Candlemass - Psalms For The Dead

Review

Wer den epischen Doom Metal erfindet, der darf sich auch diesen ganzen extravaganten Verwirrquatsch leisten, den CANDLEMASS aktuell abziehen. Letztes Album, aber Auflösen ist trotzdem nicht. Robert Lowe, live offenbar eine Vollniete, wird auf der Bühne durch Mats Levén ersetzt, singt aber noch auf dem jetzt definitiv letzten Album „Psalms For The Dead“. Da kann man schon verstehen, dass Nuclear Blast auf dieses Theater keine Nerven mehr hatten und die Schweden vor die Tür gesetzt haben.

Den Arsch werden die sich noch abärgern, wenn sie „Psalms For The Dead“ hören, denn das ist genau das Album, das eine Band veröffentlichen muss, damit die Fans spätestens drei Jahre später auf Knien ums Weitermachen betteln. Und seien wir ehrlich, darauf wird’s doch hinauslaufen. Hoffentlich jedenfalls. Denn nach dem Genuss dieser Platte könnte man im Grunde gleich auf den Knien hocken bleiben, auf die man ohnehin gesunken ist. Auch wenn die Platte mit dem etwas sperrigen „Prophet“ langsam in die Gänge kommt, sind die dann folgenden Tracks allesamt absolute Volltreffer: „The Sound Of Dying Demons“ hat mit düsteren Chören und vielen mächtigen Toms einen schwer zu fassenden Gänsehautfaktor, das schmissige „Dancing In The Temple (Of The Mad Queen Bee)“ mit supergeiler Hammondorgel und einem Refrain zum Sterbenwollen ist ein Song im klassischen 70er-Hardrock-Format und vielleicht einer der Top5-Tracks aus fast 30 Jahren CANDLEMASS.

Aber auch in den restlichen über 30 Minuten gibt es viele fantastische („Waterwitch“, „Psalms For The Dead“ oder der für CANDLEMASS-Verhältnisse als Uptempo-Track zu bezeichnende Rausschmeißer „Black As Time“) und eine Menge gutartiger Songs zu hören. Die Mischung aus beschwingt heruntergestimmtem Rockriffing und zähen, unheimlichen Tracks steht der Platte gut und wird der stilistischen Bandbreite der Band auch gerecht. Bestechend sind ein weiteres Mal die unverschämt zielsicheren Gesangslinien und die wunderschön zeitlose Produktion – das zusammen macht „Psalms For The Dead“ zu einem der Schmuckstücke der ohnehin hochklassigen Diskographie. Da bleibt wirklich nur zu hoffen, dass Leif Edling und Konsorten den Eindruck bestätigen, den man von ihnen hat: Dass sie die Finger weder von klassischem Doom, noch von frisch gebügelten Scheinchen lassen können. Ich bin da ganz zuversichtlich.

19.06.2012
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