heraus, dass das Trio etwas vielschichtiger zu Werke geht. So bietet „Paysages Polaires“ zwar durchaus viel von dem hypermelodischen Uptempo-Black-Metal, für den die Szene von Québec bekannt ist, aber CANTIQUE LÉPREUX schlagen darauf eben auch andere Töne an.

… aber das ist längst nicht alles, was sie auf „Paysages Polaires“ zu bieten haben!

Zum Beispiel depressive Töne, und dann erinnert man sich: Ach ja, da war ja noch was in Québec! Nämlich GRIS, die 2007 mit „Il Était Une Forêt…“ ein unterschätztes Werk aus der Hochphase des Depressive/Suicidal Black Metal veröffentlichten. An die erinnern CANTIQUE LÉPREUX stückweise auf angenehme Weise – oft hört man diese Art von Black Metal schließlich nicht mehr, seitdem depressive Moods meistens mit dreifachverhallten Post-Rock-Gitarren ausgedrückt werden.

Aber nicht nur das: CANTIQUE LÉPREUX beherrschen es obendrein, auch mal das Tempo rauszunehmen. Statt in beständiger Höchstgeschwindigkeit ihre Melodien herunterzuholzen, tun sie dies auch mal mit einem gewissen schwarzen Groove. Und generell beschreibt „Paysages Polaires“ mehr als nur die grimmige Melancholie, die man mit Bands wie FORTERESSE oder MONARQUE assoziieren würde: Mal ist das Album verspielt, mal bestechend einfach und auf den Punkt gebracht. Hier klingt die Musik grimmig, dort depressiv. Hier klingt der Black Metal modern, dort nach der ganz alten Schule.

Kein perfektes Album – dabei war es so nah dran!

So gelingt CANTIQUE LÉPREUX das Kunststück, ein Black-Metal-Album rauszubringen, das zwar unverkennbar nach Québec klingt, aber eben auch andere Einflüsse gelten lässt. Damit steht es ungefähr mittig zwischen ihren Homies und den nordeuropäischen Kollegen, und Fans beider Spielarten des Black Metals sei „Paysages Polaires“ wärmstens ans Herz gelegt. Allerdings muss auch die Warnung ausgesprochen werden, dass dieses Album kein reines Hitalbum ist, das nur aus Volltreffern besteht. Leider wälzen sich CANTIQUE LÉPREUX nämlich oft ein bisschen zu lange in ihren Ideen, kosten diese ein bisschen zu lange aus – und so wird dann aus eigentlich sehr spannenden Ideen ein Stück ungewollter Monotonie, die „Paysages Polaires“ nicht nötig hätte. Das ändert nichts daran, dass dieses Album ziemlich großes Black-Metal-Kino ist, aber es ist dadurch eben auch ein gutes Stück von der Perfektion entfernt, nach der es eigentlich hätte greifen können.

28.11.2018
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