CANNABIS CORPSE nennen ihr neues Album „Left Hand Pass“. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang: Die linke ist die böse Hand. Mit ihr verrichtet man Unhygienisches und ist ungeschickt oder Flanders. Sie weist den Weg in die Sünde.
CANNABIS CORPSE kommt das insofern entgegen, dass ihnen weiterhin keine Säulenunheiligen des Death Metal ausreichend Respekt einflößen, um hinsichtlich ihrer Lyrik unangetastet zu bleiben: „Grass Obliteration“. „In Battle There Is No Pot“. „Papyrus Containing The Spell To Protect Its Possessor Against Attacks from He Who Is In The Bong Water“. „Left Hand Pass“. Alle Wetter!
„Left Hand Pass“ ist nur lustig verpackt
Sie kommen damit durch, die drei Helden, einmal mehr. Aber nur, weil Landphil Hall (MUNICIPAL WASTE, IRON REAGAN) und seine Kompagnons weiterhin nicht vollkommen irre sind und die Musik selbst von jedweder satirischer Anwandlung frei halten. THC(C) hin oder her – dass sie sich dann ein paar Gefangen hätten, ist ihnen hörbar bewusst. Niemand treibt Schindluder mit einem Riff von BOLT THROWER. Niemand fasst SUFFOCATION in die Greifhand.
„Left Hand Pass“ kann wie seine Vorgängerinnen abseits direkter musikalischer „Zitate“ vielmehr als durchaus kompetente Huldigung des klassischen Death Metal begriffen werden. Was CANNABIS CORPSE mehr riffend als kiffend liefern, ist ein voll auf Vertrautes und Bewährtes setzender, routiniert komponierter und versiert dargebotener Ausflug ins Genre-Kerngebiet. Grenzregionen werden nicht gestreift und der Schwerpunkt liegt wie gehabt mehr auf den USA, besonders Florida, als Skandinavien oder England.
CANNABIS CORPSE kennen sich aus – und dennoch …
„Left Hand Pass“ enttäuscht daher nicht wirklich, doch kommt man um ein leichtes Kopfschütteln kaum herum, wo doch eigentlich ausschließlich kräftige Propeller-Bewegungen standesgemäß wären: Weder verfügen CANNABIS CORPSE über ein musikalisches Alleinstellungsmerkmal noch haben sie die großen Ohrwurm-Hits oder die wirklich böse Aura. Das geht 37 Minuten ganz gut los und niemand vom Fach wirft der Band ernsthaft irgendwas vor und auf den Bühnen der einschlägigen Clubs auch garantiert keine Bierdosen an den Kopf. Allerdings möchte man bei aller prinzipiellen Liebe nach Genuss von „Left Hand Pass“ auch niemandem die Haut vom Gesicht ziehen, man lässt vermutlich Jesus in Ruhe und verspürt auch nicht den Drang, die Sonne totzutreten.
Und so läuft es abschließend auf eine Phrase hinaus, vielleicht die tödlichste: Hardcore-Fans von CANNABIS CORPSE oder Alleskäufer (bzw. -Hörer) dürfen zuschlagen. Alle anderen mit begrenztem Zeitfenster und noch Lücken hinsichtlich der Klassiker oder diejenigen Nostalgiker mit einer tatsächlichen Musiksammlung zum Anfassen und finanziellem Engpass greifen 2017 vielleicht dann doch besser zu den Originalen von DEICIDE, von CANNIBAL CORPSE, von SUFFOCATION.
Den Witz nicht verstanden? „Left Hand Pass“ hat nix mit der Bösen Hand zu tun, sondern ist die Richtung, in der man den Joint weiterreicht. „Pass the Kouchie on the Left Hand Side“, you know? https://www.youtube.com/watch?v=k05n4xpXFeI
… Und eine Anspielung auf den „left hand path“, was vereinfacht gesagt was mit Satanismus und damit dem Bösen zu tun hat. Selbiges ist nebenbei auch noch ein (Klassiker-)Album von Entombed, von daher: der Autor hat, ebenso wie du, irgendwie Recht.
Das erste Corpse Album mit dem ich etwas anfangen kann und dann ist es nur Durchschnitt?
Ok, ist auch nicht ganz mein Gebiet, diese Trash-Death Mutation, aber das hier gefällt mir!