Cantata Sangui - On Rituals And Correspondence In Constructed Realities

Review

Gut Ding will Weile haben. Manche musikalischen Werke brauchen eben ein Quäntchen mehr Zeit, um zur vollen Entfaltung zu gelangen. So auch im Fall der Finnen CANTATA SANGUI, die vor zehn Jahren ihre ersten Gehversuche unternahmen und nun ihr erstes Album vorstellen.

Dass im Metal immer noch viel bewegt werden kann, beweist das Sextett mit seiner eindrucksvollen Melange aus Doom und Gothic, progressiven Elementen, klassischen Einflüssen sowie Death- und Black-Metal-Versatzstücken – ein wahrer Ohrenschmaus für Freunde avant-gardistischer Klänge.
Bereits nach kurzer Zeit offenbart sich dem Hörer, dass sich hinter dem etwas sperrigen Titel „On Rituals And Correspondence In Constructed Realities“ ein facetten- und ideenreiches Album verbirgt. CANTATA SANGUI meistern in ihren Kompositionen den Spagat zwischen komplexen Strukturen, vielschichtigen Arrangements und einer klaren Linie. Sie folgen höchsten Ansprüchen an sich und die Musik, ohne aber den Hörer mit überbordendem und verkopftem Schwulst auf die Pelle zu rücken.

Der Einstieg mit „We’ll Have It On Us“ geschieht nach dem atmosphärischen Intro zunächst brutal mit Black-Metal-typischem Schlagzeuggetrümmer, doch schon bald verfolgt das Stück eine ‚gemäßigtere‘ Linie, dominiert vor allem durch klaren Gesang von Frontfrau Anna und den starken Melodien des Refrains. Die Band zeigt sich sofort von ihren besten Seiten, und halten sich über die ganze Länge des Albums nicht damit zurück.
Die Kombination der verschiedenen Stile geschieht fließend, ohne Reibung aber mit dezenter Kontrastierung. Auffallend stark sind die satten Saitenklänge, was ganz einfach daran liegt, dass die Gitarrenlinien von zwei Bassisten gespielt werden, die mit virtuosem Spiel glänzen, sowohl gemeinsam als auch in Solomomenten.

Überhaupt hat „On Rituals…“ eine instrumentale Fülle zu bieten, Streicher, diverse Blasinstrumente und Keyboards sorgen für die atmosphärische Grundierung der melodiestarken Songs. Auch der Gesang kann sich hören lassen, Anna mit ihrem klaren, angenehmen Sopran und Kari, der Anna im Duett begleitet, als Erzähler mitwirkt oder auch mal echte Growls loslässt.
Man bewegt sich größtenteils auf eigenem Terrain, aber ein paar kleien déjà-vú-Erlebnisse gibt es dennoch. Gerade durch die energetische, melancholisch geprägte Doom-Komponente erinnern mich CANTATA SANGUI stellenweise an Bands wie MADDER MORTEM oder UNHOLY.

Anspieltipps gibt es auf diesem starken Debüt einige, als Highlights entpuppten sich in meinen Ohren besonders schnell das schon erwähnte „We’ll Have It On Us“, „Broken Stars“, „For The Forgotten One“ und „No Longer In The Eyes Of Aletheia“.

27.01.2009

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