Heiliger Iommi! Als CANDLEMASS letztes Jahr nach mehr als 30 Jahren die Rückkehr von Ur-Sänger Johan Langquist verkündeten, waren die Erwartungen an die nächste Scheibe der schwedischen Doom-Pioniere unfassbar groß. Kein Wunder, schließlich öffneten Bassist und Bandgründer Leif Edling und seine Kollegen mit ihrem legendären Debüt „Epicus Doomicus Metallicus“ dem damals noch recht jungen Genre Tür und Tor. Mehr als passend also, dass die neue Platte des Epic Doom-Gespanns den verheißungsvollen Titel „The Door To Doom“ trägt. Ob CANDLEMASS allerdings nach all den Jahren noch den richtigen Schlüssel haben, lest ihr hier!
CANDLEMASS – Lebende Legenden
Nun gut, das mit den wegweisenden Debütalben ist so eine Sache: Zum einen erarbeiten sich Bands so recht schnell einen gewissen Legendenstatus, zum anderen jedoch wird der Erstling immer und immer wieder als Maßstab für das restliche Schaffen verwendet. Schön blöd also, wenn nach dem Debüt nur noch heiße Luft kommt und man bestenfalls noch ein paar Jährchen von seinem Ruf zehren kann. Was CANDLEMASS angeht, müssen sich jedoch weder Fans noch die Musiker selber Gedanken machen. Auch 30 Jahre nach ihrem epischen Erstwerk bleiben die Schweden eine Hausnummer, an der es für Doom-Enthusiasten kein Vorbeikommen gibt.
Der Opener „Splendor Demon Majesty“ zeigt: CANDLEMASS bleiben ihrem Erfolgsrezept aus schwer-stampfenden Riffs, epischer Melodiösität und treibender Rhythmik treu. Warum nicht, hat man die Formel einmal geknackt, muss man schließlich keine unnötigen Wagnisse eingehen. Eines fällt jedoch sofort auf: Gab es bei „Epicus Doomicus Metallicus“ noch Kritiker, die von Johan Langquivsts gesanglicher Leistung nicht vollends überzeugt waren, kann man diese auf „The Door To Doom“ nur schwer kritisieren. Die bedrohlich-dramatische Nuance in seiner Stimme geht Hand in Hand mit dem drückenden, atmosphärischen Sound der Platte.
Und CANDLEMASS legen tatsächlich noch eine Schippe obendrauf! Was macht man, wenn man ohnehin schon als Mitbegründer eines Genres gilt? Genau, man lädt sich mal eben den Urvater des Doom Metals für ein virtuoses Gastsolo ein. Tatsächlich sorgt Gitarrengott und BLACK SABBATH-Legende Tony Iommi auf „Astorolus – The Great Octopus“ für ein wirklich spektakuläres Solo, welches dem ohnehin sehr düsteren, stimmungsvollen Song den letzten Feinschliff verleiht. „Bridge of the Blind“ erweist sich als tieftraurige Ballade, die vor allem dank ihres gefühlvollen Gitarren-Arrangements glänzen kann – authentisch, atmosphärisch, emotional. „Death’s Wheel“ schafft für all diejenigen, denen das gerade Gehörte zu soft war, Abhilfe. Die Nummer ist eine bitterböse Riff-Dampfwalze direkt aus dem Doom-Handbuch.
Absolutes Highlight des Albums ist jedoch fraglos der Trip ins „House of Doom“. CANDLEMASS nehmen den Hörer mit auf eine rasante Reise, die vorbei an schwermetallisch-gallopierenden Verses, dem unfassbar epischen Gänsehaut-Chorus und der tiefdüsteren Orgel-Bridge führt und schließlich in einem schweißtreibenden Gitarrensolo endet, bei dem selbst der oben erwähnte Doom-Urvater Iommi feuchte Augen bekommen dürfte. Noch zwei, drei Songs auf diesem Niveau und „The Door To Doom“ wäre fraglos eine 10/10. Und auch wenn das große Finale „The Omega Circle“ nicht ganz an den vorangegangenen Track herankommt, so kann die Nummer doch mit ihrem schaurig-schönen Akustikintro, dem schleppend-kraftvollen CANDLEMASS-Sound und dem vor Rock ’n‘ Roll-
„The Door To Doom“ – Der Generalschlüssel des Doom Metals
CANDLEMASS beweisen einmal mehr, warum sie neben Genregrößen wie SAINT VITUS, WITCHFINDER GENERAL oder PENTAGRAM als absolute Genrebegründer des Doom Metals gelten. Dabei bedienen sich die fünf Schweden zwar nicht unbedingt neuer Elemente, verfeinern aber dennoch ihren Sound stetig und liefern mit „The Door To Doom“ ein unfassbar abwechslungsreiches und spannendes Album, das jede Menge Höhen und so gut wie keine Tiefen hat. Damit zementieren Leif Edling und seine Mitmusiker auch mehr als 30 Jahre nach ihrem Debüt ihren Ruf als Genre-Institution. „The Door To Doom“ ist zwar nicht das beste Doom-Album der letzten Jahre, spielt jedoch ganz weit oben mit. Wer die Platte also nicht mindestens einmal durchhört, dem wird die Tür zu einer der Doom-Offenbarungen des Jahres wohl für immer verschlossen bleiben.
