Cannabis Corpse - Tube Of The Resinated

Review

Kleiner Tipp für den emphatischen Betrachter des Covers: Auch wenn die Wahl deiner Körperteile etwas willkürlich erscheinen mag – hier eine Hand, da ein Stückchen Darm – so mögest du dich dennoch bitteschön nicht beklagen. Denn wem wird schon sonst noch die Ehre zuteil, Bongfüllung des Monats in Colonel Kurtz‘ okkulter Geheimloge der pinkfarbenen Apokalypse zu werden? Eben. Versuche, es zu genießen!

Letzteres wird schließlich durch den zugehörigen Soundtrack befördert. Denn die mittlerweile zu viert aufspielenden CANNABIS CORPSE um Landphil von Municipal Waste und seinen Bruder haben für Death-Metal-Junkies mit ihrem Zweitwerk von 2008 gutes, kaum gestrecktes Zeug am Start.

Gehuldigt wird abermals der reinen Lehre. Warum allerdings das Label angesichts der Wiederveröffentlichung des Albums gleich die gesamte Altherren-Riege des Florida-DM als Bezugspunkt bemühen muss, erschließt sich mir nicht: In Richtung DEICIDE zum Beispiel fehlen sowohl der grollende Vokal-Fanatismus eines Glen Benton als auch die durchgehende Double-Bass-Attacke. Und ebenso wenig gibt es die ultratiefen Riff-Morbiditäten von OBITUARY oder das unerreichte Wortfetzen-Gekotze eines John Tardy.

Aber allgegenwärtig sind natürlich weiterhin CANNIBAL CORPSE. Und im Vergleich zum Debut „Blunted At Birth“ hat nicht nur die Produktion deutlich mehr Wumms, auch die Songs an sich können mehr: Das Tempo wird bei aller Kiffer-untypischen Rasanz durchaus mal verschleppt, der Rhythmus verschoben, regelrecht Groove entwickelt (z. B. bei „Mummified in Bongwater“), die Gitarre spendiert neben zig markanten Riffs auch regelmäßig kleine melodische Licks und hin und wieder Soli, die diesen Namen (im Ansatz) auch tatsächlich verdienen (z. B. in „Gallery Of Stupid High“).

Unter dem Strich sprechen wir hier zwar nicht von einem zukünftigen Klassiker, aber doch von einer starken Genre-Scheibe, deren zwinkerndes Auge mir zudem deutlich mehr zusagt als die zuckende (post-)adoleszente Schlagader vieler direkter Vorbilder.
Denn unter uns (aber echt geflüstert und nicht zum Weitersagen): Ich bin auf dem Weg zum Konfirmanden-Unterricht, wenn ich vorfreudig aus dem Unterbewussten vor mich hin trällere, irgendwie doch lieber „Addicted To Hash In A Tin“ als „To Vaginal Skin“.

Gleiches gilt für „Fucked with Northern Lights“ resp. „… A Knife“. Wegen Zivilisation und alles…

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11.10.2013

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