Sind wir mal ehrlich: Die wenigsten Menschen hören sich die Musik von Death Metal-Bands wie CANNIBAL CORPSE oder BLOODBATH wegen der facettenreichen Lyrics an. Mancher Chirurg mag angesichts des humanmedizinischen Fachvokabulars möglicherweise aufhorchen, im Grunde geht es aber nur darum den menschlichen Körper möglichst eloquent leiden zu lassen.
Aus diesem Grund funktionieren CANNABIS CORPSE auch als ernstzunehmende Prügeltruppe. Dass der Titel des vierten Studioalbums „From Wisdom to Baked“ mehr schlecht als recht an den GORGUTS-Klassiker „From Wisdom to Hate“ aus dem Jahre 2001 angelehnt ist, kann man mit etwas THC im Blut lustig finden, oder es einfach ignorieren. Ähnlich sieht es mit Songtiteln und Lyrics aus. Was nun gehaltvoller ist, Titel wie „Fucked With a Knife“ oder „Individual Pot Patterns“, das darf jeder für sich selbst entscheiden.
Musikalisch ist das Material jedoch grundsolide. Phil Hall, zuvor schon durch seine Tätigkeit bei MUNICIPIAL WASTE bekannt, sein Bruder Josh und Brent Legion an der Gitarre, bilden zusammen mittlerweile ein verdammt tightes Trio, dem man den ausgiebigen Marihuana-Konsum angesichts der Geschwindigkeitssphären des Materials kaum glauben mag. An allen Ecken werden die namensgebenden Vorbilder von CANNIBAL CORPSE zitiert, ohne dass man sich hinter den Kannibalen verstecken müsste. Auch MORBID ANGEL und OBITUARY lassen sich mehr als deutlich aus dem Sound heraushören. Stimmlich hat Phil Hall dem Corpsegrinder in Sachen Abwechslungsreichtum und Spektrum sogar noch einiges voraus. Sowohl tiefe Growls als auch Screams kommen dem Mann deutlich artikulierter über die Lippen als dem WoW-zockenden Vorbild.
Hinzu profitiert „From Wisdom to Baked“ von seiner, im engen Rahmen des Genres, doch recht großen Stilvielfalt. „Considered Dank“ und „THC Crystal Mountain“ kokettieren stellenweise mit melodisch-abgründigen Leadgitarren, die eine angenehme Abwechslung zum sonstigen disharmonischen Geknüppel darstellen. Nicht umsonst ist zumindest der letzte Song namentlich an „Crystal Mountain“ von DEATH angelehnt. Ein Song wie „With Their Hash He Will Create“ weiß wiederum durch heftigen Groove zu überzeugen.
CANNABIS CORPSE sind mehr als eine Death Metal-Parodie. Während die Marihuana-Thematik dem Genre und seiner Einfallslosigkeit den Spiegel vorhält, tritt die Musik auf „From Wisdom to Baked“ gehörig Ärsche. Klar, hier wird viel zitiert und kaum Neues gebracht. Wenn man damit aber ein durchweg hörenswertes Album liefern kann, ist das absolut in Ordnung. Wenn also übermäßiger Gras-Konsum bei allen Bands zu solchen Ergebnissen führt, sage ich ganz klar: „Legalize it!“
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