Ich glaube Leif Edling hat einfach eine besondere Art von Gen-Defekt, der es ihm unmöglich macht schlechte Musik zu veröffentlichen! Der Kerl ist in etlichen Projekten zu Gange, veröffentlicht mindestens ein Album pro Jahr und zumindest mir ist noch keine Scheibe mit seiner Beteiligung untergekommen, die nicht mindestens gut war. Klar, gerade mit Candlemass gab es in den Neunzigern eine experimentielle Phase, aber selbst die viel gescholtenen „Dactylis Glomerta“ und „From the 13th sun“ haben ihre Momente! Und was er mit Abstrakt Algebra, Krux, Doomsday Kingdom und Avatarium aufgenommen hat ist ebenfalls durch die Bank hörenswert…
Und genau so verhält es sich halt hier auch. „The Door to Doom“ ist kein zweites „Nightfall“ und auch trotz der Wieder-Rekrutierung des Originalsängers kein zweites „Epicus Doomicus Metallicus“, aber es hält locker den Standard, den sich die Band seit der Reunion erarbeitet hat.
Im Epic-Doom führt nach wie vor kein Weg an Candlemass vorbei!
Einfach genial, nicht perfekt aber genialst! Und der Gesang von Johan ist auch sehr gut und eben mit ziemlich viel Kult behaftet. Hätte nie gedacht das er wieder ein Candlemass Album einsingen wird. Bin begeistert. Das Iommi Solo hätten sie sich sparen können, die von Leif sind da irgendwie passender und eingängiger. Aber war sicher um die Promotion anzukurbeln. Gibt es nicht mehr viel dazu zu sagen. Prima! Kings of Epic Doom.
ich habe das Album, wie bisher alle von Candlemass, blind gekauft…bin aber nach großen Erwartungen ziemlich enttäuscht.
Die Songs begeistern mich nicht. Die Riffs klingen zum xten mal recycelt und uninspiriert (mit Ausnahme vom Titelstück, das ist eindeutig ein Highlight hier). Sogar der Gesang von Johan Längquist enttäuscht mich. Er ist per se nicht schlecht, klingt aber überhaupt nicht nach dem Längquist auf ‚Epicus…‘ und geht leider in Richtung ‚Powermetal-Einheitsbrei‘ was mir überhaupt nicht zu Doom im Allgemeinen und Candlemass im Speziellen passt. Es hätte hier somit genauso gut Mats Leven singen können, wäre gar kein Unterschied…Da war mir Rob Lowe bei Weitem lieber (an Messiah kommt sowieso keiner heran).
mit ‚Titelstück‘ meinte ich oben natürlich ‚House Of Doom‘
Absolut tolles Album.
Candlemass is back. Habe Sie beim diesjährigen Bang-your-Head-Festival gesehen und auch live machen die neuen Songs einen sehr guten Eindruck. Kann das Album jedem Doom-Fan nur empfehlen!
Da ist er also wieder, der Herr Langquist!
Auch wenn ich mich an Robert Lowe völlig gewöhnt hatte und ihn für die beste Wahl des Sängers hielt, hätte Langquist ruhig von Anfang an der Sänger der Band bleiben dürfen. Mir gefiel seine Darbietung auf dem Debüt nämlich sehr gut. An seiner Qualität hat sich auch über 30 Jahre später nichts geändert. Zwar muss man sich schon etwas daran gewöhnen, dass nun eben nicht mehr Lowe die Vocals gibt, aber Langquist gibt einem schon bald das vertraute Gefühl zurück und liefert voll ab. Die Songs, besonders der Opener, bestechen mit eingängigen Passagen, tollen Soli und alles klingt zu 100 Prozent nach Candlemass. Das ein oder andere Highlight mehr hätte nicht geschadet, insgesamt aber ein erneut sehr ordentliches Comeback, an dem es wenig zu Meckern gibt!